CH-Schluss: Markante Abgaben trotz leichter Erholung im Späthandel
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutlich nachgegeben. Nach einem bereits schwachen Start ist der SMI im Tagesverlauf noch stärker unter Druck geraten und hat zeitweise ein Minus von rund 2% aufgewiesen. Am Nachmittag gab es im Anschluss an das besser als erwartet ausgefallene Michigan-Konsumklima noch etwas Entlastung. Geprägt war das Börsengeschehen vor allem vom Kursrutsch an den US-Börsen vom Vortag, was entsprechend auch in Asien und Europa für Verkaufsdruck sorgte, und am Nachmittag von schwachen Quartalszahlen der US Bank JP Morgan. Das dreiwöchige Rally davor fand damit in der laufenden Woche ein Ende.
Die Stimmung an den Märkten sei fragil, hiess es in Börsenkreisen. Es sei nicht auszuschliessen, dass sich die Spannungen rund um die Ukraine-Krise nochmals ausweiten werden, was die Kurse weiter belasten könnte. US-Präsident Barack Obama stimmte die westlichen Partner bereits auf weitere Sanktionen im Zusammenhang mit der russischen Ukraine-Politik ein. Dazu findet in der kommenden Woche ein wichtiger politischer Gipfel in Genf statt. Für die hiesige Berichtsaison, welche heute mit Givaudan eröffnet wurde und kommende Woche einen ersten Höhepunkt erreicht, sehen einzelne Beobachter nicht ganz so schwarz.
Der Swiss Market Index (SMI) gab 1,45% auf 8’298,82 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von -2,4%. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,53% auf 1’273,61 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,43% auf 8’077,28 Punkte. Die wichtigsten 30 Titel schlossen alle im Minus.
Givaudan (-2,5%) gehörten im schwachen Gesamtmarkt zu den grössten Verlierern. Der Aromen- und Riechstoffhersteller musste zwar einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. In Lokalwährung und bereinigt um Übernahmen und Veräusserungen hätte aber ein Plus von 5,7% resultiert. Am Markt erklärten Händler die Abgaben mit der insgesamt schlechten Stimmung und Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere bisher eine starke Jahresperformance erzielt hatten. Analysten bezeichneten denn auch die Umsatzentwicklung der ersten drei Monate mehrheitlich als solide und Merrill Lynch hat in der Folge das Kursziel in den Bereich des aktuellen Schlusskurses erhöht und das Rating «Neutral» bestätigt.
Am stärksten unter Druck standen indes Actelion (-3,5%) und Sika (-3,4%). Der Bauchemiehersteller wird am kommenden Dienstag das Quartalsergebnis vorlegen.
Weitere klar nachgebende Aktien waren Clariant (-2,4%), Swiss Re und Transocean (je -2,1%). Auch die Börsenschwergewichte Roche (-1,9%) und Novartis (-1,8%) konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen.
Von den Banken verloren Julius Bär (-2,0%) klar, wobei dies vor allem auf den Abgaben der Dividende zurückzuführen war. Bei UBS (-2,1%) und CS (-1,7%) belasteten einerseits Kurszielsenkungen durch die Deutsche Bank. Andererseits sorgten die am frühen Nachmittag vorgelegten und enttäuschenden Quartalszahlen des US-Konkurrenten JP Morgan für weiteren Abgabedruck.
Lonza landeten mit einem Minus von 0,4% dagegen weit vorne im Kurstableau. Die UBS hatte die Titel auf ihre «Most Preferred List» genommen. Der Life-Science-Konzern dürfte die angepeilte EBIT-Marge von 10% für 2014 wohl erreichen, auch wenn dies eine Mehrheit am Markt anders sehe, hiess es bei der Bank dazu.
Von dieser Liste gestrichen wurden hingegen Sonova (-2,1%). Auf längere Sicht gebe es zwar weiteres Aufwärtspotenzial für die Titel, so die UBS. Dieses sei vor allem im Hörimplantatgeschäft vorhanden. Die kurzfristigen Kurskatalysatoren seien nun aber bereits passé.
Zu den gegenüber dem Abwärtstrend resistentesten Aktien gehörten noch Swatch (-0,2%), Richemont (-0,5%), Swisscom (-0,5%) und Adecco (-0,6%).
Im breiten Markt hielten sich EMS-Chemie (-1,1%) etwas besser als der Gesamtmarkt, nachdem das Unternehmen am Morgen den Umsatz für das erste Quartal publiziert hatte. Der Gruppenumsatz lag zwar am unteren Ende der Schätzungen, das Betriebsergebnis ist aber deutlich über dem Vorjahr ausgefallen.
Dagegen zogen Gurit (+1,7%) ebenfalls nach Zahlen an. Der Umsatz stieg zwar deutlich um 30%, das wichtige Geschäft mit Materialien und Formen für Windenergieanlagen kommt aber nach wie vor nicht auf Touren.
Auffallender waren markantere Verluste bei verschiedenen Industriefirmen wie Tornos (-5,0%), Autoneum und Bobst (-je 4,2%). (awp/mc/pg)