Zentrumslasten der grösseren Städte nimmt weiter zu
In Zürich ist die Mehrbelastung mit rund 3700 Franken pro Kopf am höchsten. (Foto: swisshippo – Fotolia.com)
Bern – Die Kosten für die sogenannten Zentrumslasten der grösseren Städte sind weiter gestiegen. Laut einer Studie fallen in den grossen Städten und mittleren Agglomerationsgemeinden oft jährlich 1000 bis 2000 Franken pro Kopf mehr Kosten an als in den angrenzenden Gemeinden.
Zentrale Orte leiden an der A-Problematik: Sie beherbergen mehr Alte, Arbeitslose, Arme, Auszubildende und Ausländer, und da diese mehr Kosten verursachen, steigt die finanzielle Belastung gegenüber anderen Orten. Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) liess die Belastung, aber auch die höheren Erträge der Städte auf Basis der Zahlen von 2010 berechnen.
Deutliche Mehrbelastung in Zürich
Im Vergleich zu den durchschnittlichen Kosten der übrigen Gemeinden im Kanton liegt die Mehrbelastung in Zürich mit rund 3700 CHF pro Kopf am höchsten. Das ist allerdings der Extremfall. In Genf, Lausanne und Bern beläuft sich die Mehrbelastung auf rund 1600, 1300 respektive 800 Franken.
Prozentual ausgedrückt ergibt sich für Zürich eine Mehrbelastung von fast 100% gegenüber den übrigen Gemeinden. Für Genf, Lausanne und Bern erreicht sie 66,41 respektive 34%. Nicht untersucht wurde Basel, weil dort kein Vergleich mit Umlandgemeinden möglich ist.
Ausgleichszahlungen decken zusätzliche Kosten nicht
Zwar erzielen die Zentren auch höhere Erträge, da sie mehr Unternehmen anziehen und zudem profitieren sie von Ausgleichszahlungen innerhalb des Kantons. Diese rund 50% höheren Erträge decken jedoch nicht alle zusätzlichen Kosten: Deshalb sind laut Studie die Steuern noch immer 2 bis 4% höher.
Höhere Kosten auch in Agglomerationsgemeinden
Die Agglomerationsgemeinden – darunter fallen unter anderen Aarau, Biel BE, Luzern, St. Gallen oder Winterthur ZH – haben ebenfalls meist beträchtliche Mehrbelastungen zu tragen. Für die meisten liegen die Pro-Kopf-Belastungen 20 bis 60% über den übrigen Gemeinden im Kanton. Bei einzelnen (Chur, Wil SG) liegen die Belastungen jedoch unter dem kantonalen Durchschnittswert.
Beim Ertrag ergibt sich das gleiche Bild wie bei den grossen Agglomerationsgemeinden: Die Einnahmen sind höher als im Rest-Kanton, und zwar um rund 29%. Die Steuerbelastung ist dagegen praktisch auf dem Niveau des Umlands, sogar eher noch darunter.
Steuerbelastung gleicht sich an
Letztmals lagen für die Daten von 2002 Berechnungen der Belastungen und Erträge vor. Da damals aber eine andere Methodik zur Anwendung kam, sind die Resultate nur in der Tendenz vergleichbar. Demnach stieg die Mehrbelastung der Agglomerationsgemeinden gegenüber dem Umland leicht. In absoluten Zahlen nahm die Belastung jedoch deutlich zu, wobei Agglomerationsgemeinden vor allem für «Soziale Sicherheit» mehr Geld ausgeben müssen als die übrigen Gemeinden.
Bei den Steuern verkleinerte sich der Unterschied zwischen Zentrum und Umland. Bürger in Zentren bezahlen heute im Schnitt 2 bis 3% mehr als in den Nicht-Zentrumsgemeinden des Kantons. Am grössten ist der Unterschied in kleinen Agglomerationsgemeinden, zu denen etwa Brig/Visp im Wallis, Frauenfeld, Grenchen SO, Rapperswil SG oder Yverdon-les-Bains VD zählen.
Weitere Steuerausfälle befürchtet
Die Studie des Forschungsbüros Ecoplan kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Städte vor allem wegen der geplanten Unternehmenssteuerreform III hohe Steuerausfälle befürchten. Der Städteverband schätzt die Einbussen auf 1,5 Mrd CHF, sollten die Gewinnsteuersätze auf 15% sinken. Die Städte verlangen daher eine Kompensation, allenfalls durch den Bund. (awp/mc/pg)