Griechenland verspricht Fortsetzung des Privatisierungskurses

Griechenland verspricht Fortsetzung des Privatisierungskurses

Über eine Reise im Privatjet gestolpert: Stelios Stavridis, zurückgetretener Chef des griechischen Privatisierungsfonds Teiped.

Athen – Griechenland will seinen Privatisierungskurs fortsetzen – trotz des Eklats an der Spitze des Privatisierungsfonds Teiped. Als nächstes soll die Firma verkauft werden, die für die Wartung der griechischen Eisenbahnen zuständig ist (ROSCO S.A.-Rolling Stock Company). Dies gab der Fonds am Montag bekannt.

Am Sonntag hatte Finanzminister Ioannis Stournaras überraschend den Chef des Fonds, Stelios Stavridis, zum Rücktritt gedrängt. Dieser bedankte sich «beim Team des Taiped» ohne dabei die Gründe für den Rücktritt zu nennen. Die Zusammenarbeit mit der Regierung sei «tadellos» gewesen.

Mit Privatjet in die Ferien geflogen
Nach dpa-Informationen aus Kreisen des Finanzministeriums hängt der Abgang des Taiped-Chefs damit zusammen, dass er das Angebot des griechischen Reeders Dimitris Melissanides angenommen habe, dessen Privatflugzeug für eine Urlaubsreise zu nutzen. Dies sei für einen Chef des Privatisierungsfonds nicht angemessen, sagte eine Mitarbeiterin des Ministeriums.

Stavridis bestätige in den griechischen Medien, dass er das Angebot des Reeders angenommen hatte. Melissanides sollte mit seinem Lear Jet nach Paris fliegen. Kefalonia, Stavrides› Ziel, sei auf dem Weg gewesen. «Er machte mir das Angebot und ich nahm es an», sagte Stavrides. Dies bedeute für ihn jedoch nichts. Niemand könne ihm korruptes Verhalten vorwerfen. Er habe mit Melissanides hart über den Verkaufspreis des griechischen Glücksspielunternehmens verhandelt, sagte er in mehreren Radiointerviews.

Geschäft in der Luft gefeiert?
Stavrides flog mit dem Reeder wenige Stunden, nachdem er feierlich den Vertrag mit Melissanides unterzeichnet hatte. Damit verkaufte der griechische Staat die ihm noch gehörenden 33 Prozent des Glücksspielunternehmens Opap an ein tschechisch-griechisches Konsortium – an dem auch Melissanides beteiligt ist – für 652 Millionen Euro.

Griechenland hatte sich im Juni in Zusammenarbeit mit den Geldgebern ein neues, niedrigeres Ziel für die bislang schleppend verlaufenden Privatisierungen gesetzt. Ziel ist, bis zum Jahresende mindestens 1,6 Milliarden Euro durch Privatisierungen zu erlösen. Ursprünglich war die Rede von 2,5 Milliarden Euro gewesen. Wer neuer Chef des Privatisierungsfonds werden könnte, blieb zunächst unklar. Griechische Medien vermuteten, es werde der bisherige Direktor. (awp/mc/ps)

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