Ratingagenturen zuversichtlicher für Euroländer

Ratingagenturen zuversichtlicher für Euroländer
(Bild: WimL - Fotolia.com)

(Foto: WimL – Fotolia.com)

London / Frankfurt – Die Eurozone sieht wieder Lichtblicke in der schweren Schuldenkrise: Die Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P) und Fitch zeigten sich am Freitag zuversichtlicher bei der Kreditwürdigkeit für Staaten aus dem Währungsraum. Unter anderem stuften die Agenturen gleich zwei angeschlagene Euroländer nach oben. Das Euro-Schwergewicht Spanien darf sich über eine bessere Bewertung durch Fitch freuen, während die Kollegen von S&P das Rating für den hochverschuldeten Inselstaat Zypern nach oben setzen.

Am späten Nachmittag hob Fitch vor dem Hintergrund einer dauerhaften konjunkturellen Erholung und der Aussicht auf einen Rückgang der Verschuldung die Bewertung für Spanien um eine Stufe auf «BBB+» von zuvor «BBB». Das neue Rating liegt mittlerweile drei Stufen über dem sogenannten «Ramschniveau», mit dem spekulative Anlagen gekennzeichnet werden. Den Ausblick für Spaniens Kreditbewertung setzte Fitch auf «stabil».

S&P stuft Zypern nach oben
Fitch lobte die Reformpolitik der spanischen Regierung. Diese habe zu einer dauerhaften Erholung der Wirtschaft geführt und werde auch eine Verbesserung am Arbeitsmarkt zur Folge haben. Mit Blick auf die zuletzt fallenden Verbraucherpreise sieht die Ratingagentur keine Gefahr einer längerfristigen Deflation in Spanien mit einer gefährlichen Spirale aus sinkenden Preisen und schwacher Nachfrage. Allerdings dürfte die Preisentwicklung in Spanien vor dem Hintergrund der steigenden Wettbewerbsfähigkeit auch mittelfristig eher schwach bleiben.

Bereits am Morgen hatte S&P die Bewertung des Krisenlands Zypern um eine Stufe auf «B» erhöht. Allerdings liegt die Kreditnote für den Inselstaat weiter klar im «Ramschbereich». Immerhin setzte S&P den Ausblicke für Zypern auf positiv, so dass künftig erneut mit einem besseren Rating gerechnet werden kann. Der Inselstaat erfülle weiterhin die Auflagen der internationalen Geldgeber, hiess es als Begründung.

Frankreich und Italien kommen ebenfalls etwas besser weg
Zyperns Präsident Nikos Anastasiades begrüsste die Erhöhung der Kreditwürdigkeit der Inselrepublik durch Standard & Poor’s . Dies bedeute jedoch nicht, dass Zypern aus der Krise herausgekommen ist, warnte Anastasiades. Zypern werde mit «der gleichen Entschlossenheit» die Reformen fortsetzen, hiess es unter anderem in einer Erklärung des Präsidenten.

Die unter Reformdruck stehenden Schwergewichte Frankreich und Italien kamen bei den Bonitätsprüfern ebenfalls etwas besser weg. Fitch hob den Ausblick für Italien von «negativ» auf «stabil» an. Begründet wird der Schritt unter anderem mit der etwas besseren Wirtschaftslage, deutlich geringeren Refinanzierungskosten an den Finanzmärkten und der Aussicht auf Wirtschaftsreformen der neuen Regierung. Fitch bewertet Italien weiter mit «BBB+» und damit genauso wie Spanien.

S&P etwas zuversichtlicher für Frankreich
Für Frankreich zeigte sich S&P etwas zuversichtlicher, obwohl sich am Rating («AA») und dem stabilen Ausblick nichts änderte. Die Regierung habe Massnahmen zur Reduzierung der Arbeitskosten und zur Unternehmensbesteuerung ergriffen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern, schreibt S&P. Zudem deuteten staatliche Ausgabenkürzungen darauf hin, dass die zweitgrösste Euro-Volkswirtschaft ihr Haushaltsdefizit schrittweise reduzieren werde. Die Staatsverschuldung bleibe aber hoch und werde bis 2017 weiter wachsen.

Auch der Euro-Rettungsfonds EFSF behält bei S&P die dritthöchste Bewertung «AA» bei stabilen Aussichten. Die Begründung lautet, die Verbindlichkeiten des Fonds – resultierend aus den Hilfsprogrammen für Griechenland, Portugal und Irland – seien ausreichend durch Garantien von Eurostaaten mit einer Bonitätsnote von mindestens «AA» gedeckt. Der EFSF ist im Herbst 2012 durch den ständigen Rettungsschirm ESM abgelöst worden. Er übernimmt deswegen keine neuen Hilfsprogramme mehr.

Der Euro reagierte mit Kursgewinnen auf die Serie von Kreditbewertungen. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,3838 US-Dollar und damit etwas mehr als am Morgen. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar