Spitäler ziehen positive erste Bilanz zu den Fallpauschalen
(Foto: Martin Büdenbender/pixelio.de)
Bern – Die Einführung der Fallpauschalen (Swiss DRG) vor knapp eineinhalb Jahren ist aus der Sicht der Schweizer Spitäler positiv verlaufen. Das System funktioniere technisch einwandfrei, und Spitäler und Kliniken hätten die Kosten im Griff, heisst es. Dennoch sind weitere Verbesserungen notwendig.
Der Spitaldachverband H+ lotete an einer Medienkonferenz am Montag die ungelösten Probleme aus. Zum einen stehe die Tarifstruktur erst am Anfang, sagte Werner Kübler, Direktor des Universitätsspitals Basel und Vizepräsident von H+. Vor allem hochspezialisierte und komplexe Fälle seien im Fallpauschalen-System noch defizitär.
Beispielsweise müssten künftig die Tarife für Kindermedizin-Fälle höher angesetzt werden. Die Entwicklung der Tarifstruktur verlaufe langsam und müsse konsequent forciert werden, gab Kübler zu bedenken. Die neuste Tarifversion 3.0 soll in Kürze dem Bundesrat vorgelegt werden.
Uneinigkeit über Basispreise
Seit Januar 2012 gilt im Zusammenhang mit der neuen Spitalfinanzierung schweizweit das neue Tarifsystem für stationäre Spitalleistungen. Bei Fallpauschalen wird jeder Spitalaufenthalt anhand von Kriterien wie beispielsweise Diagnose und Behandlung einer Fallgruppe zugeordnet und pauschal vergütet.
Da die Kosten der Spitäler unter anderem von der Lohnsumme, den Investitionen und der Miete eines Spitals abhängen, schwanken sie von Fall zu Fall. Dies führt zu einem Basispreis, auf dessen Grundlage der endgültige Preis berechnet wird. Die Rechnung wird der Krankenkasse (45%) und dem Kanton (55%) belastet. Noch sind sich Spitäler und Versicherer nicht einig, wie diese Basispreise berechnet werden sollen. In einigen Kanton sind Beschwerden von Krankenkassen hängig.
Kritik am Preisüberwacher
Eine weitere Herausforderung seien die Investitionskosten der Spitäler, erklärte H+-Präsident Charles Favre. In den Basispreisen enthalten sind auch die Kosten für Geräte und Immobilien. Diese Anlagenutzungskosten für die Spitäler sind nach wie vor zu tief berechnet», sagte Favre. Die Berechnungen basierten auf Werten aus der Vergangenheit, die nicht mehr der Realität entsprächen. So sei es den Spitälern nicht möglich, Investitionen zu tätigen, etwa in Renovationen oder in neue Technologien.
Die Anlagenutzungskosten betragen im Moment etwa 9 bis 10%. Gemäss Favre sind aber längerfristig 14 bis 16% nötig. Favre übte in diesem Zusammenhang Kritik am Preisüberwacher. Dieser nehme zu stark Einfluss auf die laufenden Tarifverhandlungen und seine Beurteilung basiere auf eben diesen veralteten Werten.
Keine «blutigen Entlassungen»
Nicht unter die Fallpauschalen fallen Aufenthalte in einer Rehabilitationsklinik. Deswegen machte Matthias Mühlheim, Direktor der Reha Rheinfelden, ein Spannungsfeld zwischen den Spitälern und den Krankenkassen aus. Letztere würden einen frühzeitigen Eintritt ihrer Kunden in die Reha teilweise verhindern, da sie aufgrund der Fallpauschalen nicht mehr bezahlen müssen, wenn der Patient länger im Spital bleibt.
In der Vergangenheit hatten Patienten von sogenannten «blutigen Entlassungen» – verfrühte Patientenentlassungen – berichtet. Diesen Aussagen widersprach Mühlheim.
Neues PR-Instrument für Schweizer Spitäler
Um die schweizweiten Spitalleistungen übersichtlich darzustellen, hat H+ nach eigenen Angaben einen Spital- und Klinik-Monitor entwickelt. Das dreisprachige Online-System zeige die Trends der Branche unter anderem mittels Grafiken auf und sei ein PR-Instrument der Schweizer Spitäler, hiess es dazu.
So habe sich etwa gezeigt, dass die Spitäler effizienter geworden seien. Sie hätten bei kürzerer Aufenthaltsdauer mehr Patientinnen und Patienten behandelt und dafür Bestnoten erhalten. (awp/mc/pg)