CH-Schluss: Fest – Geopolitische Hoffnungen stützen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag knapp unter Tageshoch fest geschlossen; der Swiss Market Index (SMI) hat dabei den Widerstand bei 8’500 Punkten überwunden. Damit setzte sich die am Vortag begonnene Erholung fort. Händler begründeten die gestiegene Risikofreude der Anleger vor allem mit anhaltenden Hoffnungen auf eine Entspannung in den Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten. Darüber hinaus hätten auch gute Unternehmensergebnisse aus den USA eine gewisse Stütze geboten. Auf Titelebene half zudem die Nachfrage nach den Index-Schwergewichten Novartis massgeblich.
Der Umstand, dass die Aussenminister Russlands und der Ukraine wieder direkt miteinander gesprochen hätten und dass für Ende August ein Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem ukrainischen Pendant, Petro Poroschenko, an einem Gipfel der Eurasischen Zollunion in Minsk geplant sei, habe den Markt etwas beruhigt, hiess es im Handel. Zudem gerate die Terrormiliz Islamischer Staat zunehmend unter Druck. Derweil fielen die US-Konjunkturdaten aus dem Immobilienbereich überraschend gut aus, dagegen legten die Konsumentenpreise weniger stark zu als erwartet. Trotz Risiken scheine sich das Wachstumstempo der weltweiten und der US-Wirtschaft zu beschleunigen. Derweil vollziehe sich die Erholung in Europa zwar schleppend, aber stetig, kommentierte denn auch BNY-Mellon-Chefökonom Richard Hoey am Dienstag.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,85% höher auf 8’525,38 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,83% auf 1’287,86 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,88% auf 8’444,05 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 28 im Plus und zwei im Minus. Aus technischer Sicht liegt der nächste Widerstand des SMI auf dem Weg nach oben bei 8’620 Punkten.
Unter den Blue Chips waren angesichts der verbesserten Konjunkturaussichten vor allem zyklische Titel deutlich gesucht. So gewannen Lonza (+1,8%) am meisten, gefolgt von Schindler (+1,5%). Dufry, Richemont, Swatch, Clariant, Adecco, Geberit und Syngenta rückten zwischen 1,0 und 1,4% vor. Ebenfalls grössere Gewinne erzielten Actelion (+1,4%).
Swiss Re (+1,2% auf 74,15 CHF) wurden nach den jüngsten Kursrückgängen auf tieferem Niveau wieder gekauft. Auch hätten Medienberichte über Gespräche zu dem Verkauf der US-Tochter Aurora National Life Assurance die Nachfrage belebt. Und schliesslich hatte Morgan Stanley die «Overweight»-Empfehlung in den Swiss-Re-Titeln bekräftigt und das Kursziel auf 82,30 CHF angehoben. Die weiteren Versicherungsvaloren Zurich (+0,5%) und Swiss Life (+0,4%) hinkten im brancheninternen Vergleich hinten nach.
Unter den Index-Schwergewichten zogen Novartis (+1,3%) deutlich an und trugen rund einen Drittel zum SMI-Gewinn bei, während Roche (+0,8%) durchschnittlich und Nestlé (+0,4%) etwas geringfügiger zulegten. Die Analysten von Jefferies hatten ihr «Buy»-Rating für Novartis bekräftigt und verwiesen im Kommentar auf den Produktkandidaten LCZ696 gegen Herzschwäche, der die Behandlung der Krankheit «revolutionieren» könnte. Zudem hat Novartis mit einer Beteiligung an der israelischen Gamida Cell in die Stammzellen-Forschung investiert.
Unter den Grossbanktiteln stiegen Credit Suisse (+1,0%) und UBS (+0,6%). Die CS dementierte in den am Vortag kolportierten Vertrieb von Wertpapieren der Anlagevehikel der portugiesischen Banco Espirito Santo verwickelt gewesen zu sein.
Die defensiven Swisscom (+0,5%) legten im Vorfeld von Zahlen knapp durchschnittlich zu. Das Telekom-Unternehmen wird am Mittwoch als letztes SMI-Unternehmen seine Halbjahresergebnisse vorlegen.
Ohne News lagen Baloise (-0,9%) und Holcim (-0,1%) im Angebot. In Baloise seien nach den Avancen seit Ende Juni einige Gewinne mitgenommen worden, so Marktbeobachter.
Aus dem breiten Markt hatten zahlreiche Unternehmen Zwischenabschlüsse vorgelegt oder vorab darüber informiert. Bei den Anleger besonders gut angekommen waren die Zahlen von Forbo (Aktie +7,8%). Nach zwei grösseren Aufträgen und im Vorfeld von Zahlen legten Ascom (+5,7%) stark zu.
Die prozentual grössten Gewinne erzielten im Gesamtmarkt allerdings u.a. Myriad (+11%), gefolgt von Santhera (+10%). Demgegenüber wurden Norinvest (-6,2%) oder Titlisbahnen (-3,2%) stärker zurückgenommen. (awp/mc/pg)