CS: Pensionskassen von demografischer Entwicklung herausgefordert
Zürich – Zum zweiten Mal hat die Credit Suisse eine grossangelegte Umfrage unter den Schweizer Pensionskassen durchgeführt. Diese beschäftigt neben dem Tiefzinsumfeld vor allem die demografische Alterung. Das Kostenbewusstsein ist hoch, aber das Kostenpotential weitgehend ausgeschöpft, so die Studie der Grossbank.
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer ist der Auffassung, dass die demografische Entwicklung in Kombination mit dem zu hoch angesetzten Mindestumwandlungssatz, also dem Prozentsatz des angesparten Kapitals, der den Pensionierten jährlich als Rente ausbezahlt wird, das Problem der Umverteilung zwischen berufstätigen Personen und Rentnern weiter verschärft. Viele Pensionskassenvertreter sehen die Demografie aber auch als Herausforderung, da sie höhere Sparbeiträge voraussetzt, oder zu einem Leistungsabbau in Form von tieferen Renten und/oder eines höheren Rentenalters führt.
Verlangsamung des Kapitalwachstums
Im Kontext der demografischen Alterung und dem immer schneller schrumpfenden Verhältnis zwischen arbeitstätiger Bevölkerung und Rentnern stellt sich auch die Frage, ob der Kapitalstock der zweiten Säule künftig weiter wachsen wird. Trotz der bevorstehenden Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation zeigen unsere Modellrechnungen, dass die demografische Alterung bis 2050 zwar zu einem weniger rasch wachsenden aber nicht zu einem sinkenden Kapitalstock in der 2. Säule führen dürfte. Zwar könnte der jährliche Saldo zwischen einbezahlten Beiträgen und ausbezahlten Sozialleistungen negativ werden (siehe Grafik 2), die anfallenden Kapitalerträge dürften dies aber mehr als ausgleichen. Dennoch implizieren alle berücksichtigten Demografie-Szenarien vor allem zwischen 2020 und 2035 eine merkliche Verlangsamung des Kapitalwachstums.
Pensionskassen als langfristige Investoren
Aus ökonomischer Sicht gibt es in der Tat wenig Zweifel, dass Pensionskassen langfristige Investoren sind. Denn im Durchschnitt ist ein Destinatär 60 Jahre in einer Pensionskasse. Daher sollte die Anlagestrategie idealerweise auf einen langfristigen Horizont ausgerichtet sein. Wir empfehlen hier mindestens 5 bis 10 Jahre. Die langfristige Optik wird jedoch von Pensionskassenseite häufiger hinterfragt. Dies insbesondere nach Finanz- und Wirtschaftskrisen oder bei veränderten Kapitalmarktbedingungen. Das zeigt sich auch in unserer Umfrage: Lediglich 39 Prozent der Befragten richten ihre Anlagestrategie auf einen Zeitraum von länger als 5 Jahren aus und knapp 60 Prozent sogar nur auf einen Zeitraum von 2 bis 5 Jahren. Wir zeigen jedoch in unserer Studie auf, dass ein langfristiger Anlage-Horizont vorteilhaft ist. Unsere Berechnungen – basierend auf den Daten zum Schweizer Aktienmarkt zwischen 1900 und 2012 – zeigen, dass zum Einem eingegangene Anlagerisiken langfristig entschädigt werden und zum Anderen die Wahrscheinlichkeit von negativen Renditen mit zunehmendem Anlagehorizont abnimmt. Die Schwankungen zwischen der maximalen und der minimalen Rendite lagen bei einer Investitionsperiode von einem Jahr noch bei 95 Prozent und sanken bei einer Investitionsdauer von 14 Jahren auf 17 Prozent. Über diesen Zeitraum existierten auch keine negativen Renditen mehr.
Kostenpotenzial weitgehend ausgeschöpft
Die Umfrage bestätigt, dass die Pensionskassenverantwortlichen ein hohes und differenziertes Kostenbewusstsein haben. Für die Mehrheit der Befragten ist das Thema Kosten wichtig oder sogar sehr wichtig. Trotz der hohen Bedeutung des Themas scheint es gemäss der Umfrageresultate aktuell jedoch nicht mehr an oberster Stelle auf der Agenda zu stehen. 40 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass das Thema Kosten bereits diskutiert und abgeschlossen ist. Daher überrascht es auch nicht, dass 85 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass für sie das Kostensenkungspotential bereits weitgehend ausgeschöpft ist. Die grosse Mehrheit gab aber auch an, dass Vermögensverwaltungskosten für sie nicht das entscheidende Kriterium bei einem Anlageentscheid sind. Wichtig ist für sie auch, dass das Portfolio diversifiziert ist. Zudem finden die Pensionskassenverantwortlichen, dass letztlich nicht die Kosten an sich ausschlaggebend für einen Investitionsentscheid sind, sondern welche Rendite nach Abzug der Kosten erwartet werden kann. Wir zeigen anhand der Anlageklasse Immobilien beispielhaft auf, mit welchen positiven Effekten diese Sichtweise verbunden sein kann und verdeutlichen, dass es nicht sinnvoll ist, alleine aus Kostenüberlegungen auf ertragsstarke Anlageklassen zu verzichten. (Credit Suisse/mc/cs)