EZB-Chef Draghi verstärkt Niedrigzins-Versprechen
EZB-Präsident Mario Draghi. (Bild: EZB)
Frankfurt am Main – Die EZB bleibt wegen der schwachen Euro-Wirtschaft im Krisenmodus: Die Notenbank versichert den Finanzmärkten mit Nachdruck langfristiges Billiggeld und hält sich offen, die Geldpolitik weiter zu lockern. EZB-Präsident Mario Draghi bekräftigte am Donnerstag im Anschluss an den Zinsentscheid in Frankfurt «entschieden» das Versprechen dauerhaft niedriger Zinsen (Finanzjargon: «Forward Guidance»).
Europas oberster Währungshüter sagte, der EZB-Rat habe sich bewusst für deutlichere Worte entschieden, um die Entschlossenheit zu langfristig tiefen Zinsen zu demonstrieren. «Wir haben unsere Forward Guidance verstärkt, weil die wirtschaftliche Erholung fragil ist.» Alle verfügbaren Instrumente – also auch Zinssenkungen – seien auf der zweitägigen Ratssitzung diskutiert worden, so der Notenbankchef.
Anhaltende Phase niederiger Inflation erwartet
Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins trotz zuletzt niedriger Inflation und schleppender Kreditvergabe auf dem im November beschlossenen Rekordtief von 0,25 Prozent bestätigt und ihre Geldpolitik nicht weiter gelockert.
Zum Preisverfall im Euroraum, der die Inflationsrate deutlich unter die Zielmarke der EZB von knapp zwei Prozent drückt, gab Draghi sich relativ gelassen. Man erwarte unverändert eine anhaltende Phase mit geringem Preisauftrieb und habe mit der jüngsten Entwicklung gerechnet. «Die Inflationsrisiken bleiben weitgehend ausgewogen.»
Draghi hält alle Optionen offen
Die Gefahr einer Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und schwacher Konjunktur sieht Draghi nicht. Bei deflationären Tendenzen werde man aber eingreifen, versicherte der EZB-Chef. Die Notenbank müsse die Preisstabilität in beide Richtungen verteidigen – also nicht nur, wenn die Inflation in die Höhe schiesst, sondern auch, wenn die Rate zu weit absinkt.
«Die EZB steht – wenn nötig – für entschiedenes Handeln bereit», betonte Draghi. «Wir werden alle erlaubten verfügbaren Instrumente in Betracht ziehen.» Das gelte auch, falls die Liquidität an den Geldmärkten weiter schwinden sollte und die Kreditraten anziehen. «Die EZB sieht sich aktuell nicht unter Handlungsdruck, dennoch hält sie sich alle Optionen offen», kommentierte Experte Ralf Umlauf von der Helaba.
Euro unter Druck
Die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen brachte den Euro während der Pressekonferenz stark unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel deutlich unter die Marke von 1,36 US-Dollar – von 1,3633 Dollar bis auf ein Tagestief von 1,3549 Dollar. Zuletzt stand der Euro leicht erholt bei 1,3575 Dollar. Der deutsche Anleihemarkt reagierte hingegen verhalten. Der richtungsweisende Bund-Future lag zuletzt mit 0,09 Prozent moderat im Plus bei 139,65 Punkten.
«Nach der heutigen EZB-Sitzung erscheint eine weitere Leitzinssenkung im weiteren Jahresverlauf durchaus möglich», sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, rechnet damit hingegen nicht. «Aber die EZB will die Hoffnungen der Märkte auf weitere Massnahmen eindeutig am Leben erhalten.» (awp/mc/upd/ps)