MEM-Industrie: Der Aufschwung lässt weiter auf sich warten
Zürich – Die jüngsten Zahlen aus der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie zeigen ein weiterhin wenig erfreuliches Bild. Im zweiten Quartal 2013 verzeichneten die Auftragseingänge einen Rückgang von -4,3% (gesamtes erstes Halbjahr: -2,5%). Die Umsätze stiegen im zweiten Quartal zwar leicht an (+1,3%), reduzierten sich aber über das ganze erste Halbjahr betrachtet um -1,3%.
Dennoch nährten die positiven Erwartungen der Unternehmen bezüglich der künftigen Auftragsentwicklung sowie das zuletzt moderate Wirtschaftswachstum im Hauptmarkt EU die Hoffnung auf eine Trendwende im zweiten Halbjahr, schreibt der Branchenverband Swissmem in einer Medienmitteilung.
Von der aktuellen Entwicklung seien Grossfirmen und KMU gleichermassen betroffen. Auch die Exportzahlen passen in dieses Bild: Die Güterausfuhren der MEM-Industrie reduzierten sich im ersten Halbjahr um -1,5%, wobei sich die Märkte uneinheitlich entwickelten. Rückläufig waren die Exporte nach Asien (-3,6%) und Europa (-0,9%). Hingegen stiegen jene in die USA um 1,7%. Den anhaltend schwachen Auftragseingängen entsprechend veränderte sich die Kapazitätsauslastung in der Industrie kaum und verharrte im zweiten Quartal 2013 bei tiefen 82,8% (erstes Quartal: 82,2%). Gemäss den jüngsten Zahlen des KOF fiel sie im Juli auf 82,1%, was deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 86,1% liegt.
Seit 2009 Stagnation
Betrachtet man den langjährigen Verlauf der Auftrags- und Umsatzindices, so stagniert die MEM-Industrie seit 2009 bedingt durch die Frankenstärke und die konjunkturelle Schwäche in den Hauptmärkten. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf betrieblicher Ebene in den letzten zwei Jahren enorme Anstrengungen unternommen wurden, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Allein der Aufschwung lässt noch auf sich warten.
Hoffnung auf Trendwende im zweiten Halbjahr
Trotz der nach wie vor schwierigen Situation in der MEM-Industrie, gibt es Hinweise, die einen vorsichtigen Optimismus zulassen, heisst es bei Swissmem. Auffallend ist, dass die Unternehmen der MEM-Industrie an ihrer grundsätzlich positiven Zukunftseinschätzung festhalten. Bereits Ende 2012 und im Frühling dieses Jahres hatten 42% respektive 40% der Unternehmen eine positive Einschätzung der künftigen Auftragsentwicklung abgegeben. Dieser Wert lag auch im zweiten Quartal 2013 bei fast 40%. Am anderen Ende der Skala gingen nur knapp 12% der befragten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten von einer Verschlechterung der Auftragslage aus. Genährt wird die Hoffnung auf eine Trendwende auch durch einen vergleichsweise guten Auftragseingang bei typisch frühzyklischen Subbranchen der MEM-Industrie (Textilmaschinen).
Der Einkaufsmanagerindex, ein wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung in der Industrie, erreichte im Juli 2013 mit 57,4 Zählern den höchsten Stand seit Mai 2011. Er liegt damit deutlich über der Wachstumsschwelle. Zudem verzeichnete die EU im zweiten Quartal 2013 erstmals seit eineinhalb Jahren ein moderates Wachstum. Die EU ist mit einem Exportanteil von 60% mit Abstand der grösste Absatzmarkt der Schweizer MEM-Industrie. Eine wirtschaftliche Erholung der EU brächte die lang ersehnten Wachstumsimpulse für die stark exportorientierte Schweizer MEM-Industrie.
«Schädliche Initiativen»
Nicht nur in der aktuell schwierigen Situation ist die Industrie auf gute Rahmenbedingungen angewiesen, um im internationalen Markt bestehen zu können. Bedauerlicherweise versuchten diverse Organisationen diese mit einer Reihe politischer Vorstösse (u.a. Mindestlohn-, 1:12-, Erbschaftssteuer-, Ecopop- und Masseneinwanderungs-Initiative) zu torpedieren, kritisiert Swissmem. Der erste wichtige Entscheid fällt am 24. November 2013, wenn das Schweizer Stimmvolk über die 1:12-Initiative der Jungsozialisten befragt wird. Eine Annahme dieser Initiative würde laut Swissmem einen massiven Eingriff in die unternehmerische Gestaltungsfreiheit mit sich bringen.
In einer Umfrage unter den Swissmem-Mitgliedfirmen lehnen 91% der befragten Unternehmer die 1:12-Initiative ab – obwohl 82% der antwortenden Unternehmen von einer Annahme der Initiative nicht direkt betroffen wären. Sie sind gegen die Initiative, weil sie kein staatliches Lohndiktat wollen (Anteil Antworten: 88%) und einen grossen administrativen Aufwand befürchten (Anteil Antworten: 81%). Swissmem werde vehement gegen diese Initiativen kämpfen, die kurzsichtig und in geradezu fahrlässiger Art und Weise das Erfolgsmodell Schweiz zu schädigen drohe, heisst es abschliessend. (Swissmem/mc/pg)