Generation 50 plus: Per Mausklick zum besseren Lebensgefühl
(Symbolbild)
Zürich – Einen Dankesbrief schreiben oder lustige Begebenheiten notieren: Solche einfachen Handlungen können das Wohlbefinden nachhaltig steigern. Ein Online-Trainingsprogramm hilft dabei – und zwar auch denjenigen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind. Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass so genannt positiv-psychologische Online-Interventionen bei Frauen über 50 wirksam sind und somit zu einem glücklichen Altern beitragen.
«Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied»: Das bekannte Sprichwort hat einen wahren Kern. Laut Erkenntnissen aus der Positiven Psychologie können Menschen ihr Wohlbefinden tatsächlich beeinflussen, nämlich mit Methoden und Aktivitäten, welche positive Gefühle, Verhaltensmuster oder Gedanken kultivieren. An der Universität Zürich befassen sich Forscherinnen und Forscher mit der Wirksamkeit solcher positiv-psychologischer Interventionen. Sie untersuchen etwa, ob sich das Wohlbefinden auch mittels einfacher Online-Übungen nachhaltig steigern lässt. Eine kürzlich durchgeführte Studie der Fachrichtung Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik widmete sich insbesondere der Frage, ob die Übungen bei der Generation 50 plus ähnlich wirksam sind, wie bei jüngeren Generationen, die den Umgang mit dem Internet früher erlernt haben. Die Antwort lautet «Ja».
Zufriedener und weniger depressiv
163 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren führten während einer Woche täglich eine Computerübung von 10 bis 15 Minuten durch. Alle Übungen hatten zum Ziel, positive Charaktereigenschaften wie Optimismus, Humor oder Dankbarkeit zu steigern. Die Mittel dazu waren einfach: So wurden die Teilnehmerinnen beispielsweise dazu aufgefordert, jemandem einen Dankesbrief zu schreiben und vorzulesen oder lustige Ereignisse des Tages aufzuschreiben und darüber nachzudenken. Die Wirkung war positiv: Die Teilnehmerinnen waren zufriedener und hatten weniger depressive Symptome als im Zeitraum vor dem Training – und auch im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Ausserdem war der Effekt nachhaltig, denn Testpersonen berichteten bis zu sechs Monate nach dem Training über eine höhere Lebenszufriedenheit. Zwar variierten die Effekte von Person zu Person, aber für die Gesamtgruppe waren sie leicht bis mittel stark.
Den gleichen Effekt erwarten die Forschenden auch für die Männer: «In der Literatur zu Positiven Interventionen gibt es keine Hinweise darauf, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf diese Art von Übungen reagieren», erklärt Studienleiter René Proyer von der Fachrichtung Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik. In die vorliegende Studie gingen nur Daten von Frauen ein, da die Werbestrategie über ein mehrheitlich von Frauen gelesenes Magazin primär Frauen angesprochen hat. «Die Studie zeigt, dass man sein Wohlbefinden steigern kann, indem man selbständig einfache Übungen in den Alltag einbaut – dies ganz bequem am Computer von zu Hause aus», so Proyer. Durch ihre unkomplizierte Anwendung seien diese Online-Übungen gerade auch für die ältere Generation sehr praktisch.
Testpersonen für Online-Training gesucht
Die Erkenntnisse dieser Studie fliessen in ein neues Online-Trainingsprogramm ein, welches wissenschaftlich begleitet wird. Für dieses Programm werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden Alters (ab 18 Jahren) gesucht. Voraussetzungen sind die Bereitschaft, während einer Woche täglich rund 10 bis 15 Minuten Zeit zu investieren und schriftlich Fragen zum Wohlbefinden zu beantworten. Teilnehmende, die das komplette Programm abschliessen, erhalten eine individuelle Rückmeldung zu ihren Veränderungen im Verlauf der Teilnahme. Mehr Informationen: www.staerkentraining.ch. (Universität Zürich/mc/ps)
Literatur:
René Proyer, Fabian Gander, Sara Wellenzohn & Willibald Ruch. Positive Psychology Interventions in People Aged 50-79 Years: Long-Term Effects of Placebo-Controlled Online-Interventions on Well-Being and Depression. Aging & Mental Health. April, 2014. http://dx.doi.org/10.1080/13607863.2014.899978