Nachhaltige Gebäude sind mehr wert
Basel – Das neue Sustainable Investment Spotlight der Bank J. Safra Sarasin nimmt sich dem Gebäudesektor an. Der Gebäudesektor verschlingt weltweit über einen Drittel der Endenergie und ist für einen ebenso hohen Anteil an CO2-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist der Gebäudesektor aber auch derjenige, bei dem sich am kosteneffizientesten Energie einsparen lässt.
Nachhaltiges Bauen bedeutet heute jedoch weit mehr als nur Energieeffizienz, denn nachhaltige Gebäude müssen nach heutigem Verständnis auch zahlreiche soziale und wirtschaftliche Kriterien erfüllen. McKinsey hat 2007 zum ersten Mal für die USA und später auch für weitere Länder eindrücklich aufgezeigt, zu welchen Kosten sich bei Gebäuden unter Zugrundlegung des jeweils optimalen Investitionszeitpunktes CO2-Emissionen vermeiden lassen. Ein Grossteil der Massnahmen ist kostennegativ, also gewinnbringend umsetzbar. Beispielsweise liessen sich durch Effizienzsteigerungen der Lüftungssysteme im Dienstleistungssektor rund 5.8 Megatonnen CO2-Emissionen vermeiden und damit pro vermiedene Tonne 133 Euro verdienen.
Politik hat im Gebäudebereich reagiert
Inzwischen hat die Politik weltweit das Thema nachhaltiges Bauen aufgegriffen. Die Förderung nachhaltiger Gebäude verläuft je nach Land und Region unterschiedlich und meist über viele verschiedene Kanäle gleichzeitig. Einerseits wirkt der Gesetzgeber direkt durch die Verschärfung der Bauvorschriften auf eine erhöhte Energieeffizienz von Gebäuden ein. Andererseits wird nachhaltiges Bauen finanziell durch Zuschüsse und Kredite oder auch durch verkürzte bzw. erleichterte Baubewilligungsverfahren unterstützt. Ausserdem nimmt die öffentliche Hand vielerorts eine Vorbildfunktion ein, indem die eigenen oder gemieteten Gebäude erhöhten Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen müssen. Der Staat erhöht damit die Nachfrage und als Konsequenz die Preise für nachhaltige Gebäude, womit eine indirekte Förderung stattfindet. Zusätzlicher Rückenwind entsteht durch die Verteuerung der Energie (CO2-Steuern, Erneuerbare- Energie-Umlage etc.).
Lokale Wirtschaft profitiert
Ein wichtiger positiver Nebeneffekt der Fördermassnahmen ist die Schaffung lokaler Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Dieser Nebeneffekt dürfte im Nachgang an die Finanzkrise noch an Bedeutung gewonnen haben. Wenn nämlich beispielsweise ein leistungsfähiges nachhaltiges Bauprodukt oder Gerät anstelle eines Herkömmlichen verwendet wird, so führt das zu einer Investition heute und nicht zu jahrelangen Geldflüssen ins Ausland für den Kauf von fossilen Brennstoffen. Anders als beim Boom um die Förderung alternativer Energien, wo viele Gelder am Ende vom Ausland abgeschöpft wurden, ist das Baugeschäft ein lokales Geschäft und führt zu Wertschöpfung und Arbeitsplätzen vor Ort. Die politische Unterstützung für nachhaltige Gebäude dürfte deshalb von langfristigem Charakter sein.
Mehr Rendite, weniger Risiko
Für Investoren zahlt es sich aus, nachhaltig zu bauen, ganz unabhängig davon, ob sie ökologisch oder ökonomisch motiviert sind. Und zwar nicht nur aus Renditesicht, sondern auch aus einer Risikobetrachtung. Beispielsweise weisen nicht nachhaltige Immobilien ein höheres Leerstandsrisiko auf. Jüngst berichteten Makler aus Frankreich, Deutschland und den UK, dass tiefe Energiezertifikate in den Kaufverhandlungen dazu benutzt wurden, die Transaktionspreise zu senken. Solche Tendenzen werden sich künftig weiter verstärken und es ist davon auszugehen, dass nicht nachhaltige Immobilien beim nächsten Abwärtszyklus auch als erste von Leerständen und Abwertungen betroffen sein dürften. (Sarasin/mc/hfu)
- Den Sustainable Investment Spotlight mit weiterführenden Informationen und Grafiken können Sie in den Sprachen Deutsch oder Englisch als PDF bestellen: [email protected].