Swisscom steigert operativen Gewinn überproportional
Urs Schaeppi, CEO Swisscom (Foto: Marc Wetli / © Swisscom)
Bern – Die Swisscom hat im ersten Halbjahr 2014 einen leicht höheren Umsatz erzielt und beim operativen Gewinn überproportional zugelegt. Für das Gesamtjahr hebt der Telekomkonzern deshalb sein Ziel für den EBITDA etwas an. Der Reingewinn fiel hingegen etwas tiefer aus.
Swisscom-Chef Urs Schaeppi hat doppelten Grund zur Freude: Die Nummer eins auf dem Schweizer Telekommarkt erzielte im ersten Semester etwas mehr Umsatz und konnte obendrein die Profitabilität steigern. «Das ist umso beachtlicher, als wir nach wie vor starken Preis- und Konkurrenzdruck spüren», sagte Schaeppi am Mittwoch.
Konkret legte die Swisscom beim Umsatz um 1,9% auf 5,70 Mrd CHF zu. Bereinigt um Firmenkäufe, Währungseffekte und Hubbingerträge von Fastweb habe ein Plus von 1,2% resultiert, heisst es. Der EBITDA stieg gleichzeitig um 3,8% auf 2,18 Mrd CHF, bereinigt um Sondereffekte um 2,5%.
Preiserosion überkompensiert
Ein Grund für die Verbesserungen war laut Schaeppi, dass Swisscom mehr Kunden anziehen konnte. Ausserdem habe sich die Zusammensetzung des Umsatzes verändert: Bereiche mit guten Margen seien stärker gewachsen als margenschwache Segmente. Die Folgen der Preiserosion im Schweizer Kerngeschäft seien auf diese Weise mehr als kompensiert worden. Diese belasteten den Umsatz mit 160 Mio CHF, wobei allein die tieferen Roamingtarife zu einer Einbusse von 60 Mio führten.
Bündelverträge boomen
Gesteigert hat sich die Swisscom vor allem im Geschäft mit Bündelverträgen in der Schweiz: Die Anzahl Kunden mit solchen Verträgen nahm um knapp ein Viertel auf 1,1 Mio zu, der damit erzielte Umsatz stieg um gut ein Viertel auf 909 Mio CHF. Vor allem jene Verträge, die drei oder vier Produkte kombinieren, boomten, hiess es. Solche Bündelverträge sind profitabler als Einzelverträge.
Profitabler wurde auch Fastweb: Die Italientochter steigerte den EBITDA um über 12% – dies bei leicht tieferem Umsatz. Laut dem Swisscom-Management konnte Fastweb in Italien trotzdem Marktanteile gewinnen.
Festnetzbereich unter Druck
Unter Druck ist die Swisscom hingegen im Festnetzbereich, wo sich die Anzahl Anschlüsse um 3,6% reduzierte. Dieser Rückgang wird im Halbjahresbericht mit der Abwanderung von Kunden zu Kabelnetzbetreibern sowie auf den Ersatz durch Handys begründet.
Unter dem Strich weniger Gewinn
Unter dem Strich verdiente Swisscom trotz des erfreulichen Geschäftsgangs weniger. Der Reingewinn sank um 1,6% auf 806 Mio CHF. Hier schlugen ein höherer Finanzaufwand, gestiegene Steuern sowie höhere Abschreibungen zu Buche. Im ersten Halbjahr investierte Swisscom insgesamt 1,12 Mrd CHF (+9,4%), davon fielen 769 Mio CHF (+8,9%) in der Schweiz an. Am meisten Geld sei für die Breitbandinfrastruktur ausgegeben worden, hiess es.
Immerhin steigerte sich der Konzern beim Reingewinn von Quartal zu Quartal: Während zwischen Januar und März noch eine gegenüber dem Vorjahreszeitraum 4,4% tiefere Zahl ausgewiesen wurde, konnte für April bis Juni ein 0,9% höherer Wert verzeichnet werden. Zur weiteren Entwicklung des Reingewinns blieb das Management vage: Die Entwicklung des zweiten Quartals werde sich «plus minus fortsetzen», sagte CFO Mario Rossi.
EBITDA-Ziel leicht erhöht
Konkreter sind die Ziele für den Umsatz und den EBITDA. So rechnet Swisscom für das Gesamtjahr weiterhin mit einem Umsatz von 11,5 Mrd CHF. Beim EBITDA wird hingegen neu ein Wert von über 4,4 Mrd CHF angepeilt, bislang waren es 4,35 Mrd CHF gewesen. Werden diese Ziele erreicht, winkt den Aktionären erneut eine Dividende von 22 CHF. Die Investitionen für das laufende Geschäftsjahr werden nach wie vor bei 2,4 Mrd CHF gesehen, davon 1,75 Mrd CHF in der Schweiz.
Keine Sorgen macht sich Schaeppi wegen der Konkurrenz: Das Mobilfunkangebot von UPC Cablecom sei noch nicht spürbar. Auch die neuen Sunrise-Freedom-Angebote hätten bislang zu keinen Umsatzeinbussen bei Swisscom geführt. Dem bevorstehenden Markteintritt des TV-Anbieters Netflix sieht er ebenfalls gelassen entgegen.
Mit den vorgelegten Zahlen hat Swisscom die Markterwartungen beim Umsatz und EBITDA in etwa erfüllt und beim Reingewinn übertroffen. Wohlwollend wird von den Experten die Erhöhung der Gewinnschätzungen zur Kenntnis genommen. An der Börse legten die Swisscom-Papiere am Schluss um 0,2% zu. (awp/mc/pg)