Swiss Re Q2: Trotz Hochwasserschäden mit hohem Gewinn
Michel M. Liès, CEO Swiss Re. (Copyright: Swiss Re)
Zürich – Der Rückversicherer Swiss Re hat im zweiten Quartal einige grosse Naturkatastrophen zu bewältigen gehabt und erzielte dennoch einen klar über dem Vorjahr liegenden Gewinn. Im Vorjahr hatten aber Abschreibungen aus dem Verkauf des Admin Re-Geschäfts in den USA die Rechnung belastet. Das Geschäftsvolumen zog weiter kräftig an, auch wenn dies zuletzt zu tieferen Preisen geschah.
Im zweiten Quartal erzielte Swiss Re einen Gewinn von 786 Mio USD nach 83 Mio im Vorjahr. Damit übertraf der Rückversicherer die Vorgaben der Analysten, was diese mit den einmaligen Steuereffekten im Umfang von gut 130 Mio begründeten. Die Eigenkapitalrendite verbesserte sich auf Jahresbasis auf 10,0% nach zuvor tiefen 1,1%.
Die im Jahr 2012 eingeführte Holding-Struktur mit den Sparten Reinsurance, Life&Health, Corporate Solutions und Admin Re habe nachträglich zu tieferen Steuersätzen geführt, erklärte CFO George Quinn am Donnerstag vor den Medien. Künftig sei wieder mit Steuerraten im Bereich von 24 bis 26% zu rechnen.
Europa-Flut belastet
Das Hochwasser in Europa kostet Swiss Re voraussichtlich 300 Mio USD. Aus den Überschwemmungen im kanadischen Bundesstaat Alberta dürften Schäden im Umfang von 177 Mio dazukommen. Weitere Grosserreignisse, wie etwa das Unglück der Costa Concordia, haben dazu beigetragen, dass die Combined Ratio in der Sparte Reinsurance erstmals seit 2011 mit 100,7% (Vj 81,0%) über die Schwelle von 100% gestiegen ist.
Unter dem Strich trug die Rückversicherung 468 Mio USD (VJ 717 Mio) zum Gruppenergebnis bei. Life&Health erzielte einen Gewinn von 141 Mio nach 248 Mio. Belastet hätten höhere Rückstellungen in Australien und das schwache Ergebnis im US-Lebengeschäft.
Die Sparte Admin Re weist einen Gewinn von 109 Mio USD gegenüber einem Verlust von 916 Mio im Vorjahr aus. Dabei seien Gewinne aus Kapitalanlagen in Höhe von 97 Mio realisiert worden, hiess es. Der ebenfalls noch junge Bereich Corporate Solutions trug 55 (VJ 26) Mio zum Gruppengewinn bei.
Umschichtungen im Bond-Portfolio
Im Anlagengeschäft setzte Swiss Re die Umschichtung von Staats- zu Unternehmensanleihen fort. In geringem Umfang seien auch Aktien erworben worden, sagte Quinn. Insgesamt wurden dabei Gewinne im Umfang von 309 Mio nach 486 Mio im Vorjahr realisiert.
In der Gesamtbetrachtung machten sich die steigenden Zinsen bei den Bonds stark bemerkbar. Die im Eigenkapital verbuchten, unrealisierten Kapitalgewinne schmolzen allein im zweiten Quartal von 3,93 Mrd USD auf 1,65 Mrd zusammen und das Eigenkapital reduzierte sich von April bis Juni mit dem Dividendenabgang um über 4,5 Mrd auf 30,1 Mrd.
Volumen gesteigert
Das Geschäftsvolumen ist dagegen im zweiten Quartal um 11% auf 6,80 Mrd USD weiter gewachsen, was grösstenteils auf die Rücknahme des vor Jahren an Berkshire Hathaway übertragenen Geschäfts zuzuschreiben ist. In der Rückversicherung steigerte Swiss Re so die Prämieneinnahmen um 12% auf 3,17 Mrd und in L&H wuchs das Volumen gar um 16% auf 2,5 Mrd.
Auch Corporate Solutions profitierte mit einem Plus von 28% auf 686 Mio USD teilweise davon. Mit dem Versicherungsangebot für global tätige Grossunternehmen will die Gruppe hoch hinaus und bis 2015 einen Umsatz von 4 bis 5 Mrd und eine Rendite von 10 bis 15% erzielen.
In der Vertragserneuerungsrunde Juli stieg das Volumen um 12% bei einem Rückgang der Preise um 5%. In dieser Runde stehen Verträge vor allem in Nord- und Südamerika, Australien sowie Neuseeland zur Erneuerung an. Der Margenrückgang sei besonders auf das US-Naturkatastrophengeschäft zurückzuführen, während die Wachstumsmärkte (ohne China) seit Jahresbeginn um beinahe 25% zulegen.
An den Finanzzielen 2011-2015 orientiert sich das Management weiterhin. Swiss Re hat sich insbesondere zum Ziel gesetzt, mit der Eigenkapitalrendite die Rendite der 5-jährigen US-Staatsanleihen um 700 Basispunkte zu übertreffen.
Die Swiss Re-Papiere sind am Donnerstag zunächst unter Druck gekommen und drehten am Mittag ins Plus. Bis Börsenschluss gewannen sie 1,59% auf 73,60 CHF, während der Gesamtmarkt etwas schwächer tendierte. Damit konnten sich die Titel von den zuletzt erlittenen Abgaben etwas erholen. (awp/mc/upd/ps)