US-Schluss: Dow Jones verliert nach erneutem Rekordhoch

US-Schluss: Dow Jones verliert nach erneutem Rekordhoch

New York – Der Dow Jones hat am Donnerstag trotz eines frischen Rekordhochs am Ende Verluste eingefahren. Börsianer werteten die überraschende Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst als Stütze, wähnten dann aber stärker als erwartete Konjunkturdaten aus den USA als Belastung für die Indizes. Kurz nach dem Start hatte der New Yorker Leitindex bei 15’797,68 Punkten seine erst am Vortag gesetzte Bestmarke erneut übersprungen. Danach kippte der weltweit bekannteste Index wieder ins Minus. Am Ende verlor der Dow 0,97% auf 15’593,98 Punkte. Auf Wochensicht steht damit bisher ein knappes Minus unter dem Strich. Der breitere S&P-500-Index fiel um 1,32% auf 1’747,15 Punkten und verbuchte den grössten Tagesverlust seit über zwei Monaten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gab mit 1,89% noch stärker ab auf 3’321,41 Punkte.

Händler begründeten den anfänglichen erneuten Höhenflug des New Yorker Leitindex vorwiegend mit dem auf ein Rekordtief gesenkten Leitzins durch die EZB. Die nun noch billigere Versorgung der Märkte mit Liquidität treibe auch in den USA den Appetit auf riskante Anlageklassen wie Aktien weiter, hiess es. Neben der Leitzinssenkung im Euroraum hatte zudem noch ein robustes Wirtschaftswachstums in den USA im dritten Quartal überrascht. Das Wachstum in der grössten Volkswirtschaft der Welt war der ersten Schätzung zufolge in den Sommermonaten mit 2,8% deutlich stärker ausgefallen als erwartet.

Marktteilnehmern zufolge sorgte das überraschend hohe BIP-Wachstum für einen Knick in der Stimmung der Anleger. «Das wird sicherlich Erwartungen an eine stärkere wirtschaftliche Entwicklung befeuern als die jüngst durchwachsenen Daten andeuteten», sagte ein Marktstratege in New Jersey. «Die Frage ist: Wird der Markt die guten Nachrichten auch als gute Nachrichten akzeptieren.» Viele Investoren rechnen bei guten Wirtschaftsdaten mit früheren Einschnitten in die ultralockere Geldpolitik in den USA – und demnach auch mit einem Entzug von billiger Liquidität für die Märkte. An diesem Freitag wird der offizielle Arbeitsmarktbericht für den Oktober vorgelegt – Investoren rechnen daher auch zum Wochenausklang mit einem schwankungsanfälligen Handel.

Heiss erwartet wurde der Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter. Der Internetkonzern enttäuschte nicht und legte ein fulminantes Debüt hin: Der erste Kurs wurde an der New Yorker Börse NYSE bei 45,10 US-Dollar festgestellt – die Anteilsscheine des Online-Kurznachrichtendienstes waren für 26 USD ausgegeben worden. Am Schluss waren die Aktien 44,90 USD wert und damit über 70% mehr als bei der Erstausgabe. Kurzzeitig waren die Titel sogar bis auf 50,09 USD geklettert. Mit der Erstnotiz wird der Konzern bis zu 2,1 Mrd USD einsammeln.

Die Branchenkollegen gerieten bei den Wirbel um den Börsenneuling etwas ins Hintertreffen: Facebook verloren 3,23%, die Aktien der Online-Karriereplattform LinkedIn rutschten um 4,22% ab. Für Qualcomm-Titel ging es um 3,71% nach unten. Der weltgrösste Hersteller von Smartphone-Chips hatte wegen des Erfolgs billigerer Handys durchwachsene Zahlen für das vierte Geschäftsquartal vorgelegt und mit seiner Prognose für das laufende Quartal enttäuscht. Der Gewinn je Aktie soll demnach bei 1,10 bis 1,20 USD und der Umsatz zwischen 6,3 und 6,9 Mrd USD landen. Analysten hatten bei beiden Kennziffern mit mehr gerechnet.

Bei J.C. Penney konnten sich die leidgeplagten Anleger über Kursgewinne von 5,58% freuen. Die kriselnde Kaufhauskette hatte im Oktober den flächenbereinigten Umsatz erstmals seit Dezember 2011 gesteigert. Um die Kehrtwende zu schaffen, hatte der Konzern in diesem Jahr bereits rund vier Milliarden Dollar eingesammelt. Aktien von Tesla rutschten um 7,44% ab. Bei dem Modell S des Elektroautobauers war zum dritten Mal in den vergangenen fünf Wochen ein Feuer ausgebrochen. Beobachtern zufolge könnte den Kaliforniern nun eine Sicherheitsüberprüfung ins Haus stehen. Erst am Vortag hatte das Unternehmen mit seinen Zahlen enttäuscht – der Kurs war schon da um mehr als 14% eingebrochen.

Die Aktien von Walt Disney verloren vor Zahlen 2,68% und waren damit schlechtester Wert im Dow Jones. Nach der Schlussglocke an der Wall Street wollte der weltgrösste Unterhaltungskonzern seine Resultate für das vierte Geschäftsquartal vorlegen. Bereits davor wurde bekannt, dass das Disneyland Paris die schwache europäische Wirtschaft zu spüren bekommen und im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 1,1 Millionen Menschen weniger Besucher als vor einem Jahr angezogen hatte. (awp/mc/upd/ps)

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