Arbeitsmarkt: Generation 50 plus wechselt weniger oft die Stelle
Wenn über 50-Jährige einmal arbeitslos werden, ist es für diese Altersgruppe schwieriger, wieder eine neue Stelle zu finden.
Bern – Die neuesten Seco-Zahlen zum Arbeitsmarkt Schweiz offenbaren ein interessantes Phänomen: Die Arbeitslosenquote bei den über 50-Jährigen liegt mit 2,5% deutlich unter der durchschnittlichen Quote aller registrierten Arbeitslosen von 2,9% im Juni.
Wo liegen die Gründe dafür? «Zum einen ziehen sich viele ältere Menschen vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt zurück», erklärt Martin Flügel, Präsident des Gewerkschaftsdachverbands Travail.Suisse. Sie täten dies oft, weil sie keine Stelle mehr finden würden. «Zum anderen wechseln Arbeitnehmende über 50 Jahren weniger häufig die Stelle als andere Altersgruppen», sagt Flügel.
Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), verweist zur Erklärung des Phänomens auf das «geringere Arbeitslosenrisiko» von älteren Menschen. «Wenn sie jedoch einmal arbeitslos werden, ist es für diese Altersgruppe umso schwieriger, wieder eine neue Stelle zu finden», sagt er. Viele Angehörige der Generation 50 plus würden daher zu Langzeitarbeitslosen, erklärt Lampart. Dies belegen auch die Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). So machen die über 50-jährigen Arbeitnehmenden mehr als 40% der Langzeitarbeitslosen aus.
Langzeitarbeitslosigkeit schon länger ein Problem
Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit für ältere Menschen bestehe aber bereits seit einiger Zeit, sagen sowohl Lampart als auch Flügel. Zum besseren Verständnis der Lage verweisen beide auf die Erwerbslosenstatistik. Diese berücksichtige auch jene Menschen, welche ausgesteuert wurden und bei keinem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) mehr registriert sind.
Diese Statistik zeige, erklärt Lampart, dass sich das Problem in den letzten Jahren nicht unbedingt verschlimmert, es sich gleichzeitig aber auch nicht entschärft habe.
Fehlendes Weiterbildungsangebot seitens der Arbeitgeber
Einen wichtigen Grund für die Benachteiligung älterer Menschen am Arbeitsmarkt ortet Flügel am mangelnden Weiterbildungsangebot der Arbeitgeber. So fehlten den über 50-Jährigen die nötigen Qualifikationen, sollten sie einmal die Stelle wechseln wollen.
Er fordert daher, die Arbeitgeber müssten auch Angestellten mit fortgeschrittenem Alter die gleichen Weiterbildungsmöglichkeiten bieten wie jungen Angestellten. «Alle müssen gleich behandelt werden – dies gilt auch für die Einstellung von neuen Mitarbeitenden», sagt Flügel. Die Einstellungspolitik müsse «altersblind und nicht diskriminierend» sein.
Lage in der Schweiz vergleichsweise gut
Im internationalen Vergleich stehe die Schweiz aber immer noch sehr gut da, sagt dazu Seco-Kommunikationschefin Antje Bärtschi. So weise die Schweiz nämlich bei den über 50-Jährigen eine der höchsten Erwerbstätigenquoten aller 34 OECD-Länder auf. (awp/mc/upd/ps)