Spanien rutscht überraschend in die Deflation
Spaniens Ministerpräsident Marinao Rajoy. (Foto: La Moncloa)
Madrid – Spanien ist überraschend in die Deflation geraten. Im März sanken die Verbraucherpreise erstmals seit Oktober 2009 auf Jahressicht, wie aus einer ersten Schätzung der nationalen Statistikbehörde vom Freitag hervorgeht.
Die Wahrscheinlichkeit weiterer geldpolitischer Massnahmen, mit denen sich die Europäische Zentralbank (EZB) gegen die Gefahren eines breiten Preisverfalls im Währungsgebiet stemmen könnte, ist damit laut Experten gestiegen. Die Aussicht auf mögliche Zinssenkungen liess den Eurokurs deutlich fallen.
Spekulationen auf EZB-Massnahmen
In Spanien fiel die für europäische Vergleichszwecke harmonisierte Teuerungsrate im März auf minus 0,2 Prozent. Im Vormonat hatte die Rate mit plus 0,1 Prozent immerhin noch knapp über der Nulllinie gelegen. Die viertgrösste Euro-Volkswirtschaft kämpft schon lange mit ungewöhnlich niedrigem Preisauftrieb. Seit September liegt die Inflation bei 0,5 Prozent oder tiefer.
Die Diskussion um eine drohende Deflation im Euroraum – darunter verstehen Ökonomen einen Preisverfall auf breiter Front, der Investitionen und Konsum ausbremst – erhält durch die schwachen Preisdaten aus Spanien Auftrieb. Verbraucher und Unternehmen könnten in Erwartung weiter sinkender Preise Ausgaben aufschieben und so die Konjunktur abwürgen.
Euro fällt auf Tagestief
Der Devisenmarkt spekuliert bereits auf eine weitere geldpolitische Lockerung, mit der die EZB diese Deflationsrisiken bekämpfen könnte. Der Euro geriet kräftig unter Druck und fiel zwischenzeitlich um fast einen halben Cent bis auf ein Tagestief von 1,3706 US-Dollar. Zuletzt stand die Gemeinschaftswährung bei 1,3715 Dollar.
Am nächsten Donnerstag werden die Währungshüter ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Sie müssen ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent im Euroraum verteidigen, sowohl nach unten wie nach oben. Notenbankchef Mario Draghi und seine Kollegen haben oft betont, dass sie einen weiteren Preisverfall kritisch beobachten und notfalls einschreiten werden.
Eurozonen-Inflation bei 0,7 Prozent
In der Eurozone lag die Inflationsrate im Februar bei 0,7 Prozent, also deutlich niedriger als von der EZB erwünscht. Mit Spannung werden am Freitagnachmittag die März-Inflationsdaten für die grösste Euro-Volkswirtschaft Deutschland erwartet. Ökonomen rechnen auch hier mit einem Rückgang der Teuerung. (awp/mc/ps)