CH-Schluss: Leicht im Minus – EZB ohne grössere Überraschung
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach den mit Spannung erwarteten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) leicht im Minus geschlossen. Der Leitindex SMI stieg zwar mit den Ankündigungen weiterer geldpolitischer Lockerungsmassnahmen durch Mario Draghi zeitweise über die Marke von 8’700 Punkten, gab die Gewinne aber am späteren Nachmittag wieder vollständig preis.
Insgesamt erfüllte die EZB mit einer Leitzinssenkung auf neue Tiefstände und einem negativen Einlagensatz für die Banken die Erwartungen am Markt weitgehend. Der «spektakuläre Wurf» sei allerdings ausgeblieben, kommentierte ein Ökonom. Auch weitere Marktteilnehmer meinten, dass die meisten EZB-Massnahmen bereits in den Markt eingepreist seien. Am Schweizer Markt waren zyklische Werte gefragt, dagegen lasteten vor allem Abgaben des Schwergewichts Nestlé auf den Indizes.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,21% im Minus auf dem Tagestief von 8’643,28 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) konnte sich dagegen mit einem Plus von 0,09% auf 1’317,43 Zähler leicht im Plus halten, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,13% auf 8’536,85 Punkte abgab. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 im Plus, 12 im Minus und einer (Swisscom) unverändert.
Zu den klaren Gewinnern im SMI/SLI gehörten Industriewerte wie Sika (+2,8%), Lonza oder Holcim (je +2,4%). Der Zementkonzern hat von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme von Cemex West erhalten. Das deutsche Bundeskartellamt hatte eine Prüfung der Übernahme gefordert. Die Titel des Arbeitsvermittlers Adecco (+1,7%) zeigten ebenfalls bis Handelsschluss eine klar positive Reaktion auf die EZB-Zinsentscheide.
Auch Actelion (+1,6% auf 90,50 CHF) schlossen klar höher. Das Aktienresearch von Jefferies hat seine Kaufempfehlung für die Titel bei einem Kursziel von 100 CHF nach einem Gespräch mit Verantwortlichen des Pharmaunternehmens an einer Konferenz bestätigt.
Uneinheitlich zeigten sich die Finanzwerte. Bei den Bankentiteln gingen CS (+0,6%) wie auch Julius Bär (+0,2%) fester aus dem Handel, UBS (-0,2%) drehten gegen Ende der Sitzung dagegen wieder ins Minus. Bei den Versicherungswerten verzeichneten Swiss Re (+0,9%) und Bâloise (+0,6%) Avancen. Mit einem negativen Vorzeichen schlossen dagegen Zurich (-0,04%) und Swiss Life (-0,2%).
Belastet wurden die Indizes insbesondere von den Abgaben des Schwergewichts Nestlé (-1,0%). CEO Paul Bulcke bekräftigte an einem Investorentreffen in Boston seine Prognose eines organischen Wachstums von 5% für das laufende Jahr, Analysten sahen ihre Schätzungen durch die Aussagen im grossen und ganzen bestätigt. Bei den Pharmaschwergewichten schlossen Roche (+0,1%) leicht im Plus während Novartis (-0,3%) leichte Abgaben verzeichneten.
Dufry (-0,7%) schlossen nach den markanten Gewinnen vom Vortag ebenfalls tiefer. Der Duty-Free-Konzern hatte am Morgen die definitiven Bedingungen der Pflichtwandelanleihe und einer Aktienplatzierung aus dem bestehenden ordentlichen Aktienkapital publiziert, welche der Finanzierung der am Vortag angekündigten Übernahme der Nuance Group dienen. Die Analysten der französischen Banken Exane BNP und Natixis erhöhten ihre Kursziele für die Dufry-Titel.
Zu den weiteren Verlierern unter den Bluechips gehören Schindler PS (-0,9%) sowie die Papiere der Uhrenkonzerne Richemont (-0,9%) und Swatch (-1,0%). Swatch-CEO Nick Hayek sorgte mit Aussagen gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» für einen Kursrückgang der Swatch-Aktie: Zweistellige Wachstumsraten im 2014 für die Schweizer Uhrenunternehmen seien im aktuellen Währungsumfeld eine «Illusion», sagte er.
Im breiten Markt fielen Santhera (-3,1%) als die «Highflyer» der vergangenen Wochen wieder etwas zurück, im frühen Geschäft hatte der Titel in der Spitze allerdings noch um rund 14% zugelegt. Das Unternehmen teilte am Morgen mit, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) das formale Zulassungsverfahren für seinen Produktkandidaten Catena/Raxone begonnen hat. (awp/mc/pg)