CH-Schuss: Leichtes Plus – EZB sorgt nur für Strohfeuer

CH-Schuss: Leichtes Plus – EZB sorgt nur für Strohfeuer

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel nach einem bewegten Verlauf nur mit leichten Aufschlägen beschlossen. Die deutlichen Kursanstiege in Reaktion auf die Leitzinssenkung der EZB erwiewsen sich nur als ein Strohfeuer. Mit Handelseröffnung an der Wall Street folgte der SMI den dortigen Abgaben gen Süden. Nach dem jüngsten Allzeithoch des Dow Jones würden wohl einige Investoren nun Gewinne realisieren, hiess es von Händlerseite.

Im Vorfeld der Zinsentscheidungen der BoE und der EZB hatten sich die Anleger mit Engagements zurückgehalten. Am Nachmittag hatte die EZB überraschend den Leitzins auf 0,25% gesenkt und für ein kleines Kursfeuerwerk an den europäischen Börsen gesorgt. EZB-Chef Mario Draghi nannte die niedrige Inflation als Grund für den Schritt und rechnet längerfristig mit einem niedrigen Zinsniveau. Die US-Börsen reagierten zwar anfänglich ebenfalls mit Aufschlägen, danach setzte sich aber ein Abwärtstrend durch. Gute Makrodaten schüren hier wohl die Furcht vor einem Umschwung der Fed-Geldpolitik, hiess es. So weisen die US-Daten zum BIP im dritten Quartal ein annualisiertes Wachstum von 2,8% auf und damit deutlich stärker als erwartet. Unterdessen gingen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zurück, was als positiver Indikator für den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht gesehen wird.

Der Swiss Market Index (SMI) schliesst mit +0,06% auf 8’229,66 Punkten (Tageshoch 8’296). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,23% auf 1’255,25 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,09% auf 7’830,96 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren zur Berichtszeit 15 im Plus und 15 im Minus.

Im Blue Chip-Segment war Transocean mit +6,9% der unangefochtene Tagesgewinner. Der Betreiber von Erdölbohrplattformen verbesserte im dritten Quartal den Umsatz und steigerte im Vergleich zum Vorquartal den Gewinn und den Cashflow. Die Zahlen waren deutlich besser als vom Markt erwartet. Durch die in Auftrag gegebenen Neubauten könne Transocean sein Auftragsvolumen verdoppeln, hiess es.

Im Aufwind waren auch Swisscom-Aktien (+2,3%). Der Telekomkonzern hat die Investoren mit seiner Performance im dritten Quartal überzeugt. Auch die definitive Ernennung von Interims-CEO Urs Schaeppi zum neuen Konzernchef wird positiv aufgenommen. Dies signalisiere Kontinuität, heisst es bei Analysten.

Auch Swiss Re (+1,9%) notierten nach Zahlen klar höher. Der Rückversicherer übertraf mit dem Zwischenergebnis die Erwartungen. Vor allem im Nichtleben-Geschäft habe sich der Konzern stark entwickelt, hiess es bei Analysten. Die Hoffnung der Anleger auf die erneute Ausschüttung einer Sonderdividende führt die Titel auf neue Jahreshöchststände.

Unter den Finanztitel schloss einzig noch Julius Bär (+0,9%) im Plus. CS (-0,04%) oder UBS (-0,4%) drehten nach zeitweise deutlichen Aufschlägen nach dem EZB-Schritt wieder ins negative Terrain. Auch Zurich (-1,2%) oder Swiss Life (-1,5%) konnten sich nicht im Plus halten. Letztere kommen allerdings seit Jahresbeginn auf Kursgewinne von etwa 45% – so viel wie kein anderer Finanzvalor in der SMI/SLI-Liste.

Nestlé (Aktien +0,5%) gab den Verkauf der Gewichtsmanagement-Tochter Jenny Craig an die Private Equity-Gesellschaft North Castle Partners bekannt. Dies wurde allgemein erwartet, insgesamt aber dennoch positiv kommentiert.

Bei den Zyklikern setzten Adecco (+0,7%) im Nachgang der Quartalszahlen die Aufwärtsbewegung fort. Am Berichtstag erhöhte Natixis die Einstufung auf «Buy» von «Neutral». SGS lagen nachrichtenlos mit -1,6% am Indexende.

Im breiten Markt fielen Kuoni nach der Zahlenvorlage mit Aufschlägen von 4,9% auf. Das Unternehmen übertraf auf Gewinnstufe die Markerwartungen und bestätigte für das Gesamtjahr 2013 die bisherigen Prognosen.

Ebenfalls nach guten Zahlen stiegen Barry Callebaut um 5,8%, wohingegen Nobel Biocare (-2,0%) nach einem starkem Start ins Minus abglitten. Das Unternehmen schnitt mit seinen Drittquartalszahlen im Rahmen der Analystenschätzungen ab. (awp/mc/upd/ps)

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