Basel III: Banken machen Fortschritte bei Kapitalquoten

Basel III: Banken machen Fortschritte bei Kapitalquoten
Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel.

Hauptsitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel.

Basel – Die internationalen Grossbanken machen weitere Fortschritte beim Aufbau von Risikopuffern gegen neue Krisen. Ende 2012 fehlte ihnen noch Kapital in Höhe von 115 Milliarden Euro, um die erst ab 2019 voll gültigen strengeren Regeln für die harte Kernkapitalquote zu erfüllen, wie der der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht mitteilte. Das sind 82,9 Milliarden Euro weniger als sechs Monate zuvor. Auch die deutschen Institute holten auf, haben aber noch Nachholbedarf.

Banken müssen ihre Risikoanlagen künftig mit mindestens 7 Prozent Eigenkapital untermauern. Für die grössten und am stärksten vernetzten Institute gibt es noch strengere Vorgaben. Banken können die Lücken stopfen, indem sie entweder ihre Risikopositionen abbauen oder ihr Eigenkapital aufstocken. Höheres Eigenkapital soll Banken in Krisen stabiler machen.

Halbjährliche Analyse
Seit Anfang 2011 werden die Auswirkungen der verschärften internationalen Eigenkapitalnormen und der neuen Liquiditätsstandards (Basel III) halbjährlich analysiert. Der Basler Ausschuss als Gremium der wichtigsten Bankaufsichtsbehörden der Welt überprüfte in dem freiwilligen Test nun 223 Banken, darunter 101 grosse Institute.

Deutsche Banken im Schnitt mit harter Kapitalquote von 7 %
Die sieben an der Studie teilnehmenden deutschen Grossbanken erreichten nach Angaben der Deutschen Bundesbank erstmals im Durchschnitt die Zielquote von 7 Prozent für das harte Kernkapital. Allerdings waren noch nicht alle so weit gediehen. Zusammengerechnet haben die Grossbanken noch einen Kapitalbedarf von 14 Milliarden Euro, das sind 16 Milliarden weniger als sechs Monate zuvor. Die 35 übrigen, kleineren Banken standen mit ihrer Durchschnittsquote von 8,9 Prozent erneut deutlich besser da als die Grossbanken.

Grossbanken müssen noch Kapitallücke von 70,4 Mrd Euro schliessen
Die Grossbanken in Europa kamen im Schnitt auf eine harte Kapitalquote von 8,4 Prozent. Damit alle über die kritische Marke klettern, müssen sie noch eine Kapitallücke von 70,4 Milliarden Euro stopfen. Dass die deutschen Grossbanken bislang vergleichsweise schlecht abschnitten, lag auch an den Branchenriesen Deutsche Bank und Commerzbank . Beide liessen sich aus unterschiedlichen Gründen länger Zeit, ihre Puffer zu verbessern.

Die Deutsche Bank machte aber zuletzt Ernst. Sie baute in diesem Jahr im grossen Stil Risikopositionen ab und erhöhte ihr Kapital um 3 Milliarden Euro. Das liess die harte Kernkapitalquote auf 10 Prozent steigen – einen auch im internationalen Vergleich starken Wert. Ende 2012 hatte die Quote noch bei 7,8 Prozent gelegen. Die Deutsche Bank als besonders systemrelevantes Institut muss bis 2019 mindestens auf eine Quote von 9,5 Prozent kommen. Die Commerzbank verbesserte ihre Kennzahl in diesem Jahr bereits auf 8,4 Prozent.

Leverage Ratio: Grosser Aufholbedarf bei deutschen Banken
Schwach sehen die grossen deutschen Banken bei einer anderen Kapitalziffer aus. Bei der sogenannten Leverage Ratio, die pauschal das Eigenkapital ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme setzt, kamen sie nur auf einen Wert von 1,9 Prozent. Gefordert sind künftig 3 Prozent. Weltweit verfehlt lediglich ein Viertel der Grossbanken diesen Wert, in Deutschland gilt dies für fast 40 Prozent der Grossbanken.

Zu grosse Spielräume
Die Verschuldungsquote soll bislang die risikogewichteten Kernkapitalquoten nur ergänzen. Doch bei dieser sehen viele Beobachter zu grosse Spielräume bei der Ermittlung der Risikopositionen. So unterlegen verschiedene Institute gleichartige Anlagen mit unterschiedlich viel Kapital. Besonders US-Aufseher forderten deshalb zuletzt mehr Gewicht für die einfache Verschuldungsquote. Diese ist aber auch umstritten, da sie ausser Acht lässt, wie riskant eine Anlage ist. Demnach müssten Banken für Hochrisikogeschäfte das gleiche Kapital vorhalten wie für einfache Kredite, etwa für Hausbesitzer. Zudem sind Bilanzsummen wegen unterschiedlicher Regeln international kaum vergleichbar.

Auch bei den Liquiditätsdeckungskennziffer erreichen die deutschen Grossbanken die künftigen Vorgaben noch nicht. Sie kamen auf 99,6 Prozent, international liegt der Wert bei 119 Prozent. Gefordert ist künftig, dass Banken sämtliche mögliche Geldabflüsse der kommenden 30 Tage mit liquiden Mitteln abdecken können, also auf eine Quote von 100 Prozent kommen. (awp/mc/pg)

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