Mindestens 25 Tote bei Ausschreitungen in Kiew
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Kiew – Bei neuen Strassenkämpfen in der Ukraine sind gestern und in der Nacht zum Mittwoch mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Das Innenministerium in Kiew teilte mit, dass neun Polizisten und mehr als ein Dutzend Demonstranten bei den Ausschreitungen starben. Zudem wurde ein Journalist von unbekannten Maskierten erschossen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, wurden ausserdem 241 Menschen mit Verletzungen in Spitäler gebracht. Unter den Verletzten waren 79 Polizisten und 5 Journalisten.
Präsident Viktor Janukowitsch verteidigte den Einsatz von Gewalt. Die Opposition habe die Grenzen überschritten, als sie ihre Anhänger auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew zu den Waffen gerufen hätten. Es handle sich um «Kriminelle, die vor Gericht gehören». Das zentrale Gewerkschaftshaus am Maidan, das der Opposition als Hauptquartier diente, musste wegen eines schweren Brandes evakuiert werden. Etwa 40 Menschen wurden nach Darstellung des eigenen medizinischen Dienstes des Maidan in Sicherheit gebracht.
Lage etwas beruhigt
Augenzeugen zufolge war die Lage am Morgen zunächst etwas ruhiger. Beide Seiten standen sich weiter gegenüber, mit gelegentlichen Zusammenstössen.
Klitschko: Vorerst keine weiteren Verhandlungen
Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko zeigte sich enttäuscht über den ergebnislosen Verlauf eines nächtlichen Krisentreffens. Janukowitsch reagiere unpassend auf die Lage. Der prorussische Präsident müsse die Einheiten sofort zurückziehen. Weitere Gespräche mit Janukowitsch schloss Klitschko vorerst aus. «Welche Verhandlungen kann es geben, wenn Blut vergossen wird?», sagte der Ex-Boxweltmeister.
Janukowitsch warf den Regierungsgegnern seinerseits den Versuch einer gewaltsamen Machtübernahme vor. Sollten sich die Oppositionsführer nicht von radikalen Kräften distanzieren, werde er «andere Töne anschlagen», drohte der Präsident.
EU-Aussenminister beraten über Sanktionen
Die Aussenminister der Europäischen Union werden am Donnerstag bei einer Sondersitzung in Brüssel über Sanktionen gegen die politische Führung der Ukraine entscheiden. Dies teilte die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton am Mittwoch mit.
Am Mittwoch waren bereits die Botschafter der 28 EU-Regierungen zu einer Sondersitzung in Brüssel zusammengekommen. Dabei ging es laut Ashton auch um die Vorbereitung von «restriktiven Massnahmen gegen die Verantwortlichen für Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen». Die EU prüfe «alle Optionen» der Reaktion auf das Blutvergiessen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zeigte sich zuversichtlich, dass es einen Sanktionsbeschluss geben werde.
Die «restriktiven Massnahmen» der EU könnten vor allem EU-Einreiseverbote für Janukowitsch und seine engsten Vertrauten sein. Dazu gehört stets auch das Einfrieren von Konten in der EU. Auch könnte die EU bestimmte Unternehmen auf eine «schwarze Liste» setzen. (awp/mc/pg)