Holcim und Lafarge ebnen mit Devestitionsliste Weg für Fusion
Holcim-CEO Bernard Fontana. (Foto: Holcim)
Jona – Die Zementhersteller Holcim und Lafarge wollen Unternehmensteile verkaufen, die rund 10% des gemeinsamen Umsatzes entsprechen. Damit soll der Weg für eine Zustimmung der Wettbewerbsbehörden für die geplante Fusion geebnet werden, insbesondere in Europa. Dabei registrieren sie ein grösser als erwartetes Interesse von möglichen Käufern. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen und weitere Devestitionen sind möglich.
«Wir bekommen die Rückmeldung von den Banken, dass ein grosser Appetit für Assets im Zementmarkt besteht», sagte Lafarge-CEO Bruno Lafont an einer gemeinsamen Telefonkonferenz am Montag. Man habe bereits konkrete Anfragen von rund 50 Interessenten erhalten, so Lafont weiter. «Mehr als wir ursprünglich erwartet hatten.» Die Gespräche würden per sofort beginnen. Angaben dazu, ob die Offerten aus der Industrie, von Finanzinvestoren oder auch über Management-Buyouts kämen, wollte er keine machen. Lafont sieht die Pläne zudem als ein deutliches Zeichen in Richtung EU-Kommission. Er betont, dass die Gruppe nach der Fusion in keinem europäischen Markt über einen grösseren Marktanteil verfügen werde, als die einzelnen Unternehmen zuvor hatten.
«Die nun veröffentlichte Liste ist vorläufig und nicht vollständig», betonte Holcim-CEO Bernard Fontana. «Wir werden weitere Devestitionen bekanntgeben, wenn sie entschieden sind», sagte er weiter. Die jetzige Liste diene jedoch als Diskussionsgrundlage für die Gespräche mit den Wettbewerbsbehörden und als Orientierung für mögliche Kaufinteressenten. Die geplanten Devestitionen würden rund 10% des gemeinsamen weltweiten Umsatzes ausmachen. Die Evaluierung werde jedoch weitergehen und sei von einer Reihe von Faktoren abhängig. Dabei nannte er die Anforderungen der Aufsichtsbehörden, den Verkaufsprozess und die Gespräche mit den Sozialpartnern. Man sei gut auf Kurs, um den Zusammenschluss im ersten Halbjahr 2015 zu erreichen, waren sich beide Unternehmenschefs einig.
Europa trägt Hauptlast der Devistition
Den Angaben zufolge sollen in sechs europäischen Ländern Werke verkauft werden. Holcim will sich von seinen Werken in Ungarn, Serbien und Frankreich trennen. Ausgenommen sind hier jedoch die Standorte Altkirch und der Zuschlagstoff- und Fertigbetonmarkt in der Region Haut-Rhin. In Europa steht von Lafarge das Zementwerk im österreichischen Mannerdorf zum Verkauf, sowie die Unternehmensteile in Deutschland und Rumänien.
In Grossbritannien steht Lafarge Tarmac zum Verkauf, ein Gemeinschaftsunternehmen mit Anglo American. Im Falle des Verkaufs wurde mit dem Partner vereinbart, dass deren 50%-Anteil mit mindestens 885 Mio GBP (umgerechnet rund 1,35 Mrd CHF) in Bar bewertet wird. Eine entsprechende Grundsatzvereinbarung sei zwischen den JV-Partnern getroffen worden, meldete Anglo American am Morgen in einer separaten Medienmitteilung.
Holcim plant zudem den Verkauf der Werke in Kanada und Mauritius. Lafarge will sich von einem Teil seiner Aktivitäten auf der Insel Réunion trennen, die zu Frankreich zählt. Auf den Philippinen ist ein Teil-Verkauf sowie die Zusammenlegung der restlichen Aktivitäten geplant. In Brasilien sollen der Wettbewerbsbehörde in Kürze detaillierte Devestitionspläne präsentiert werden.
Paritätische Aufteilung der Verkäufe
Beide CEO’s betonten, dass die nun vorgelegte Liste anteilsmässig beide Konzerne in gleichem Masse betreffen würde. Lafont sagte, dass Europa – obwohl hier der Grossteil der Devestitionen erfolgen werde – mit rund 20% Umsatzanteil weiter eine wichtige Region für das Unternehmen bleibe. Zum Vergleich: Zuvor betrug der kombinierte Anteil rund 26%.
Analysten rechnen mit weiteren Devestitionen, etwa in den USA, Mexiko oder Indien. Insgesamt werten die Experten die Pläne als wichtigen Schritt auf dem Weg in Richtung einer erfolgreichen Fusion. Die Holcim-Aktie reagiert in einem negativen Gesamtmarkt (SMI -0,40%) mit Abgaben und notiert um 11.30 Uhr mit -0,3% bei 81,05 CHF. (awp/mc/upd/ps)