Übernahmekampf in Brasilien: Vivendi will an Telefonica verkaufen
Telefónica-CEO César Alierta.
Madrid – Schneller Schlagabtausch und schnelle Entscheidung im Übernahmepoker auf dem brasilianischen Telekom-Markt: Die spanische Telefonica erhöhte am Donnerstagmorgen ihr Angebot für den brasilianischen Breitbandanbieter Global Village Telecom (GVT) – keine 30 Minuten nach der Gegenanofferte von Telecom Italia. Das Objekt der Begierde gehört noch dem französischen Medienkonzern Vivendi. Und die Franzosen haben sich wenige Stunden danach auch schon festgelegt: Ihr Wunschpartner ist Telefonica.
Das französische Medienunternehmen Vivendi kündigte am Donnerstagnachtmittag an, exklusiv mit den Spaniern über den Verkauf der südamerikanischen Tochter verhandeln zu wollen. Das spanische Angebot sei attraktiver, es sei mit einem Buchgewinn von mehr als drei Milliarden Euro zu rechnen, hiess es. Telefonica bietet 7,45 Milliarden Euro, Telecom Italia wollte 450 Millionen Euro weniger auf den Tisch legen.
Die Italiener wollten Vivendi auch mit einer weltweiten Allianz locken. Zudem sollte es 1,7 Milliarden Euro in bar geben und einen Anteil an Telecom Italia. Die eigene brasilianische Tochter Tim sollte mit GVT verschmolzen werden. Am Ende soll Vivendi an der neuen Firma in Brasilien beteiligt sein. Die Spanier wiederum legten deutlich mehr Bargeld auf den Tisch: 4,66 Milliarden Euro. Dazu stand noch eine Beteiligung an Telefonica Brazil sowie Kooperationen in verschiedenen Märkten im Raum.
Komplizierte Neuordnung in Brasilien
Kompliziert ist eine mögliche Neuordnung des brasilianischen Telekommarktes in vielfacher Hinsicht. Telefonica ist Grossaktionär bei den Italienern. In der Holding-Gesellschaft Telco SpA hält Telefonica zusammen mit dem Versicherer Generali und den Banken Intesa Sanpaolo sowie Mediobanca gut 22 Prozent an Telecom Italia.
Um den Wettbewerbshütern entgegenzukommen, will Telefonica daher aus der Beteiligung an Telecom Italia aussteigen. Telefonica ist der grösste Mobilfunkanbieter in Brasilien – die Italiener sind mit der eigenen Tochter Tim Brasil die Nummer zwei im Land. In der jüngeren Vergangenheit war die Marktmacht von Telefonica daher von den Behörden scharf kritisiert worden.
Vivendi-Umsatz von starkem Euro belastet
Vivendi befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau und verkauft seit längerem seine Telekom-Geschäfte – zuletzt den französischen Mobilfunker SFR und die marokkanische Maroc Telecom. Am Nachmittag legten die Franzosen auch ihre Halbjahresbilanz vor. Wegen des starken Euro war der Umsatz um 3,5 Prozent gesunken, der Gewinn sprang hingegen nach oben. (awp/mc/pg)