AstraZeneca: Gewinneinbruch wegen Nachahmerpillen
Pascal Soriot, CEO AstraZeneca. (Bild: AstraZeneca)
London – Die Konkurrenz billigerer Nachahmerpillen hat dem zweitgrössten britischen Pharmakonzern AstraZeneca auch im zweiten Quartal massiv zugesetzt. Unter dem Strich brach der Überschuss um die Hälfte auf 823 Millionen US-Dollar (620 Mio Euro) ein, wie der im FTSE-100 notierte Pharmakonzern am Donnerstag mitteilte. Kosten für den Konzernumbau, negative Währungseffekte und staatliche Sparmassnahmen in den USA schlugen ebenso wie der Verlust lukrativer Patente für ehemalige Wachstumsträger auf den Gewinn durch.
Der GlaxoSmithKline -Konkurrent steht vor schwierigen Zeiten: Konzernchef Pascal Soriot erwartet 2013 weiterhin einen Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Der Gewinn vor Sonderposten wie Restrukturierung werde noch deutlicher sinken. Umsatzrückgänge in wichtigen Märkten wie den USA und Europa drückten die Erlöse im zweiten Quartal um sechs Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar. Nur in Schwellenländern wie China stiegen die Umsätze. Neben dem Patentverlust für das Medikament Seroquel zur Behandlung von Schizophrenie belastete auch der Umsatzrückgang beim Blutfettsenker Crestor. In den USA hatte AstraZeneca jüngst allerdings einen Patentstreit um das Mittel mit einem Vergleich abgeschlossen. Der Generikahersteller Actavis darf von Mai 2016 an ein billigeres Konkurrenzprodukt auf den Markt bringen. Crestor ist der wichtigste Umsatzbringer von Astra und erzielte im zweiten Quartal Erlöse in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar (-4%).
Ankündigung von Übernahmen
Vor Sonderposten wiesen die Briten einen Gewinn je Aktie von 1,20 Dollar aus. Dies war zwar ein Minus von 23 Prozent. AstraZeneca übertraf trotz des Rückgangs sowohl beim Umsatz wie auch beim Ergebnis die Erwartungen des Marktes, was die Börse mit einem Kursanstieg quittierte. Um die Umsatzeinbrüche aufzufangen hat Astra-Chef Soriot eine Reihe von Übernahmen angekündigt. So soll das Geschäft mit Atemwegsmitteln mit der Übernahme des US-Unternehmen Pearl Therapeutics ausgebaut werden. Erst Ende Mai kündigten die Briten an, den US-Blutfett-Spezialisten Omthera für rund 323 Millionen Dollar übernehmen zu wollen. Ende März hatte Soriot zudem weitere Stellenstreichungen, eine Fokussierung auf weniger Forschungsgebiete und dem Ausbau des Geschäftes in den Schwellenländern angekündigt. Sein Vorgänger David Brennan, der Mitte 2012 gehen musste, hatte bei dem Konzern bereits den Rotstift angesetzt und Tausende Stellen gestrichen.
Soriot ist mit seinem Fokus auf die Emerging Markets in der Branche nicht alleine: Auch der lokale Konkurrent GlaxoSmithKline will die Abhängigkeit vom Geschäft mit den «Pillen für westliche Märkte» weiter reduzieren und das Engagement in den Schwellenländern ausbauen. Bei der französischen Sanofi machen Schwellenländer bereits gut ein Drittel des Konzernumsatzes aus. Die Franzosen mussten bei ihrer heutigen Zahlenvorlage die Prognose senken – auch ihnen bereiten Nachahmerpillen Kopfschmerzen. (awp/mc/hfu)