Janet Yellen als US-Notenbankchefin nominiert
Janet Yellen, derzeitige Vizepräsidentin des US Federal Reserve Board.
Washington – US-Präsident Barack Obama hat die Ökonomin Janet Yellen als neue Chefin der US-Notenbank nominiert. Die 67 Jahre alte bisherige Vize-Chefin der Fed soll im Januar 2014 die Nachfolge von Ben Bernanke (59) antreten. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der Bank. Der Senat muss noch zustimmen.
Obama sagte, die Besetzung der Fed-Spitze sei «einer der wichtigsten Entscheidungen, die ich als Präsident treffe». Aufgabe der Zentralbank sei nicht nur Preis-und Geldstabilität, sondern auch die Beschäftigung. «Sie kennt die menschlichen Kosten, wenn Amerikaner keinen Job finden können. » Yellens Nominierung muss vom Senat bestätigt werden. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt in der 100-jährigen Fed-Geschichte. Die Notenbank schwemmt seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 die Märkte mit billigem Geld und war so mitverantwortlich für einen Boom der Aktienmärkte an der Wall Street und weltweit. Im Frühjahr kündigte Bernanke den schrittweisen Ausstieg aus dieser Anti-Krisen-Zinspolitik an – die Umsetzung dürfte nun aber weitgehend Yellen überlassen bleiben. Die Aufgabe, den Ausstieg ohne einen Einbruch der Finanzmärkte zu bewerkstelligen, gilt als historisch einmalig und höchst komplex.
Nach Summers-Rückzug in Favoritenrolle
Yellen ist seit 2010 Bernankes Stellvertreterin und rückte in die Favoritenrolle, nachdem Obamas Wunschkandidat, der frühere US-Finanzminister Lawrence Summers, im September seine Bewerbung zurückgezogen hatte.
Yellens Nominierung kommt inmitten eines schweren Finanzstreits in Washington. Die US-Regierung muss derzeit ohne Haushalt operieren, nachdem sich der Kongress nicht auf einen Übergangsetat hatte verständigen können. Dies führt zu einem teilweisen Verwaltungsstillstand. Ausserdem herrscht Uneinigkeit über die Mitte Oktober anstehende Erhöhung des US-Schuldenlimits.
Die Notenbank schwemmt seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 die Märkte mit billigem Geld und war so mitverantwortlich für einen Boom der Aktienmärkte an der Wall Street und weltweit. Im Frühjahr kündigte Bernanke den schrittweisen Ausstieg aus dieser Anti-Krisen-Zinspolitik an – die Umsetzung dürfte nun aber weitgehend Yellen überlassen bleiben. Die Aufgabe, den Ausstieg ohne einen Einbruch der Finanzmärkte zu bewerkstelligen, gilt als historisch einmalig und höchst komplex.
Exzellenter Ruf über Parteigrenzen hinweg
Yellen hat aber nicht nur bei den Demokraten einen exzellenten Ruf, sondern auch bei den oppositionellen Republikanern. Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington. Sie war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco. Zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.
Als Nummer Zwei ist Yellen eine enge Beraterin von Bernanke und gilt als ausgesprochene Verfechterin der aktuellen Politik des billigen Geldes. Seit mehr als vier Jahren hält die Fed den Leitzins praktisch bei null Prozent. Zudem kauft sie monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar (63 Mrd Euro), um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten.
IWF warnt
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte angesichts des bevorstehenden Wandels zu einer strengeren Geldpolitik vor einem beispiellosen und komplizierten Prozess. Die Fed müsse das Bremsmanöver der Notenpresse «klar und zeitlich angepasst» kommunizieren, sagte der Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung, José Viñals, am Mittwoch. Sonst drohten Turbulenzen auf den Finanzmärkten, besonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern.
Stufenweiser Ausstieg aus Anleihenkäufen
Werden in naher Zukunft noch keine Änderungen beim Leitzins erwartet, so hat die Fed angedeutet, dass sie bald stufenweise aus den Anleihenkäufen aussteigen dürfte.
Viele Experten hatten eine stufenweise Reduzierung der Käufe bereits für September erwartet, aber Bernanke entschied sich unter anderem wegen der nur zögerlichen Erholung am Arbeitsmarkt noch für Zurückhaltung. Möglich wäre, dass der scheidende Fed-Chef – je nach dem, wie sich der Haushaltsstreit und die US-Konjunktur entwickeln – den ersten Schritt noch 2013 nachholt. Die Herausforderung, das Programm dann im richtigen Tempo ganz abzuwickeln, fällt jedoch Yellen zu. (awp/mc/upd/ps/cs)