Allianz Global Investors: Übernahmen kleinerer Firmen werfen deutlich höhere Prämien ab
Andrew Neville, Fondsmanager des Allianz Global Small Cap Equity. (Foto: Allianz Global Investors)
Frankfurt am Main – Die anhaltende Phase historisch niedriger Zinsen ist ein wichtiger Treiber für die steigende Aktivität bei Übernahmen und Unternehmenszusammenschlüssen (Mergers & Acquisitions, M&A), das zeigt eine aktuelle Untersuchung von Allianz Global Investors. Dabei übersteigen die Prämien, die für Übernahmen von Firmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 10 Mrd. Euro gezahlt werden, deutlich jene, die bei grösseren Übernahmen üblich sind.
Nachdem sich Unternehmen nach der Finanzkrise vorrangig um den Abbau ihrer Schulden gekümmert und sich auf organisches Wachstum fokussiert haben, suchen Unternehmen vor dem Hintergrund der sich verbessernden Konjunktur und nach wie vor attraktiven Unternehmensbewertungen wieder nach Möglichkeiten, ihre Cash-Bestände für externes Wachstum einzusetzen.
Zwischen 2001 und 2013, wurden in den USA für Übernahmen von Firmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 200 Mio. und 4 Mrd. Euro Übernahmeprämien von 25% gezahlt, wie Allianz Global Investors analysiert hat. So genannte Mid Caps mit einer Marktkapitalisierung bis zu 10 Mrd. Euro erzielten im Schnitt Übernahmeprämien von 26%, während bei Übernahmen von höher kapitalisierten Unternehmen im Schnitt nur 10% Prämie gezahlt wurde.
Ausgeprägter Wettbewerb
Andrew Neville, Fondsmanager des Allianz Global Small Cap Equity, kommentiert den Unterschied bei den Prämien folgendermassen:
„Der Wettbewerb bei der Übernahme von kleineren Firmen ist sehr ausgeprägt, da häufig viele grössere Unternehmen ein Angebot für die Übernahme eines kleineren Unternehmens abgeben. Demgegenüber können es sich nur wenige Grossunternehmen erlauben für grössere Übernahmeziele Gebote abzugeben.
Ausserdem werden grosse Aktiengesellschaften von mehr Analysten untersucht, sodass sie meist an der Börse nahe ihres fairen Unternehmenswert gehandelt werden. Im Unterschied dazu gibt es bei Small und Mid Caps deutlich weniger Research, sodass sie häufiger unter dem fairen Wert gehandelt werden.
Höhere Kosten bei grösseren Übernahmen
Auch sind die Kosten für grosse Übernahmen beispielsweise bei der Finanzierung höher. Bei der Übernahme eines kleineren Unternehmens kann dessen Kostenstruktur meist sehr schnell durch die Grössenvorteile des Käufers reduziert werden. Daneben lassen sich Übernahmen häufig mit Cash oder einer günstigen Fremdfinanzierung bewältigen, wohingegen Aktien, die bei grösseren Deals als Übernahmewährung zum Einsatz kommen, deutlich kostspieliger sind.
Die M&A-Aktivität läuft im Einklang mit der Konjunktur: wenn letztere anzieht mehren sich Zusammenschlüsse und Übernahmen. In Europa geht die Konjunktur wieder bergauf, Firmenlenker haben mehr Vertrauen in die Konjunktur und sehen daher grössere Chancen darin, durch den Zukauf die Wachstumsperspektiven ihres Unternehmens zu verbessern.”
M&A-Aktivitäten nehmen weltweit zu
Stefan Scheurer, Kapitalmarktanalyst bei AllianzGI und Autor der Publikation, hebt hervor:
“Weltweit haben die M&A-Aktivitäten in den vergangenen Wochen zugenommen. Die Vermutung liegt nahe, dass davon auf Jahressicht weitere Impulse für die Aktienmärkte ausgehen dürften. Zwar erreichen die in diesem Jahr angekündigten Transaktionsvolumina von derzeit 680 Mrd. US-Dollar (1) noch nicht die Höchststände aus den Jahren 2000 und 2007-8, aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Volumen um 56 % gestiegen.
Das erstarkte Interesse an M&A-Aktivitäten ist den seit der Finanzkrise verbesserten Unternehmensbilanzen sowie der lockeren Geldpolitik und den damit verbundenen günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten geschuldet. So liegt das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Bruttoerträgen (2) inzwischen weltweit bei 1,5 und damit gut 10 % unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre.”
Auch der „Free Cash Flow“ bei US-Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche liegt inzwischen bei 4% des Bruttoinlandsprodukts und damit nicht weit von der Rekordmarke von 4,4% entfernt. In den G4-Ländern, d.h. USA, Grossbritannien, Europa und Japan, ist die Quote 2013 auf 3% gestiegen, nachdem der Wert Mitte 2009 noch bei 2% lag. Häufig spielen bei US-Firmen auch steuerliche Gründe eine Rolle für Übernahmeaktivitäten in Übersee, um ausserhalb der USA angefallene Gewinne dort auch wieder zu reinvestieren. (Allianz Global Investors/mc/ps)
(1) Januar 2014 bis Mitte Mai 2014
(2) EBITDA, earnings before interest, tax, depreciation and amortisation
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(1) Assets under Management per 31. Dezember 2013