Flut zehrt am Munich-Re-Gewinn

Flut zehrt am Munich-Re-Gewinn

Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef Munich Re. (Foto: Munich Re)

München – Die Flutkatastrophe in Europa hat beim weltgrössten Rückversicherer Munich Re einiges vom Gewinn mitgerissen. Unter dem Strich blieb dem Dax-Konzern im zweiten Quartal 529 Millionen Euro und damit ein Drittel weniger übrig als ein Jahr zuvor. Auch ein Tornado und weitere Überschwemmungen zehrten stark am Ergebnis. Das Gewinnziel für 2013 sieht Vorstandschef Nikolaus von Bomhard jedoch nicht in Gefahr. Sorgen bereiten jedoch niedrigen Zinsen. Auch die Preisentwicklung bleibt mau. Experten hatten Besseres erwartet.

Die Munich-Re-Aktie reagierte mit einem Kursrutsch auf die Nachrichten. Zu Handelsbeginn an der Frankfurter Börse verlor das Papier 3,73 Prozent an Wert. «Die aktuellen Zahlen und die Aussagen sind die erste Enttäuschung bei der Munich Re seit längerer Zeit. Gerade nach der guten Kursentwicklung in den vergangenen Wochen scheint ein klarer Abschlag gerechtfertigt», sagte ein Händler.

Teure Grossschäden
Insgesamt musste die Munich Re im zweiten Quartal mit 605 Millionen Euro für Grossschäden geradestehen, ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Am teuersten kam den Konzern die Hochwasserkatastrophe in Deutschland, Österreich und Tschechien zu stehen, die im Juni über Wochen hinweg Städte und Landstriche unter Wasser setzte. Der Vorstand rechnet mit einer Belastung von 230 Millionen Euro – 50 Millionen Euro davon bei der Erstversicherungstochter Ergo.

Zum Vergleich: Europas grösster Erstversicherer Allianz muss im Zuge der Flut Schäden von 700 Millionen Euro begleichen, hat seine eigene Belastung jedoch auf 330 Millionen Euro begrenzt. Bei der Munich Re schlugen zudem Hochwasserschäden in Kanada und ein Tornado im Mittleren Westen der USA mit zusammen 80 Millionen Euro zu Buche.

Jahresziel bestätigt
Die Beitragseinnahmen reichten zwar weiterhin aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung verschlechterte sich allerdings von 96,9 auf 99,3 Prozent und lag damit nur noch knapp unter der kritischen 100-Prozent-Marke. In der Erstversicherung ging sie um einen Prozentpunkt auf 96,1 Prozent nach oben.

Für 2013 rechnet Vorstandschef von Bomhard weiterhin mit einem Überschuss von «annähernd drei Milliarden Euro». Davon ist nach dem ersten Halbjahr gut die Hälfte geschafft. Allerdings dürfen jetzt keine ungewöhnlich schweren Katastrophen mehr dazwischenkommen.

Kapitalerträge sinken
Höhere Preise kann das Unternehmen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung derzeit kaum durchsetzen. Bei der jüngsten Vertragserneuerung zum 1. Juli musste die Munich Re einen Preisabschlag von 0,9 Prozent hinnehmen. Betroffen davon sind vor allem die USA, Australien, Neuseeland und Lateinamerika. Schon zum Jahresanfang hatte die Munich Re wegen der schwachen Preisentwicklung auf Geschäft verzichtet.

Bei den Kapitalerträgen hinterlässt das niedrige Zinsniveau seine Spuren. Im zweiten Quartal sank das Kapitalanlageergebnis um 14 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro. Für 2013 erwartet der Vorstand weiterhin eine Rendite auf die Kapitalanlagen von 3,3 Prozent. Im Gesamtjahr 2012 waren es noch 3,9 Prozent, im ersten Halbjahr 2013 warfen sie sogar lediglich 3,2 Prozent ab. (awp/mc/pg)

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