Europas und Amerikas Grossbanken drohen neue Milliardenbussen

Europas und Amerikas Grossbanken drohen neue Milliardenbussen

New York – Ihre unrühmliche Vergangenheit holt die Bankenwelt wieder einmal ein. Wenn Medienberichte stimmen, muss der führende US-Finanzkonzern JPMorgan Chase noch mehr Geld wegen fragwürdiger Hypothekendeals abdrücken. Die niederländische Rabobank dürfte der Libor-Skandal um manipulierte Referenzzinssätze teuer zu stehen kommen. Die Nachrichten belasteten die europäischen Bankaktien am Mittwoch.

Grossinvestoren verlangten rund 6 Milliarden Dollar von JPMorgan Chase, weil sie sich beim Verkauf von Hypothekenpapieren über den Tisch gezogen fühlten, schrieben das «Wall Street Journal» und die «Financial Times» in der Nacht zu Mittwoch. Die Zeitungen beriefen sich dabei auf eingeweihte Personen; offiziell äusserte sich keiner der Beteiligten. Zu den Investoren gehören demnach der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock sowie die Vermögensverwaltung der Wall-Street-Bank Goldman Sachs . Die Gruppe hatte sich im Jahr 2011 in einem ähnlichen Fall rund 8,5 Milliarden Dollar von der Bank of America erstritten.

Gespräche ziehen sich hin
Die Gespräche mit JPMorgan ziehen sich den Berichten zufolge seit längerem hin. In der vergangenen Woche hätten sich die Streitparteien getroffen. Es sei aber noch offen, ob es zu einem Vergleich komme. Alternativ können die Investoren vor Gericht ziehen.

Rabobank erwartet Milliarden-Busse
Die gleichen Zeitungen berichteten auch von einer anstehenden Einigung der Rabobank mit britischen und US-amerikanischen Behörden, nach der die Niederländer eine Milliarde Dollar zahlen müssten. Es wäre die bisher zweithöchste Strafzahlung im Zusammenhang mit der Manipulation des Libor. Die UBS hatte 1,5 Milliarden Dollar gezahlt, die britische Barclays rund 450 Millionen Dollar. «Wir geben in dieser Frage keinen Kommentar», sagte dazu eine Sprecherin der Rabobank.

Im vergangenen Jahr war herausgekommen, dass Mitarbeiter mehrerer Grossbanken den Referenzzins mit falschen Angaben verschoben hatten, um höhere Gewinne einzustreichen. Der täglich in London festgestellte Libor gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird aus den wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten gebildet. Schon winzige Veränderungen können dabei enorme Wirkungen haben, denn der Libor wird als Grundlage für eine Vielzahl an Finanzgeschäften herangezogen. Sie reichen von Hauskrediten bis hin zu komplexen Derivategeschäften.

JPMorgan soll schlechte Qualität von Hauskrediten verschwiegen haben
Der Kernvorwurf bei JPMorgan ist, dass die Bank beim Verkauf von Hypothekenpapieren vor der Finanzkrise verschwiegen habe, wie schlecht die darin enthaltenen Hauskredite gewesen seien. Nachdem der US-Immobilienmarkt ab 2007 kollabiert war, hatten viele Schuldner ihre Raten nicht mehr zahlen können. Das wiederum hatte zu enormen Verlusten bei Investoren geführt und die Finanzkrise befeuert.

13 Mrd Dollar für Einigung mit der US-Regierung
Die Verhandlungen mit der Investorengruppe laufen parallel zu den Gesprächen mit der US-Regierung. Dabei soll die Bank bereit sein, 13 Milliarden Dollar auf den Tisch zu legen. Dies wäre die höchste Vergleichszahlung der Wall-Street-Geschichte. Hier könnte es noch in dieser Woche eine Einigung geben, schrieb das «Wall Street Journal». JPMorgan hat insgesamt 23 Milliarden Dollar für Rechtsstreitigkeiten zur Seite gelegt. (awp/mc/pg)

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