Halbleiterhersteller AMS und Dialog in Fusionsgesprächen
AMS-CEO Kirk Laney. (Foto: AMS)
Unterpremstätten / Kirchheim – Im Halbleitergeschäft bahnt sich eine österreichisch-deutsche Hochzeit an. Die an der SIX Swiss Exchange kotierte AMS aus der Steiermark und Dialog Semiconductor aus dem schwäbischen Kirchheim unter Teck bestätigten am Donnerstag, über eine Fusion zu sprechen. Die Verhandlungen befänden sich aber noch in einem frühen Stadium. Es sei daher auch unsicher, ob es tatsächlich zu einer Fusion komme. Die Unternehmen streben dabei einen möglichst gleichberechtigten Zusammenschluss an. Rechtlich aber tritt AMS als Bieter für Dialog auf.
Die Unternehmen waren an der Börse vor Bekanntwerden der Verhandlungen jeweils etwa 1,7 Mrd EUR wert. An den Aktienbörsen begrüssen die Anleger die Fusionsabsichten. Um 10 Uhr notieren die AMS-Aktien so um 6,0% höher auf 154,30 CHF, an der Frankfurter Börse legen Dialog-Semiconductor-Titel um 7,3% auf 25,85 EUR zu. Die Umsätze liegen in beiden Titeln bereits über einem durchschnittlichen Tagesvolumen.
Zusammenschluss unter Gleichen
Um den Charakter eines «Zusammenschlusses unter Gleichen» zu untermauern, haben sich beide Seiten nach Informationen des «Financial Times» bereits darauf verständigt, dass AMS künftig den Verwaltungsratschef stellt und Dialog den Vorstandsvorsitzenden beruft. Zugleich solle Dialog aber seine Börsennotierung in Deutschland aufgeben. Das gemeinsame Unternehmen solle künftig nur noch in der Schweiz gehandelt werden.
Wichtiges Thema in den Gesprächen ist der Zeitung zufolge der Preis. Dabei soll Dialog eine Prämie von 10% gefordert haben. AMS dagegen soll argumentieren, dass die erwarteten Synergien allein schon Grund genug für den Zusammenschluss seien. Die Unternehmen wollten das nicht kommentieren.
Britisches Recht gilt
Dialog steuert sein operatives Geschäft in Kirchheim unter Teck, hat aber seinen rechtlichen Sitz in London. Deshalb gilt bei der Fusion britisches Recht – deswegen gelten für Übernahmegespräche strikte Vorgaben. So muss AMS nun bis zum Nachmittag des 24. Juli entscheiden, ob es ein offizielles Übernahmeangebot vorlegt oder nicht.
Dialog macht einen Grossteil seines Umsatzes mit Chips für Smartphones und Tablets und gilt als wichtiger Zulieferer von Apple . AMS baut Chips für Sensoren.
Überraschende Fusionsabsichten
Die Fusionsgespräche werden im Markt oft als Überraschung eingestuft. Für ihn kämen die Gespräche völlig überraschend, sagte beispielsweise Harald Schnitzer von der DZ Bank. Da sich die beiden Unternehmen mit ihren Produkten aber gut ergänzten, mache ein Zusammenschluss durchaus Sinn. Bei einer Kapitalmarktveranstaltung am Vortag habe sich das Dialog-Management noch sehr zuversichtlich über die weitere Geschäftsentwicklung geäussert.
Vorbereitung auf nächste digitale Revolution
Mit einem Zusammenschluss könnten sich die beiden Halbleiterhersteller für die erwartete nächste digitale Revolution – das sogenannte Internet der Dinge – stärken. Dabei werden verschiedene Geräte miteinander vernetzt und brauchen dafür entsprechende Chips. Das bringt die Halbleiterbranche in Bewegung, zumal die Verkäufe von Smartphones schwächeln. In diesem Jahr gab es bereits 171 Zusammenschlüsse im Umfang von 13,5 Milliarden Dollar, wie die «FT» unter Berufung auf den Datenanbieter Dealogic berichtet. (awp/mc/upd/ps)