Japans Geldpolitik bleibt extrem locker
Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda.
Tokio – Die japanische Zentralbank hält an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Das beschlossen die Währungshüter am Donnerstag einstimmig, wie die Bank von Japan (BoJ) nach zweitägigen Beratungen mitteilte. Die jährlichen Wertpapierkäufe werden weiterhin in einem Volumen von 60 bis 70 Billionen Yen (435 bis 505 Milliarden Euro) fortgesetzt. Die Notenbank bestätigte damit die Erwartungen von Experten.
«Japans Wirtschaft setzt ihre moderate Erholung fort», hiess es weiter. Die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt leidet aber unter den Folgen einer Steuererhöhung. Der private Konsum habe sich in Folge der Anhebung der Verbrauchssteuer im April abgeschwächt. Im Frühjahr hatte die Regierung in Tokio die Mehrwertsteuer von fünf Prozent auf acht Prozent erhöht.
Regierungschef Shinzo Abe will bis zum Jahresende entscheiden, ob die Verbrauchssteuer wie geplant zum Oktober kommenden Jahres weiter auf 10 Prozent angehoben wird. Davon gehen manche Ökonomen angesichts der hohen Staatsverschuldung aus. Einige rechnen denn auch damit, dass die Zentralbank schon bald eine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel vornehmen dürfte.
Aufkommender Gegenwind auf Zentralbank
Manche Ökonomen sehen nämlich zunehmend Gegenwind auf die Zentralbank zukommen. Nachdem die japanische Wirtschaft in den drei Monaten nach der Steueranhebung um eine hochgerechnete Jahresrate von 6,8 Prozent geschrumpft war, deutete sich auch für dieses Quartal eine wirtschaftliche Schwäche an. Die Ausgaben der Haushalte wie auch die Industrieproduktion waren im Juli geringer ausgefallen als erwartet.
BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda machte am Donnerstag deutlich, dass es nicht nötig sei, das angestrebte Inflationsziel von 2 Prozent zur Überwindung des jahrelangen Preisverfalls zu ändern. Die Fiskal- und Geldpolitik des Landes sei zudem in der Lage, auf jegliche grössere Auswirkung einer geplanten weiteren Steueranhebung auf die Wirtschaft angemessen zu reagieren.
«Die Bank of Japan belässt erstmal alles beim Alten», kommentierte Experte Frederik Kunze von der NordLB die geldpolitischen Beschlüsse. Dementsprechend reagierten die Finanzmärkte am Morgen kaum auf die Entscheidungen. Mit Blick auf die weiter schwache Inflation in Japan sieht Experte Kunze die Bank of Japan aber unter Druck. Die Währungshüter müssen sich zunehmen Gedanken machen, ob das anvisierte Inflationsziel der Notenbank von 2,0 Prozent wie vom Markt erwartet auch tatsächlich erreicht werden kann. (awp/mc/ps)