Finma eröffnet Konkurs gegen Espírito Santo
Schweizer Sitz der Banque Privée Espírito Santo SA in Pully VD.
Bern – Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat am 19. September 2014 ein Konkursverfahren gegen die Banque Privée Espírito Santo SA eröffnet. Die Finma stellte die Überschuldung der bereits seit Juli 2014 in freiwilliger Liquidation befindlichen Bank fest. Die privilegierten Einlagen der Bankkunden können nach heutigen Berechnungen mit den vorhandenen Mitteln der Bank vollumfänglich und schnell zurückerstattet werden, wie die Finma am Freitag in einer Mitteilung schreibt.
Im Rahmen ihrer engen Beaufsichtigung der in Liquidation befindlichen Banque Privée Espírito Santo SA stellte die Finma fest, dass die Gesellschaft überschuldet ist. Der Status «in Liquidation» führte dazu, dass die Bank ihre Aktiven neu und strenger bewerten musste. Zudem muss eine Gesellschaft in diesem Status Rückstellungen bilden, um die Geschäftstätigkeit bis zur Rückgabe der Banklizenz trotz stark reduzierter Erträge ausüben zu können. Die vorhandenen Eigenmittel der Schweizer Bank reichen nicht mehr aus. Eine Rekapitalisierung durch die bisherigen Aktionäre kam nicht zustande, weil die zum Konzern Espírito Santo gehörigen Muttergesellschaften selbst insolvent sind. Vor diesem Hintergrund eröffnete die Finma den Konkurs über die Bank und ernannte einen Konkursliquidator.
Schweizer Bank im Sog der Probleme der portugiesischen Gruppe Espírito Santo
Seit mehreren Monaten mehrten sich die finanziellen Probleme in Teilen des portugiesischen Mischkonzerns Espírito Santo. Verschiedene Holdinggesellschaften des Konzerns stellten in der Folge ihre Zahlungen auf von ihnen emittierte Wertschriften ein und wurden unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. Die Banque Privée Espírito Santo SA selbst war gegenüber diesen Holdings nicht wesentlich exponiert. Dennoch stellte der mit dem Zusammenbruch des Konzerns einhergehende Vertrauensverlust die Schweizer Gesellschaft vor erhebliche Probleme. Zumal sie nicht in die von den portugiesischen Behörden angeordnete Sanierung des portugiesischen Stammhauses einbezogen wurde.
Sommer 2014: Finma fordert konkrete Massnahmen
Die Finma beaufsichtigte die Schweizer Gesellschaft in dieser ganzen Phase eng. Sie forderte von der Bank konkrete Massnahmen, um der akuten Krisensituation zu begegnen. In der Folge entschloss sich die Banque Privée Espírito Santo SA im Juli 2014, wichtige Teile ihres Kundenstammes an die CBH Compagnie Bancaire Helvétique SA zu veräussern. Durch diesen Verkauf zu fairen Marktpreisen konnte die Banque Privée Espírito Santo SA ihre Bilanz kürzen und die Kapitalbasis leicht stärken. Gleichzeitig gab sie bekannt, dass sie ihre Geschäftstätigkeit einstellen und die Gesellschaft freiwillig liquidieren werde. Aufgrund dieser Massnahmen reduzierte sich die Bilanzsumme der Bank erheblich von rund 600 Millionen Franken im Juni 2014 auf heute noch rund 80 Millionen Franken, nach Berücksichtigung erforderlicher Rückstellungen. Damit reduzierte sich auch die Anzahl der vom Konkurs betroffenen Einleger.
Privilegierte Kundenvermögen können zurückerstattet werden
Primäres Ziel der von der Finma angeordneten Massnahmen ist der Schutz der Einleger. Die Auszahlung der privilegierten Einlagen (bis 100’000 Franken) wird daher eine der ersten Massnahmen des neu eingesetzten Konkursliquidators sein. Nach heutigen Berechnungen verfügt die Bank über ausreichende Mittel und liquide Aktiven, um den Kunden ihre privilegierten Einlagen vollumfänglich zurückzuerstatten. Auf die Einlagensicherung (Esisuisse) muss daher nicht zurückgegriffen werden. Wie die Kundenvermögen über 100’000 Franken gedeckt sein werden, wird erst der weitere Verlauf des Konkursverfahrens zeigen. Die Mehrheit der Kundeneinlagen der Bank ist aber im Konkursverfahren privilegiert.
Finma-Verfahren läuft weiter
Das Enforcementverfahren gegen die Banque Privée Espírito Santo SA, das die Rolle der Schweizer Gesellschaft beim Vertrieb von Wertpapieren und Finanzprodukten der Gruppe Espírito Santo untersucht, läuft weiter. (Finma/mc/ps)