Schweizer M&A-Markt: Die Ruhe vor dem Sturm?

Schweizer M&A-Markt: Die Ruhe vor dem Sturm?
(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)

Zürich – Der Trend geht weiter: Der Schweizer M&A-Markt wies auch im dritten Quartal 2013 nur moderate Aktivität auf. Sowohl das Volumen als auch die Anzahl Transaktionen sanken gegenüber der Vorjahresperiode merklich. Schweizer Unternehmen hatten demnach mehrheitlich kleine Deals im In- und Ausland abgeschlossen. Für das letzte Quartal rechnet KPMG mit einer erhöhten Aktivität im Schweizer M&A-Markt.  

Schweizer Unternehmen waren im dritten Quartal 2013 an 71 Deals im In- und Ausland beteiligt, die insgesamt ein Transaktionsvolumen von USD 3.4 Milliarden aufwiesen. Dies entspricht gegenüber der Vorjahresperiode einem Rückgang von 27% in der Anzahl der Transaktionen und rund 68% im Volumen. Wie bereits im ersten Halbjahr 2013 wurden die meisten Fusionen und Übernahmen in den Sektoren Industrie (18.3%) und Financial Services (16.9%) getätigt. Die eindrücklichste Transaktion des dritten Quartals verzeichnete allerdings der Transportsektor: Swissport International AG,  die weltweit grösste Servicegesellschaft für Fluggesellschaften und Flughäfen, übernahm die britische Servisair UK Ltd. für USD 598 Millionen.

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Unsicherheit am Finanzmarkt
Die Voraussetzungen für erhöhte M&A-Aktivität waren im dritten Quartal grundsätzlich gegeben: Im Schweizer Markt ist anhaltend viel Fremdkapital verfügbar und die vergangenen Monate sahen eine positive Entwicklung der Börse. Dennoch wurde keine Zunahme von Transaktionen registriert – im Gegenteil. Investoren agierten weiterhin zurückhaltend, mögliche Übernahmeziele sowie Desinvestitionen wurden zwar diskutiert, der richtige Zeitpunkt zum Handeln aber noch abgewartet.

Die Entscheidung, ob in ein Unternehmen investiert oder Teile davon veräussert werden sollen, basiert auf mittel- bis langfristigen Strategien. Die Marktaussichten und das erwartete Wachstum spielen demnach eine zentrale Rolle. In Anbetracht der unsicheren Marktentwicklungen in Europa sind Unternehmen aber vorsichtig und analysieren fundiert, ob sich eine Investition zu nach wie vor hohen Preisen lohnt. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass im dritten Quartal Verhandlungen teilweise abgebrochen wurden, weil die beteiligten Parteien unterschiedliche Vorstellungen bezüglich des Unternehmenswerts hatten.

Anhaltender Trend USA
Die seit nun mehr als zwei Jahren erhöhte Aktivität im M&A-Markt zwischen den USA und der Schweiz hält weiterhin an. Auch im dritten Quartal fanden rund sieben der zehn Top-Deals zwischen den beiden Ländern statt. Für die grösste Transaktion war die Colfax Corporation besorgt: Das Industrieunternehmen übernahm für USD 254 Millionen das globale Infrastruktur- und Industriegeschäft der Fläkt Woods Group.

Die kulturelle Nähe und die dank einer hohen Automation und niedrigen Lohnkosten mittlerweile vergleichbaren Herstellungspreise mit denjenigen in China machen die USA zum beliebten Investitionsziel für Schweizer Unternehmen. Zudem ist das Marktwachstum im US-Markt in vielen Segmenten überdurchschnittlich. Der aktuelle Verwaltungsstillstand der amerikanischen Regierung macht die Investoren allerdings nervös. Auch der bereits angespannte Finanzmarkt reagiert mit Besorgnis und erstmals bekundet China öffentlich, dass eine rasche Lösung im Streit angestrebt werden sollte.

Blick auf den globalen Markt 
Im Vergleich zum hiesigen verzeichnete der globale M&A-Markt höhere Aktivität. Besondere Aufmerksamkeit erlangten die für USD 4.8 Milliarden getätigte Übernahme des Smartphone-Herstellers BlackBerry durch den kanadischen Finanzdienstleister Fairfax Financial sowie der Kauf von Kabel Deutschland durch den britischen Telekommunikationskonzern Vodafone für 7.7 Milliarden Euro. Mega-Transaktionen ab zweistelliger Milliardenhöhe blieben jedoch auch auf globaler Ebene aus.

Vielversprechendes viertes Quartal
Erfahrungsgemäss ist das vierte Quartal volumenstark und betreffend Ankündigung von Transaktionen deutlich aktiver als das dritte Quartal. Mit Blick auf die nahe Zukunft lassen sich grundsätzlich zwei Einflussfaktoren ausmachen, welche die Entwicklung des hiesigen M&A-Marktes kurzfristig beeinflussen könnten. Zum einen ist dies die scheinbar voranschreitende wirtschaftliche Erholung der EU-Zone, zum anderen kann eine Stabilisierung der Finanzmärkte (vor allem in den USA) die Marktteilnehmer beruhigen und Übernahmebestrebungen fördern.

Schweizer Unternehmen sind insgesamt überdurchschnittlich gut positioniert, um weiter zu wachsen. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit und die guten Anstellungsbedingungen, wie sie der «Human Capital Report» des Weltwirtschaftsforums (WEF) der Schweiz attestiert, sorgen für eine optimale Ausgangslage, um internationale strategische Transaktionen zu tätigen. KPMG erwartet denn auch ein spannendes viertes Quartal, in welchem es je nach Konjunkturverlauf zu interessanten Abschlüssen kommen kann. Generell ist mittelfristig von einer leichten Zunahme der Aktivitäten im Schweizer M&A-Markt auszugehen, insbesondere in der Finanz- sowie der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT).

Für weitere Informationen sowie detaillierte Grafiken besuchen Sie bitte:  http://www.kpmg.com/CH/de/services/Advisory/Transactions-Restructuring/ma-group/Seiten/ma-report.aspx (KPMG/mc/ps)

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