Gasthof zum Hirschen in Oberstammheim «Historisches Hotel des Jahres 2014»
Der Gasthof zum Hirschen in Oberstammheim. (Foto: OTS.Bild/GastroSuisse)
Bern – Der Gasthof zum Hirschen in Oberstammheim (ZH) ist «Historisches Hotel des Jahres 2014». Die Auszeichnung wird von ICOMOS Suisse, der Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege, in Zusammenarbeit mit GastroSuisse, hotelleriesuisse und Schweiz Tourismus vergeben. Den Spezialpreis 2014 erhält das Jugendstil-Hotel Paxmontana in Flüeli-Ranft (OW). Mit dem Preis würdigt die Jury die erfolgreichen Anstrengungen der Eigentümerschaften für die Erhaltung der geehrten Häuser.
Der Gasthof zum Hirschen in Oberstammheim wird ausgezeichnet für die sensible und kontinuierliche Pflege des historischen Gasthauses. «Es handelt sich um ein authentisch tradiertes Haus in einem erstaunlich intakten Ensemble mit starker lokaler Verwurzelung», begründet die Jury ihre Entscheidung. Der Gasthof zum Hirschen ist eng mit der Stadtzürcher Familie Wehrli verknüpft, welche den Hirschen 1684 erbaute und heute noch betreibt. Über die letzten Jahrzehnte wurde der Gasthof sorgfältig gepflegt und unterhalten. Nacheinander wurden die Fassaden, speziell die Fenster, und die Innenräume restauriert. Von aussen zeigt sich das Haus daher weitgehend im ursprünglichen Zustand.
Regionaltypisches Fachwerkhaus
Der Gasthof Hirschen bildet mit den umliegenden Gebäuden ein intaktes und sehenswertes Ensemble. Der Erker, die Geschosshöhe und die Dimensionen des Gebäudes zeichnen das regionaltypische Fachwerkhaus als repräsentativen Familiensitz und Gasthof aus. Dieser Anspruch wird unterstrichen durch die prachtvolle Ausstattung der Zimmer und Repräsentationsräume. Besondere Beachtung verdienen die fünf bemalten Renaissancetüren mit lokalen Ansichten aus dem 18. Jahrhundert und die sechs noch in Gebrauch befindlichen Kachelöfen. In ihrem Zusammenwirken bilden die einzelnen Ausstattungsstücke die reiche und intakte Substanz, welche den Reiz des Hauses ausmacht.
Der Gasthof zum Hirschen ist stark in der Region verwurzelt und beispielhaft in das Dorfleben integriert. Viele Produkte des ansprechenden kulinarischen Angebots stammen aus der Umgebung. Aufträge werden an einheimische Handwerker vergeben und Personal wird im Dorf rekrutiert. Ein lebendiger Stammtisch spricht für die Bedeutung des Hauses im Ort.
Historische Hotelkultur mit dem Komfort von heute
Das Jugendstil-Hotel Paxmontana in Flüeli-Ranft (OW) erhält den Spezialpreis 2014 für die mutige und langfristige Investition, die Kohärenz und Methodensicherheit, welche Bauherrschaft und Architekten beim umfassenden Umbau des Hotels geleistet haben. «Die Ansprüche der heutigen Zeit an Komfort, Erdbebensicherheit, Brandschutz und Optimierung der betrieblichen Abläufe wurden unter Schonung der vorhandenen Substanz beziehungsweise dank einer vertretbaren Rückgewinnung des erodierten Originalzustands umgesetzt», anerkennt die Jury.
Im Auftrag des Hoteliers Franz Hess realisierte der Baumeister Josef Windlin 1895/96 auf einem nach Südwesten hin orientierten Hügel zwischen Ranftschlucht und Flüeli das «Kurhaus Nünalphorn» als Sommerhotel. Das Hotel im Schweizer Holzstil präsentierte sich als zweigeschossiger Baukörper mit Flachdach. Der Erfolg des Hauses veranlasste den Besitzer dazu, das Hotel 1906 nach Süden hin beträchtlich zu erweitern und aufzustocken. Nach 1933 richtete sich das Hotel vermehrt auf Bruder-Klaus-Pilger aus. 1953 wurde es von der Bruder-Klaus-Stiftung erworben und 1956 zu Paxmontana umbenannt. Seit 1966 besitzt und betreibt die Hotel Paxmontana AG das Haus.
Hotelkultur um 1900 auf dem technischen Stand von 2012
Von 2010 bis 2012 wurde ein umfassender Umbau vorgenommen. Dieser betrifft auch die Wiederherstellung der Gartenanlage mit der historischen Pergola, welche das Haus in der Landschaft verankert. Das äussere Erscheinungsbild blieb weitgehend unverändert. Fenster und Gauben wurden rekonstruiert und Schindeln ersetzt. Aus Gründen der Erdbebensicherheit wurde das hölzerne Tragwerk aufwändig erneuert und verstärkt. In die Zimmer wurden Bäder eingebaut, wobei die historische Raumeinteilung berücksichtigt wurde. Originale Oberflächen, wie Decken, Stuckaturen und teilweise auch Böden sind heute noch erlebbar. Zusammen mit den Gesellschaftsräumen im Erdgeschoss, die bereits ab 1994 unter Beizug der Denkmalpflege sorgfältig restauriert wurden, bietet das Hotel ein herausragendes Erlebnis der Hotelkultur um 1900 auf dem technischen Stand von 2012. (ICOMOS/mc/pg)