Sunrise-Präsident drängt auf Privatisierung der Swisscom
Dominik Koechlin, VRP Sunrise. (Bild: Clariant)
Bern – Sunrise-Verwaltungsratspräsident Dominik Koechlin plädiert für eine vollständige Privatisierung der Swisscom. «Für mich ist es völlig klar, dass der Bund kein Telekom-Operateur sein sollte», sagte er in einem Interview mit der «Basler Zeitung» vom Montag.
Nicht nur sei das Risiko zu gross, weil man nicht wisse, was in diesem Markt noch alles passieren werde. Es bestehe auch klar ein Interessenskonflikt: «Der Bund ist Eigentümer der Swisscom und ist interessiert an einer möglichst hohen Dividende, der Bund legt die Spielregeln fest und ist auch noch der grösste Kunde», erläuterte Koechlin.
Durch den Bund als Eigentümer – der Aktienanteil beträgt noch 56,8% – habe die Swisscom einen sehr guten Zugang zur Verwaltung: «Die Swisscom betreibt in Bern sehr intensives Lobbying und unsere Arbeit ähnelt manchmal dem Anrennen gegen Windmühlen», sagte Koechlin.
Ringen um Preis für Netznutzung
Sunrise-Chef Libor Voncina forderte in einem Beitrag für die «Neue Zürcher Zeitung» vom Montag gleich lange Spiesse: Die geplante Anpassung der Methode, mit der die Preise für die Nutzung des Swisscom-Kupfernetzes berechnet werden, sei eine überfällige Massnahme zur Belebung des Wettbewerbs.
Der Vorschlag des Eidg. Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) gehe aber nicht weit genug und erlaube es der Swisscom, durch überhöhte Zugangspreise weiter eine Monopolrente abzuschöpfen.
«Obwohl die Swisscom faktisch nur noch für den Unterhalt des von ihr von der PTT vererbten Netzes aufkommen muss, zahlen private Anbieter einen fiktiven, gesetzlich festgelegten, monatlichen Preis, als ob das Netz heute neu gebaut werden würde und noch nicht amortisiert wäre», kritisierte der Sunrise-Chef.
Weniger Investitionen
Urs Schaeppi, Swisscom-Konzernchef ad interim, entgegnete in der «NZZ», «sollte die geplante Änderung der Verordnung so eintreten, könnten die Zugangspreise in der Schweiz unter jene in der EU sinken». Damit würden nicht nur das Swisscom-Netz, sondern auch die der anderen Betreiber massiv entwertet, «und es fehlten finanzielle Mittel, um die Netze im heutigen Ausmass auszubauen.»
Alleine der Swisscom könnten laut Schaeppi «pro Jahr bis zu 100 Millionen Franken weniger Geld für Investitionen zur Verfügung stehen». Aufgrund einer solchen Investitionslücke würde sich der Wettbewerb vermehrt auf die grossen, lukrativen Ballungszentren konzentrieren.
Sunrise-Präsident Koechlin sieht die Grundversorgung dagegen durch das Fernmeldegesetz gesichert. Und für Sunrise-Chef Voncina kann auch niemand überzeugend begründen, warum eine Kostenreduktion bei den Kupferanschlüssen einen negativen Effekt auf den Glasfaserausbau haben solle.
«Es darf nicht sein, dass nur die Swisscom dieses Netz zu effektiven, sehr viel geringeren Kosten nutzen und die immensen Gewinne daraus in anderen Geschäftsbereichen in wettbewerbsverzerrender Weise einsetzen kann», erklärte Voncina. (awp/mc/ps)