Managervergütungen laut Ethos gemässigter
Roche-CEO Severin Schwan. (Foto: Roche)
Genf – Die Vergütungssysteme der börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz sind mit der Umsetzung der Minder-Initiative transparenter geworden. Diese Bilanz zieht die Stiftung Ethos nach einer Untersuchung der 150 grössten Unternehmen. Auch werden Manager mittlerweile gemässigter entlohnt, wie die alljährliche Studie über die Vergütungen der Führungsinstanzen ergab. Dem Aktionärsvertreter Ethos zufolge gibt es allerdings noch viel Raum für Verbesserungen.
Die Verwaltungsräte schenkten der Struktur ihres Vergütungssystems mehr Aufmerksamkeit, lobte Ethos-Direktor Dominique Biedermann am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Zürich. Insgesamt seien die Unternehmen wegen der Pflicht, die Löhne den Aktionären zur Abstimmung vorzulegen, transparenter geworden.
Die diesjährigen Generalversammlungen wurden laut dem Ethos-Chef von der Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Unternehmen (VegüV) geprägt. Die Schweizer stimmten im März 2013 für die Minder-Initiative – die sogenannten Abzocker-Initiative. Anfang Jahr trat dann die Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Unternehmen (VegüV) in Kraft.
Ethos war gegen «Minder-Initiative»
Ethos selbst hatte sich vor der Abstimmung gegen die Minder-Initiative ausgesprochen. Diese sieht unter anderem vor, dass die Aktionäre börsenkotierter Unternehmen der Wahl aller Mitglieder des Verwaltungsrates einzeln zustimmen, und dass die Anzahl externer Mandate von VRP oder CEO begrenzt werden.
Die Generalversammlung soll zudem bindend die Vergütung der Geschäftsleitung sowie des VR absegnen. Bis spätestens Ende 2015 muss in den Statuten festgelegt werden, wie diese Abstimmung durch die Aktionäre aussehen soll. Von den 150 grössten in der Schweiz kotierten Unternehmen sind 136 der Verordnung unterstellt. Von diesen hätten bereits dieses Jahr 96 Unternehmen (70%) ihren Aktionären Vorschläge für Statutenänderungen zu Vergütungsabstimmung unterbreitet, so ein Ergebnis der am Mittwoch präsentierten Ethos-Untersuchung. Als negative Beispiele nannte Direktor Biedermann die Unternehmen Sulzer und Kuoni, wo es zu einer Ablehnung der Änderungsvorschläge kam.
29 (21%) hätten bereits in diesem Jahr eine bindende Abstimmung über die Gesamtbeträge der Vergütungen für den Verwaltungsrat oder die Geschäftsleitung durchgeführt. Die Mehrheit der Unternehmen (41%) habe sich allerdings darauf verständigt, über eine maximale Summe für den variablen Teil des Lohnes im Voraus abzustimmen. Davon sei Ethos «nicht begeistert», so Biedermann. Die Stiftung spricht sich dafür aus, dass der fixe Lohne im Voraus, der variable Bonus allerdings erst im Nachhinein zur Abstimmung vorgelegt wird, um diesen an der tatsächlichen Performance des Unternehmens messen zu können.
UBS als positives Beispiel
Als positives Beispiel nannte Biedermann in diesem Zusammenhang die UBS, die entschieden habe, die Aktionäre nachträglich über den variablen Lohn entscheiden zu lassen. Unternehmen wie Nestlé, Adecco und ABB wollen dagegen prospektiv ohne Grenzwert Maximalgrenze über den gesamten variablen Lohnes abstimmen, kritisierte Biedermann.
8 % höhere Managerlöhne im Finanzsektor
Die ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte alljährliche Studie über die Vergütungen der Führungsinstanzen ergab, dass die insgesamt 1’416 Manager und Verwaltungsräte der 100 grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz 2013 im Durchschnitt 1,58 Mio CHF verdient haben. Das leichte Plus von 2% sei vor allem auf den Zuwachs der Vergütungen von 8% im Finanzsektor zurückzuführen, hiess es von Ethos. Hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang allerdings, dass diese Erhöhung geringer ausfiel als jene der Börsenkapitalisierung und der Gewinne.
Schwan bleibt der Topverdiener
Die absoluten Topverdiener der Schweizer Wirtschaft mussten sich im vergangenen Jahr entweder mit stagnierenden oder sogar schrumpfenden Löhnen und Boni begnügen. An den vordersten Positionen hat sich dennoch kaum etwas verändert, wie der Vergütungsbericht der Anlagestiftung zeigt.
Severin Schwan, der Chef des Pharma-Konzerns Roche, konnte auch 2013 seine Spitzenposition verteidigen, wenn auch nur ganz knapp. Mit einem Minus von 13% kam er im letzten Jahr auf eine Gesamtentschädigung von 13,37 Mio CHF. Sein direkter Konkurrent, Joe Jimenez von Novartis, folgt mit gleichbleibenden 13,32 Mio auf Platz zwei. Den dritten Platz belegte wie schon im Vorjahr Steven Newman, der Chef von Transocean, der knapp 13 Mio CHF erhielt. Der erste Bankmanager findet sich auf Platz fünf. Andrea Orcel, der Chef der Investmentbank der UBS, kam im letzten Jahr auf 11,4 Mio und übertraf damit seinen Chef Sergio Ermotti, der mit seinen 10,7 Mio auf Platz sieben landete.
Humer bestbezahlter VRP
Bestbezahlter Verwaltungsratspräsident war 2013 Franz Humer von Roche. Er kassierte 11,4 Mio CHF. Ihm folgen Peter Brabeck von Nestlé mit einer Entschädigung von 8,0 Mio CHF und Axel Weber von der UBS mit 6,1 Mio CHF. (awp/mc/pg)