CH-Schluss: SMI schliesst klar im Plus – US-Wahlen beflügeln
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch beachtliche Gewinne erzielt und der SMI schliesst deutlich über der Marke von 8’800 Punkten. Das Tageshöchst lag nur wenige Punkte unter dem bisherigen Jahreshoch. Händler führten die gute Entwicklung einerseits auf eine Gegenreaktion auf die Vortagesverluste zurück, die von Gewinnmitnahmen geprägt gewesen seien. Andererseits hat der Ausgang der US-Zwischenwahlen zu einer positiven Grundstimmung an den Börsen geführt und die Kurse anziehen lassen. Bei den Mid-Term-Elections in den Vereinigten Staaten haben die Republikaner, die an der Wall Street als wirtschaftsfreundlicher als die Demokraten gelten, die Mehrheit im Senat erobert. Experten rechnen aber nicht mit einem grundsätzlichen Wandel der US-Wirtschaftspolitik.
Kaum Impulse lieferten der ADP-Arbeitsmarktbericht und der ISM-Index, welche am Nachmittag in den USA publiziert wurden. Während ersterer besser ausgefallen ist als erwartet, fiel der ISM-Index Dienste stärker als prognostiziert. Die ADP-Zahlen liefern Hinweise auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der am kommenden Freitag ansteht. Experten erwarten auch für Oktober wieder einen robusten Stellenzuwachs. Die Entwicklung am Jobmarkt ist eine der wichtigsten Orientierungsgrössen für die Geldpolitik der Notenbank Fed, die auf eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise zusteuert. Laut Marktbeobachtern schmälerte diese Aussicht die Freude über die guten Arbeitsmarktdaten.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann 1,44% auf 8’843,17 Punkte und ist damit nur noch gut 30 Punkte vom bisherigen Jahreshöchst bei 8’874,48 Punkten entfernt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,51% auf 1’308,89 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,37% auf 8’699,69 Stellen. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen alle im Plus.
Der Ausgang der US-Wahlen liess am Berichtstag auch den US-Dollar steigen. Dies stützte laut Analysten vor allem jene Grosskonzernen, die im Dollarraum tätig sind. Dazu zählen unter den Blue Chips insbesondere auch die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis (+1,8%) und Roche (+1,6%). Berenberg erhöhte zudem das Kursziel für die Novartis-Aktien. Der exzellente Fortschritt in der Pipeline verstärke die Überzeugung, dass der Wachstumspfad trotz auslaufender Patente fortgeschritten werden könne, heisst es zur Begründung. Nestlé (+0,9%) legte dem gegenüber leicht unterdurchschnittlich zu. Nichts desto trotz zeichneten die drei Schwergewichte für rund zwei Drittel des SMI-Zuwachses verantwortlich.
An der Spitze unter den Blue Chips schlossen klar Transocean (+5,6%). Die Aktien des Erdölservicekonzerns waren am Vortag vor dem Hintergrund der deutlich gesunkenen Rohölnotierungen um über 7% eingebrochen. Seit Anfang Jahr hat die Aktie mittlerweile knapp 40% an Wert verloren.
Deutlich verteuert haben sich auch Sika (+3,6%), Swisscom (+2,9%) und Lonza (+2,5%), ohne dass Neuigkeiten vorlagen. Holcim gewannen 3,0% hinzu, nachdem die Papiere an den letzten beiden Handelstagen nach den Quartalszahlen rund 4% ihres Wertes eingebüsst hatten. Die Fusion mit Lafarge ist auch aus Sicht der Franzosen auf Kurs, wie diese vorbörslich mitteilten.
Deutlich im Plus schlossen noch ABB (+2,3%), Baloise (+2,2%) und SGS (+2,1%) sowie Clariant (+1,8%) und Julius Bär (+1,9%).
UBS (+1,2% auf 16,64 CHF) gewannen in etwa im Rahmen des Gesamtmarktes. Die Credit Suisse hat das Kursziel für die Aktien nach Zahlen auf 18,50 CHF von zuvor 16,50 CHF angehoben. Die zuständige Analystin begründet dies mit den ihrer Meinung nach starken Quartalsergebnissen.
Die Schlusslichter bildeten die Papiere von Aryzta und Actelion (je +0,2%). Unterdurchschnittlich entwickelten sich auch Syngenta (+0,9%). In einem Fachmagazin wurden Vorwürfe des US-Rohstoffhändlers Cargill aufgerollt, Syngenta habe gentechnisch veränderten Mais ohne eine dortige Zulassung nach China verkauft. Laut «Natural News» stehen Klagen in Milliardenhöhe im Raum.
Das Hauptereignis am breiten Markt war der erste Handelstag von Molecular Partners: Nachdem der Börsengang vor zwei Wochen noch abgebrochen worden war, ging nun das IPO doch noch über die Bühne. Die Aktien des Biotech-Unternehmens eröffneten deutlich über dem Ausgabepreis von 22,40 CHF, gaben dann zwischenzeitlich nach, um in der zweiten Handelshälfte wieder zu steigen. Die Titel schlossen bei 23,35 CHF.
Im breiten Markt hat ausserdem New Venturetec Resultate vorgelegt (+4,6%), welche die Investoren überzeugten. Die Verluste vom Vortag wurden damit jedoch nur zum Teil kompensiert. Positiv entwickelte sich noch Alpiq (+4,7%), nachdem die Aktie zuletzt getaucht war. Die mit Abstand grössten Verluste verzeichneten Progressnow (-48,6%), jedoch wurden lediglich gut 600 Titel gehandelt. (awp/mc/pg)