Julius Bär steigert Gewinn im Halbjahr
Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)
Zürich – Die Julius Bär Gruppe hat im ersten Semester 2014 klar verbesserte Gewinnzahlen und einen deutlichen Anstieg der verwalteten Vermögen erzielt. Die Integration des Internationalen Wealth-Management-Geschäfts (IWM) von Merrill Lynch kommt derweil in die Schlussphase. Die Vermögensverwalterin gab zudem die Übernahme der Private Banking-Aktivitäten der Bank Leumi in der Schweiz und Luxemburg bekannt. Die Investoren begrüssten die News, so dass die Bär-Aktie deutlich zulegte.
Der adjustierte Halbjahresgewinn erreichte im Berichtssemester 288 Mio CHF, rund 10% mehr als in der Vorjahresperiode, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Der IFRS-Konzerngewinn verbesserte sich sogar um 56% auf 179 Mio CHF – dies vor allem dank gesunkener Integrations- und Restrukturierungskosten für die IWM-Geschäfte.
Mehr verwaltete Vermögen
Zum Semesterende verwaltete die Bank Vermögen (AuM) in Höhe von 274 Mrd CHF (Ende April: 264 Mrd CHF). Die Zunahme war zum einen auf einen Netto-Neugeldzufluss von 7,5 Mrd CHF (VJ: +3,4 Mrd) zurückzuführen. Aber auch die Konsolidierung des brasilianischen Vermögensverwaltungsgeschäfts GPS und von weiteren IWM-Vermögen wie auch eine positive Marktperformance trugen zum Anstieg bei.
Der Betriebsertrag erhöhte sich im Halbjahr um deutliche 15% auf 1,24 Mrd CHF. Auf den verwalteten Vermögen erzielte der Vermögensverwalter eine Bruttomarge von 95 Basispunkten, was leicht unter dem Wert des Gesamtjahres 2013 (96 BP) lag. Die Marge der übernommenen IWM-Vermögen (84 BP) war dabei erneut schwächer als diejenige der «alten» Julius Bär (97 BP).
IWM-Integration in Schlussphase
Die «komplexe Integration» des IWM-Geschäfts komme langsam zum Ende, sagte Collardi. Per Ende Juni beinhalteten die verwalteten Vermögen insgesamt 56 Mrd CHF aus dem IWM-Geschäft. Insgesamt werde man wohl die Marke von 60 Mrd CHF überschreiten, meinte der CEO. Noch ausstehend sei insbesondere der Transfer des Indien-Geschäfts. Julius Bär bleibt damit allerdings am unteren Ende der anvisierten Spanne von 57 Mrd bis 72 Mrd CHF.
Bei der Restrukturierung des IWM-Geschäfts sei Julius Bär dem Zeitplan sogar voraus, betonte Collardi. Die Produktivität der verwalteten Vermögen von IWM nähere sich bereits dem Ziel für 2015. Die ehemaligen IWM-Berater hätten im ersten Semester zudem bereits mit 2 Mrd CHF zum Netto-Neugeldzufluss beigetragen.
Übernahme von Leumi-Geschäft
Julius Bär gab am Montag zudem die Übernahme des Schweizer Private-Banking der israelischen Bank Leumi mit verwalteten Vermögen von 6 Mrd sowie der Private-Banking-Tochter von Leumi in Luxemburg mit AuM über 1 Mrd CHF bekannt. Der Gesamtwert des zu zahlenden Goodwills beträgt laut den Angaben 10 Mio CHF in bar. Die Bär-Verantwortlichen erwarten, dass etwa 75% der Kundenvermögen übertragen werden.
Die Übernahme soll keine Auswirkungen auf die Verhandlungen um einen Vergleich im US-Steuerstreit haben, wie Finanzchef Dieter Enkelmann auf eine entsprechende Frage betonte. Die Bank Leumi steht, wie auch Julius Bär selbst, als «Kategorie 1»-Bank im Visier der US-Behörden. Die Schweizer Leumi-Tochter als rechtliche Einheit bleibe weiterhin beim Verkäufer, so der Finanzchef.
US-Vergleich noch dieses Jahr
Von Julius Bär selbst gab es derweil keine neuen Informationen betreffend die Auseinandersetzung um unversteuerte US-Kundenvermögen. Die Bank hat weiterhin keine Rückstellungen für eine mögliche Strafzahlung getätigt. Der Credit Suisse-Vergleich habe die Situation aber nun deblockiert, sagte Collardi: «Es ist nun eine Angelegenheit von Monaten und nicht von Jahren.»
Der CEO betonte erneut, dass sich die Situation im US-Steuerstreit für jede Bank anders darstelle. Julius Bär habe schon früh – bereits im Jahr 2009 – mit den US-Behörden Kontakt aufgenommen und sich auch aus dem US-Geschäft zurückgezogen. Die jüngsten Mutmassungen am Markt über eine Busse von 1 Mrd USD bezeichnete er als «reine Spekulation».
Aktie legt zu
Mit den Halbjahreszahlen hat Julius Bär die Erwartungen am Markt klar übertroffen. In Analystenkommentaren wurden am Montag vor allem die Fortschritte auf der Kostenseite gelobt; es wurde aber auch auf die anhaltende Ungewissheit wegen der bevorstehenden US-Busse hingewiesen. Die Julius Bär-Aktie notiert am frühen Montagnachmittag in einem stabilen Gesamtmarkt um 5,9% im Plus bei 38,70 CHF. (awp/mc/upd/ps)