Barclays warnt vor schwachem Jahresschluss – Aktie legt trotzdem zu
Barclays-CEO Antony Jenkins.
London – Die britische Grossbank Barclays hat die Märkte auf einen schwachen Ausklang des vergangenen Jahres vorbereitet. Das Institut gab am Montag in einer knappen Mitteilung bekannt, dass der operative Gewinn – das ist das um Sondereffekte bereinigte Vorsteuerergebnis – im Gesamtjahr auf 5,2 Milliarden Pfund (6,3 Mrd Euro) gesunken sei. Das wäre rund ein Viertel weniger als im Jahr zuvor und wegen eines schwachen vierten Quartals weniger als von Analysten erwartet.
Die Bank will an diesem Dienstag (11. Februar) ihr komplettes Zahlenwerk für 2013 vorlegen. Sie sah sich aber zu der Veröffentlichung von Eckdaten gezwungen, nachdem die «Financial Times» erste Zahlen veröffentlicht hatte. Details, warum der Gewinn so deutlich zurückging, nannte das Unternehmen nicht. Die Börse reagierte dennoch positiv auf die Veröffentlichung. Die Aktie legte bis zum frühen Nachmittag um 1,3 Prozent zu.
Erneut Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten
Inklusive Sondereffekten soll das Vorsteuerergebnis bei 2,9 Milliarden Pfund landen. Das wäre zwar ein Vielfaches des Ergebnisses von 2012, als die Bank nur 246 Millionen Pfund an dieser Stelle als Gewinn auswies. Allerdings dürfte das Institut im Schlussquartal kaum noch etwas verdient haben, nachdem nach neun Monaten bereits 2,85 Milliarden Pfund auf der Habenseite standen. Die Bank hatte bereits vor wenigen Wochen weitere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Schlussquartal in Höhe von 330 Millionen Pfund angekündigt.
Angeblicher Datendiebstahl
Derweil droht der Bank, die im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze Mitte 2012 als erstes Institut bestraft worden war, ein neues Problem. Der Zeitung «Mail on Sunday» zufolge sollen Daten von bis zu 27’000 Kunden gestohlen und an andere Börsenhändler weiterverkauft worden sein. Eine Sprecherin der Bank bestätigte, dass Untersuchungen eingeleitet worden seien. Die Informationen habe das Institut an mehrere Regulierungsbehörden weitergeleitet.
Vorstandschef Antony Jenkins versucht seit seinem Amtsantritt nach dem Libor-Skandal neues Vertrauen in die Bank zu schaffen. Zugleich hat er ein hartes Sparprogramm angesetzt und will sich von Randgeschäften trennen. Zudem hatte Jenkins im Herbst dem Institut über eine Kapitalerhöhung rund 5,8 Milliarden Pfund frisches Geld besorgt, um die Kapitalquoten zu stärken. (awp/mc/ps)