Schmolz+Bickenbach-Verwaltungsrat wirft das Handtuch
Hans-Peter Zehnder tritt als VRP von Schmolz+Bickenbach zurück.
Emmenbrücke – Beim seit Monaten tobenden Machtkampf um den Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach haben die Erben der Firmengründer und Renova den Sieg über den Verwaltungsrat davongetragen. Auf die ausserordentliche Generalversammlung hin tritt beinahe das gesamte Gremium zurück.
Allen voran streicht Präsident Hans-Peter Zehnder die Segel. Die Erben der Firmengründer, die in der Schmolz+Bickenbach KG (S+B KG) organisiert sind, hatten sich Anfang Mai mit dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg zusammengetan und wollten mit Hilfe seiner Kapitalgesellschaft Renova die Macht bei Schmolz+Bickenbach übernehmen.
Vereinbarung zu geordnetem Übergang
Dabei sind sie nun einen entscheidenden Schritt weitergekommen: Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Zehnder, Vizepräsident Marc Feiler und fünf weitere Verwaltungsräte geben gemäss einer Mitteilung vom Freitag ihr Amt ab. An der ausserordentlichen Generalversammlung am 13. September sollen Ersatzwahlen in den Verwaltungsrat stattfinden. Dieses Vorgehen hatte sich abgezeichnet, nachdem die Gründerfamilien und Renova vor Wochenfrist mit dem Verwaltungsrat eine Vereinbarung zu einem geordneten Übergang getroffen hatten.
Nur einer bleibt
Während Zehnder, Feiler, Gerold Büttiker, Roland Eberle, Carl Michael Eichler, Benoît Ludwig und Roger Schaack Schmolz+Bickenbach den Rücken kehren werden, wird ein einziges an der letzten Generalversammlung gewähltes Verwaltungsratsmitglied im Gremium verbleiben: Manfred Breuer.
Fünf neue Kandidaten stehen zur Wahl
Hauptaktionärin Renova, respektive deren Tochter Venetos, hat unlängst bereits eine Liste mit Kandidaten veröffentlicht, die zur Wahl in den Schmolz+Bickenbach-Verwaltungsrat vorgeschlagen werden. Für Renova sollen Wladimir Kuznetsov und Marco Musetti in das Gremium einziehen. Als Vertreter der Gründerfamilien ist Oliver Thum und als unabhängige Kandidaten sind Michael Büchter und Edwin Eichler vorgeschlagen.
Derzeit sei neu ein siebenköpfiger Verwaltungsrat geplant, hiess es am Freitag weiter. Damit auch die Anliegen der kleineren Aktionäre respektiert würden, sollen unabhängige Mitglieder in der Mehrheit sein.
Streit um Kapitalerhöhung
Im Streit zwischen den Familienerben und Renova gegen den Verwaltungsrat ging es unter anderem um das Ausmass einer Kapitalerhöhung. Während der bisherige Verwaltungsrat eine Aufstockung von 330 Mio CHF vorgeschlagen hatte, wollten die Erben eine Erhöhung von 434 Mio CHF.
An der Generalversammlung von Ende Juni hatten sich die Aktionäre für den Vorschlag des Verwaltungsrats ausgesprochen. Renova und die Erben erlitten eine Niederlage. Allerdings erwirkten die Erben danach eine Registersperre, so dass sämtliche Beschlüsse der GV blockiert wurden.
Traditionsbetrieb mit Schulden
Schmolz+Bickenbach ist ein deutscher Traditionskonzern mit einer Zentrale in Düsseldorf. Mit der Übernahme der Swiss Steel 2006 kotierte sich der Konzern an der Schweizer Börse, der Firmensitz ist offiziell das ehemalige Swiss-Steel-Hauptquartier in Emmenbrücke LU.
Die Gruppe steckt allerdings tief in den roten Zahlen und ist mit fast einer Milliarde Franken verschuldet. Zudem büsste das Unternehmen Reputation ein, weil Ende 2011 ans Licht kam, dass sich der damalige Verwaltungsratspräsident Michael Storm privat aus der Firmenkasse bedient hatte. (awp/mc/pg)