BIZ warnt vor Finanz-Risiken durch Schwellenländer-Boom

BIZ warnt vor Finanz-Risiken durch Schwellenländer-Boom
Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel.

Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel.

Basel – Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sieht in den globalen Verschiebungen der Finanzströme in Richtung der Schwellenländer neue Risiken. Die Gefahren durch mögliche neue Preisschwankungen seien grösser geworden, geht aus dem am Sonntag in Basel veröffentlichten Quartalsbericht der «Zentralbank der Zentralbanken» hervor. Dies sei auch eine Folge der historisch niedrigen Zinsen und der Jagd von Investoren nach noch einigermassen auskömmlichen Anlagen. Das mache viele Volkswirtschaften anfällig für neue Verwerfungen. Positiv stellt die BIZ fest, dass im ersten Quartal dieses Jahres erstmals seit langem Banken über Grenzen hinweg mehr Kredite vergaben.

Unternehmen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften hätten zuletzt die Laufzeiten ihrer Schuldtitel verlängert, schreibt die BIZ. Damit habe sich zwar das Risiko für sie reduziert, keine Anschlussfinanzierung zu finden. Andererseits reagierten die Anleihekurse nun empfindlicher auf Renditeänderungen. Die Folge könnte sein, dass Anleihehalter schneller verkaufen. «Dies wäre womöglich mit erheblichen Kosten – in Form von langsamerem Wachstum und restriktiveren Finanzierungsbedingungen – für die Wirtschaft verbunden», schreiben die Experten.

Destabilisationsgefahren
Seit der Finanzkrise haben Schwellenländer erheblich an Attraktivität für Investoren gewonnen. So haben allein auf Schwellenländer spezialisierte Fonds ihre Investitionen von 900 Milliarden Dollar im Oktober 2007 auf 1,4 Billionen im Mai dieses Jahres erhöht. Durch den Einfluss der Kapitalanlagegesellschaften könnten diese Märkte nun destabilisiert werden, warnen die BIZ-Autoren. Da viele der Fonds gemeinsame Benchmarks nutzten, könnte Herdenverhalten gefördert werden und stärkere Preisschwankungen auslösen.

Hinzu komme, dass viele Unternehmen in den Schwellenländern ihre Finanzierungsbedingungen auch dadurch verbesserten, dass sie Schuldtitel in Fremdwährungen begeben haben. Damit aber haben sie sich ein erhebliches Währungsrisiko ins Haus geholt. Das mache sie bei einer Konjunkturabkühlung, einer Währungsabwertung und einem Zinsanstieg anfällig.

Grenzüberschreitende Kreditvergabe steigt wieder an
Derweil stieg im ersten Quartal die grenzüberschreitende Kreditvergabe verglichen mit dem Schlussviertel 2013 um 580 Milliarden US-Dollar an. Damit ist der seit Ende 2011 anhaltende Trend durchbrochen, wonach das Bankgeschäft immer stärker an nationalen Grenzen haltmachte. Von Anfang 2012 bis Ende 2013 war die grenzüberschreitende Kreditvergabe schrittweise um 2,4 Billionen US-Dollar zurückgegangen.

Vor allem China lockte den Statistiken zufolge zahlreiche Investoren aus der Bankbranche an. Zuwächse gab es auch in anderen Schwellenländern. Dabei vertrauten sich Banken untereinander mehr Geld an – der Interbankenhandel legte wieder zu. Damit scheint auch der erste Schock über die Ankündigung der US-Notenbank Fed von Mitte 2013 überstanden, allmählich aus der ultralockeren Geldpolitik auszusteigen. Rückgänge gab es dagegen in Osteuropa. Das lag vor allem an der sich zuspitzenden Ukraine-Krise. Das vierte Quartal nacheinander vertrauten internationalen Banken der Region weniger Geld an. (awp/mc/ps)

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