SNB hält an expansiver Geldpolitik fest – Weiter Mindestkurs bei 1,20
SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SNB)
Bern / Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigt ihre Geldpolitik einmal mehr und hält entsprechend am Mindestkurs zum Euro fest. Für das Jahr 2014 erwartet sie wie bisher eine Wachstumsrate von rund 2%, betont aber die anhaltend bestehenden Abwärtsrisiken. Der Inflationsdruck wird mittelfristig aufgrund der verhaltenen internationalen Konjunkturaussichten gar als nochmals etwas geringer eingeschätzt.
Die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB vom Donnerstag bleibt somit ohne Überraschungen. Wie von praktisch allen Marktteilnehmern erwartet, bleibt sie beim Mindestkurs von 1,20 CHF pro Euro. Man stehe bereit, den Mindestkurs wenn nötig durch den Kauf von Devisen in unbeschränkter Höhe durchzusetzen und bei Bedarf weitere Massnahmen zu ergreifen, teilten die Währungshüter mit.
Franken weiterhin «hoch bewertet»
«Der Franken ist nach wie vor hoch bewertet», sagte Nationalbank-Chef Thomas Jordan vor den Medien in Bern. Bei einem Dreimonats-Libor nahe Null bleibe der Mindestkurs daher das angemessene Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen zu verhindern, falls der Aufwertungsdruck auf den Franken wieder zunehmen sollte.
Auch bezüglich Zinsen bleibt alles beim alten. Das Zielband für den Dreimonats-Libor bei 0%-0,25% wird bekräftigt, dies bei einem Libor-Wert von zuletzt 0,013%. Mit der Einführung des Mindestkurses im September 2011 ist die Zinspolitik der SNB als Instrument der Geldpolitik allerdings stark in den Hintergrund gerückt.
Keine Negativzinsen
Auf negative Einlagenzinsen, wie sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) vergangene Woche beschlossen worden sind, verzichtet die SNB erwartungsgemäss ebenfalls. Man beobachte die Auswirkungen der jüngsten Zinssenkungen in der Eurozone auf die Schweiz aber sehr genau. «Sollte sich ein Handlungsbedarf ergeben, wird die Nationalbank die nötigen Massnahmen ergreifen», sagte Jordan.
Mittelfristig verringerter Teuerungsdruck
Weiter keine Gefahr herrscht laut SNB auch an der Teuerungsfront. Die bedingte Inflationsprognose der SNB vom Juni zeigt gar einen mittelfristig verringerten Teuerungsdruck. Zwar werde für die kommenden Quartale eine leicht höhere Inflation als noch im März prognostiziert, weil die Teuerung im Mai etwas höher als erwartet ausgefallen sei und der Ausgangspunkt der Prognose sich damit nach oben verschoben habe.
Inflationsprognose 2015 und 2016 nochmals tiefer
Ab Mitte 2015 werde die Inflation jedoch niedriger ausfallen als im Vorquartal prognostiziert, wofür die verhaltenen internationalen Konjunkturaussichten und die unerwartet niedrige Inflation in der Eurozone verantwortlich seien, wie SNB-Präsident Jordan weiter betonte. Für 2014 prognostiziert die SNB neu eine Jahresteuerung von +0,1% nach 0,0% noch im Juni. 2015 und 2016 sollen es dann nach den Voraussagen der SNB +0,3% (alt: +0,4%) bzw. +0,9% (1,0%) sein.
Bei der Prognose gelte es zu bedenken, dass es sich um eine bedingte Prognose handle und sie von einem unveränderten Libor über die nächsten drei Jahre einer Abschwächung des Frankens ausgehe. «Wir unterstellen in unserer Prognose also eine sehr expansive Geldpolitik der Nationalbank. Selbst bei diesen Annahmen sind für die Schweiz auf absehbare Zeit weiterhin keine Inflationsrisiken erkennbar», betonte der SNB-Präsident.
Weiterhin vorsichtig gibt sich die SNB in Bezug auf die Konjunkturentwicklung. Insgesamt bleibe die globale Erholung jedenfalls zögerlich, heisst es dazu. Die SNB gehe zwar von einer Festigung der internationalen Konjunktur aus. «Die Weltwirtschaft könnte sich aber durchaus auch noch schwächer entwickeln als wir annehmen», mahnte Jordan. So stehe die Eurozone weiterhin «bedeutenden Herausforderungen» gegenüber, und verschiedene Schwellenländer litten unter Strukturproblemen. Die gegenwärtigen geopolitischen Konflikte könnten die globale Konjunktur ebenfalls dämpfen.
Risiken durch die Einwanderungsinitiative
Für die Schweiz hält die SNB aber am bisherigen Konjunkturszenario einer moderaten Erholung bzw. einer Prognose für das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) 2014 von «rund 2%» fest. Insgesamt sei die Schweizer Wirtschaft aber «weiterhin nicht voll ausgelastet», und eine schwächere Entwicklung der Weltwirtschaft würde auch das Wachstum hierzulande beeinträchtigen.
Aber die SNB betont auch interne Risiken. In den letzten Wochen hätten die SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte die Unternehmen befragt, wie sie die Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative auf ihre Geschäftstätigkeit einschätzen. «Die Ergebnisse deuten auf eine spürbare Verunsicherung über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hin», sagte Jordan. Auch wenn die meisten Unternehmen bislang keine konkreten Massnahmen ergriffen hätten.
Bezüglich der Lage am Hypothekar- und Immobilienmarkt hiess es seitens der SNB: Auch wenn sich die Dynamik leicht abgeschwächt habe, gebe es noch keine Anzeichen für eine nachhaltige Beruhigung. Man beobachte die Entwicklung entsprechend aufmerksam und prüfe regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden solle.
Zusammenfassend meinte SNB-Präsident Thomas Jordan jedenfalls: «Das Umfeld für die Schweizer Wirtschaft und für unsere Geldpolitik bleibt äusserst anspruchsvoll.» (awp/mc/upd/ps)