EU-Schluss: Gewinnmitnahmen vor Fed-Protokoll
Paris – Europas Börsen haben nach zwei freundlichen Tagen am Mittwoch wieder etwas nachgegeben. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen vor den sogenannten «Fed-Minutes», dem an diesem Abend zur Veröffentlichung anstehenden Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed von Ende Juli. Der Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,25 Prozent tiefer bei 3083,50 Punkten. Für den Cac-40-Index in Paris ging es um 0,32 Prozent auf 4240,79 Punkte bergab und der Londoner FTSE 100 verlor 0,35 Prozent auf 6755,48 Punkte.
Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Markets sah die jüngsten Nachrichten von der Bank of England als Kursbremse. Dass deren geldpolitischer Ausschuss nicht mehr geschlossen hinter dem derzeit sehr lockeren Kurs in der Geldpolitik stehe, habe die Anleger etwas erschreckt. Laut Craig Erlam von Alpari in London dürften die Anleger deshalb vor den Fed-Minutes etwas vorsichtiger sein als gewöhnlich. Es werde spannend sein, zu sehen, ob auch das Fed-Protokoll abweichende Meinungen innerhalb des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank dokumentiere. Zudem warten die Anleger auf das morgige Treffen der weltweit wichtigsten Notenbankchefs im amerikanischen Jackson Hole, an dem auch Fed-Chefin Janet Yellen teilnimmt.
Im europäischen Branchenvergleich hatten zur Wochenmitte die Rohstoffwerte die Nase vorn: Der Stoxx Europe 600 Basic Resources stieg um 0,78 Prozent. Dagegen büsste der Index für die Konsumgüterhersteller am Ende des Tableaus 0,74 Prozent ein.
Bei Glencore reichten der gesteigerte Halbjahresgewinn und die angekündigten Aktienrückkäufe über eine Milliarde US-Dollar nur für ein Kursplus von 0,43 Prozent. Dank Kosteneinsparungen und einer Ausweitung der Förderung war der um Sondereffekte bereinigte Überschuss des Bergbaukonzerns auf vergleichbarer Basis um acht Prozent gestiegen. Dies war von Analysten aber schon erwartet worden. Auch die angehobene Zwischendividende gab den Aktien keinen Schub.
In den Niederlanden und Dänemark standen die Brauereikonzerne Heineken und Carlsberg mit ihren Bilanzen im Blick. Heineken hatte in der ersten Jahreshälfte von höheren Preisen und einem steigenden Bierdurst profitiert. Die Verkäufe von Unternehmensteilen sowie negative Wechselkurseffekte hatten den Umsatz zwar unter das Vorjahresniveau gedrückt – aus eigener Kraft hätte er aber zugelegt. Zudem übertraf das gestiegene operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten die Analystenerwartungen, was den Aktien ein Plus von 8,34 Prozent bescherte. Die Carlsberg-Titel büssten hingegen 3,61 Prozent ein. Die Krise in Russland hatte dem dänischen Branchenvertreter im ersten Halbjahr weiter zugesetzt.
Ebenfalls in Kopenhagen sanken die Papiere des Nordex-Konkurrenten Vestas Wind Systems nach deutlichen Anfangsgewinnen um 1,60 Prozent. Der Windkraftanlagenhersteller hatte nach seinem Quartalsbericht seine Prognose für das laufende Jahr erneut nach oben geschraubt. Eine verbesserte Kostenbasis sowie gute Umsatzerwartungen für die zweite Jahreshälfte gaben den Ausschlag. Analyst Alok Katre von der Societe Generale sprach insgesamt aber von einem gemischten Zahlenwerk. Zudem sei der höhere Ausblick bereits erwartet worden. (awp/mc/pg)