Lonza hält am Holzbehandlungsgeschäft fest – Aktie auf Tauchgang
Lonza-CEO Richard Ridinger.
Basel – Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza macht eine Kehrtwende und verkauft das Holzbehandlungsgeschäft nun doch nicht. Das ist nicht nach dem Geschmack der Investoren und wenngleich die Geschäfte – bis auf die Wasserbehandlung – nach Angaben des Unternehmens gut unterwegs sind, gehen die Lonza-Aktien auf Tauchgang. Ein happiger Abschreiber auf das Teva Joint-Venture und eine leichte Prognosesenkung obendrauf sind zu viel an negativen Überraschungen.
Die Kaufangebote für die Sparte Wood Protection hätten nicht den Erwartungen entsprochen. Zudem verzeichne das Geschäft eine gute Dynamik, teilte Lonza am Freitag mit. Der Basler Konzern war im Rahmen der Übernahme der US-Firma Arch Chemicals im Sommer 2011 zu diesem Geschäft gekommen. Das neue Management um CEO Richard Ridinger hatte zwei Jahre später angekündigt, sich davon trennen zu wollen. Nun müsse sich Lonza weiterhin mit dem eher tiefmargigen Geschäft herumschlagen, so der Tenor unter Analysten.
«Wenn sich die Cashflow-Generierung das dritte Jahr in Folge gut entwickelt, dann denkt man darüber nach, besonders wenn die Angebote wirklich ungenügend sind», erklärte Ridinger an einer Telefonkonferenz. «Warum sollten wir dann Werte hergeben?»
Sorgenkind Water Treatment
Ein Sorgenkind bleibt derweil das Wasserbehandlungsgeschäft, das vor allem bei Produkten zur Reinigung von Swimming Pools daheim ist. Das Geschäft hat erneut unter den Auswirkungen des schlechten Wetters gelitten. «Wir hatten angenommen, das Geschäft würde sich nach dem schwachen Jahr 2013 nun wieder deutlich erholen», sagte Ridinger. Nun sei das Gegenteil eingetreten: Der Umsatz liege nach drei Quartalen weit unter den Erwartungen und gar unter den Vorjahreswerten.
Vom Water Treatment trennen mag sich Ridinger aber nicht: «Wir haben im Moment keine Devestitionsprojekte», stellte er klar. Der Schwerpunkt liege vielmehr darauf, das mit der ebenfalls mit der Akquisition von Arch Chemicals zu Lonza gestossene Wasserbehandlungsgeschäft weniger schwankungsanfällig zu machen. Besser als mit Schwimmbädern laufe das Geschäft mit industriellen, gewerblichen und kommunalen Kunden und hier wolle sich Lonza stärker positionieren, so der Lonza-Chef.
Guidance gesenkt
Das schwache Wasserbehandlungsgeschäft sei auch der massgebliche Grund, weshalb der Konzern die bisher in Aussicht gestellten 5% Wachstum in diesem Jahr nicht erreichen werde, erklärte Ridinger weiter. Beim Wachstum des «Kern-EBIT» – der für den Konzern massgeblichen operativen Kennzahl – hält Lonza jedoch an der Prognose von etwa 10% fest.
Während viele Marktteilnehmer nach dem starken ersten Halbjahr wenig überraschend auf eine Erhöhung der Guidance spekuliert hatten, hat Lonza nun genau das Gegenteil getan. Für das erste Semester hatte Lonza einen um 7% höheren Umsatz in Lokalwährungen präsentiert und der Kernbetriebsgewinn lag gar um 13,4% höher.
Ein Ausblick für 2015 werde im Januar kommuniziert, hiess es weiter. Der mittelfristige Ausblick bis 2018 werde dann bei den nächsten Quartalsergebnissen im April 2015 präsentiert, so Lonza.
Abschreiber auf Teva Joint Venture
Zudem wurde bekannt, dass der Anteil am Joint Venture mit dem Generikaproduzenten Teva im Wert von rund 83 Mio CHF vollständig abgeschrieben wird. Im Juli hatte der Lonza-Verwaltungsrat entschieden, die Kooperation mit Teva zu beenden. Dieser Abschreiber lässt sich zwar aus den «Kernergebnissen» herausrechnen, wird sich aber voll auf den Jahresgewinn durchschlagen, der nach sechs Monaten bei 140 Mio CHF lag. Lonza und Teva wollten zusammen Biosimilars entwickeln.
Insgesamt sieht sich der Lonza-Konzern aber nach drei Quartalen auf Kurs, sowohl im Segment Specialty Ingredients wie auch in Pharma&Biotech. Die Finanzzahlen zeigten ein weiterhin «solides» Bild, auch wenn der Einfluss des starken Frankens spürbar gewesen sei, hiess es.
Der Zwischenbericht ist nicht nach dem Geschmack der Investoren, der Aktienkurs von Lonza stürzte am Freitag um 8,6% auf 105,90 CHF ab. (awp/mc/pg)