Roche-Aktien legen nach InterMune-Übernahme etwas zu
Roche-CEO Severin Schwan. (© Roche)
Zürich – Die Genusscheine des Pharma-Konzerns Roche notieren am Montag im Morgenhandel mit dem Gesamtmarkt etwas fester. Die vom Pharma-Konzern am Sonntagabend angekündigte Übernahme des US-Biochtechnologieunternehmens InterMune wird vom Markt langfristig mehrheitlich positiv eingeschätzt. Das Roche-Management sieht im Hauptprodukt von InterMune, dem Medikament Esbriet (Pirfenidon) zur Behandlung der Lungenerkrankung idiopathische pulmonale Fibrose (IPF) denn auch Milliarden-Umsatzpotenzial.
Kritisiert wird hingegen teilweise der hohe Preis, auch passe die Transaktion nicht so recht in die Folge früherer Akquisitionen, heisst es mitunter im Handel. Einige Kommentatoren hätten der Intermune-Übernahme auch den Kauf der restlichen Aktien der japanischen Tochter Chugai vorgezogen.
Der Roche-Bon notiert um 12.00 Uhr um 0,3% höher. Der Gesamtmarkt, gemessen am Swiss Market Index, legt um 0,39% zu. Die Aktien des Mitbewerbers Novartis steigen um 0,5%.
Roche muss wohl seit längerem ein Interesse an InterMune und Esbriet gehabt haben, kommentiert beispielsweise Howard Liang von Leerink. Denn der Konzern gehöre bisher nicht zu den grossen Anbietern von Lungenmedikamenten wie etwa GlaxoSmithKline oder AstraZeneca. Mit dem Produktkandidaten Lebrikizumab in Phase-III-Tests für Asthma und Phase-II-Versuchen für IPF habe der Konzern allerdings ein Interesse am Therapiebereich IPF.
«Guter Preis» für InterMune-Aktionäre
Leerink bezeichnet das Übernahmeangebot von 8,3 Mrd USD als «guten Preis» für die InterMune-Aktionäre. Entsprechend kritisieren unter anderen die Experten der Zürcher Kantonalbank (ZKB), der UBS, von J. Safra Sarasin oder von Société Générale (SocGen) den Kaufpreis. «Wir müssen noch vom Wert der Transaktion überzeugt werden», kommentiert Stephen McGarry von der SocGen. «Eine hohe Prämie» meint Rainer Skierka von Sarasin. Von einem «äusserst hohen Preis», schreibt die ZKB.
Für Andrew Peters von der UBS muss der Patentschutz für Esbriet bis ins Jahr 2025 halten, damit sich die Übernahme rechnet. Das Medikament habe wegen des «Orphan Drug Status» Patentschutz bis mindestens ins Jahr 2022, so der UBS-Analyst. Dank verschieder Behandlungsformen könnte der Schutz über das Jahr 2025 hinaus bestehen. Um den Übernahmepreis zu rechtfertigen, müsse Esbriet bis 2020 einen Umsatz von 4,2 Mrd USD erreichen, falls der Patentschutz im Jahr 2023 auslaufen sollte. Sollte dieser erst 2028 zu Ende gehen, müssten es 2,5 Mrd Umsatz sein. Für das Jahr 2020 schätzt die UBS den Esbriet-Umsatz auf 2,2 Mrd.
Der Marktkonsens gehe derzeit von einem Esbriet-Umsatz von 1 Mrd USD im Jahr 2019 aus, so ein Händler. Demgegenüber erwartet SocGen einen Spitzenumsatz von über 1,5 Mrd. Leerink schätzt die Esbriet-Verkäufe auf 1,6 Mrd im Jahr 2020 bzw. auf 2,0 Mrd in 2030. Die ZKB erwartet 1,2 bis 1,4 Mrd. (awp/mc/ps)