US-Schluss: Gewinne trotz möglicher früherer Zinswende
New York – Eine möglicherweise früher als erwartet kommende US-Zinswende hat die dortigen Börsen am Mittwoch nicht beeindruckt. Der Dow Jones Industrial machte seinen kurzfristigen Schwächeanfall schnell wieder wett und baute seine Gewinne noch aus. Zum Handelsschluss stand der Leitindex 0,35 Prozent höher bei 16 979,13 Punkten, womit er an die freundliche Entwicklung der vergangenen zwei Tage anknüpfte. Der breit gefasste S&P-500-Index gewann 0,25 Prozent auf 1986,51 Punkte, womit er nur wenig unter seinem Rekord-Schlusskurs vor knapp einem Monat blieb. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 trat indes mit einem Plus von 0,01 Prozent auf 4040,70 Punkte auf der Stelle.
Eine erste Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed könnte früher als bisher erwartet kommen.»Viele Mitglieder» des geldpolitischen Ausschusses halten eine frühere Anhebung als bisher erwartet für möglich, falls die Erholung am Arbeitsmarkt schneller als prognostiziert voranschreitet, hiess es im während des Handelsverlaufs veröffentlichten Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank («Fed Minutes») vom 29. bis 30. Juli.
Die Mehrheit im geldpolitischen Ausschuss will aber zunächst weitere Daten abwarten. Trotz der jüngsten Erholung sei der Arbeitsmarkt jedoch noch weit von normalen Zuständen entfernt, betonten viele Mitglieder. Es gebe weiterhin eine grosse Unterauslastung. Die US-Notenbank orientierte sich zuletzt sehr stark an der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Bisher geht der Markt noch überwiegend von einer ersten Leitzinsanhebung Mitte 2015 aus.
Unternehmensseitig stehen in der zu Ende gehenden Berichtssaison nur noch wenige Quartalsberichte aus. Erst nach Börsenschluss wird Hewlett-Packard (HP) über die jüngste Geschäftsentwicklung berichten. Am Markt wird erwartet, dass der krisengeschüttelte Computer- und Druckerhersteller sich allmählich berappelt und beginnt, zu alter Stärke zurückzukehren. Vor den Zahlen verloren die Aktien indes 1,01 Prozent.
Im Technologiesektor katapultierte ein Übernahmeangebot aus Deutschland die Anteilsscheine von International Rectifier um 47,21 Prozent auf 39,10 US-Dollar hoch. Der Chiphersteller Infineon will den auf Energiemanagement spezialisierten Halbleiterhersteller für rund drei Milliarden US-Dollar beziehungsweise 40 Dollar je Aktie in bar übernehmen. Der Verwaltungsrat des kalifornischen Unternehmens hat bereits zugestimmt. Bereits zuvor hatten Kreise-Meldungen über einen in Kürze bevorstehenden Kauf eines US-Wettbewerbers durch Infineon die Runde gemacht. Die Aktien der zunächst in Spekulationen genannten Übernahmeziele Power Integrations, Semtech und Fairchild Semiconductor dämmten ihre Kursgewinne überwiegend ein.
Vor der Präsentation neuer Produkte stiegen die Aktien von Apple am Mittwoch auf ein Rekordhoch. Bei 101,09 US-Dollar notierten die Titel des Elektronikherstellers so hoch wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte – zuletzt stand noch ein minimales Plus von 0,01 Prozent auf 100,57 Dollar zu Buche. Das bisherige Rekordhoch datierte von September 2012. Zu dem Zeitpunkt wurde die Aktie des kalifornischen iPhone-Riesen mit mehr als 700 Dollar gehandelt. Das war allerdings, bevor das Unternehmen seine Anteilsscheine aufteilte, um sie attraktiver für Kleinanleger zu machen. Unter Berücksichtigung der Aktiensplits lag der bisherige Rekord bei 100,72 Dollar.
Die Anteilsscheine von Hertz sackten hingegen um 3,90 Prozent ab, nachdem der Autovermieter und Sixt-Konkurrent sein Gewinnziel für das laufende Jahr gekappt hatte. Analysten reagierten prompt. JPMorgan etwa stufte die Papiere ab und empfiehlt nur noch eine neutrale Gewichtung. (awp/mc/upd/ps)