EU-Schluss: Erholung – Hoffnung auf Entspannung in Ukraine
London – Europas Börsen haben den Rücksetzer vom Freitag zum Wochenauftakt wieder mehr als wett gemacht. Marktexperten sahen Hoffnungen auf eine Entspannung der Ukraine-Krise sowie Erfolge im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) als Kurstreiber. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss am Montag in einem international freundlichen Umfeld 1,32 Prozent höher bei 3073,45 Punkten. Der Cac-40-Index in Paris gewann 1,35 Prozent auf 4230,65 Punkte. In London stieg der FTSE 100 um 0,78 Prozent auf 6741,25 Punkte.
Vor dem Wochenende hatte die Nachricht, wonach die Armee der Ukraine eine auf ihr Staatsgebiet eingedrungene, russische Militärkolonne angriffen und zu grossen Teilen zerstört haben soll, mehrheitlich für Kursverluste gesorgt. Doch nun habe das von Deutschland und Frankreich vermittelte Treffen der Ukraine mit Russland Hoffnungen auf eine Lösung der verfahrenen Situation geweckt, sagte Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Markets.
Nach dem Gespräch in Berlin wies die ukrainische Regierung indes Russlands Forderung nach einer bedingungslosen Waffenruhe zurück. Sie knüpfte diese an Bedingungen, welche wiederum bei Russland auf scharfe Kritik stiessen. Derweil brachten kurdische Truppen mit Unterstützung der US-Luftwaffe den wichtigen Mossul-Staudamm wieder vollständig unter ihre Kontrolle. Die IS-Terrorgruppe hatte die für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung im Irak wichtige, grösste Talsperre des Landes vor etwa zwei Wochen erobert.
Insgesamt ging es am Montag an den Börsen recht ruhig zu, da es an Konjunktur- und Unternehmensnachrichten mangelte. Für Kursbewegungen sorgten Spekulationen zu Übernahmevorhaben. Europaweit zeigten sich alle 19 Branchen des Stoxx Europe 600 im Plus. Favorit war der Autosektor mit plus 1,98 Prozent. Russische Überlegungen für ein Importverbot westlicher Autos im Falle weiterer Sanktionen, über die die russische Zeitung «Wedomosti» unter Berufung auf Regierungsvertreter berichtet hatte, beeindruckten die Anleger nicht. Der Immobiliensektor legte am Ende des Tableaus nur um 0,47 Prozent zu.
Telecom Italia macht im Bieterrennen auf dem brasilianischen Markt offenbar ernst, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen berichtete. Mit einem rund sieben Milliarden Euro schweren Gebot für den brasilianischen Breitbandanbieter Global Village Telecom (GVT) will der italienische Telekomkonzern den spanischen Rivalen Telefonica übertrumpfen. Telefonica hatte für die Noch-Tochter des französischen Medienkonzerns Vivendi Anfang August 6,7 Milliarden Euro geboten. Die Videndi-Titel gewannen 1,12 Prozent. Für Telefonica ging es um 0,81 Prozent hoch, während Telecom Italia prozentual unverändert schlossen.
In der Schweiz stand der Pharmakonzern Roche mit einem leicht überdurchschnittlichen Kursplus von 1,27 Prozent im Fokus. Der japanische Konkurrent Chugai hatte am Sonntag Gespräche mit Roche über eine vollständige Übernahme dementiert. Am Freitag hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass Roche für den noch nicht zum Konzern gehörenden Chugai-Anteil von knapp 40 Prozent etwa zehn Milliarden US-Dollar zahlen wolle. awp/mc/upd/ps)