Chinas Handelsbilanz erstmals seit einem Jahr negativ
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Peking – Der Aussenhandel Chinas hat sich im März spürbar abgekühlt. Wie aus Regierungszahlen vom Mittwoch hervorgeht, war der Saldo aus Exporten und Importen erstmals seit gut einem Jahr negativ. Die Handelsbilanz wies also ein Defizit aus. Besonders schwach präsentierte sich die Ausfuhr in Länder der Europäischen Union, die im Jahresvergleich um 14,0 % rückläufig war. Hauptgrund dürfte die krisenbedingt schwache Nachfrage aus vielen Euroländern sein. Allerdings gingen auch die Ausfuhren in die USA und nach Japan zurück.
Die Importe, ein Indikator für die Binnennachfrage, legten derweil zu. Sie stiegen im Jahresvergleich um 14,1 %. Der Rückgang von 15,2 Prozent im Februar konnte aber nicht ausgeglichen werden. Die Handelsbilanz schloss mit einem Saldo von minus 880 Millionen Dollar. Es war das erste Defizit seit Februar 2012.
Das Wachstum der Exporte, ein Treiber der chinesischen Konjunktur, war unterdessen so schwach wie seit vier Monaten nicht mehr. Die Markterwartungen wurden verfehlt. Die chinesische Administration gab sich dennoch zuversichtlich: Wegen der zu erwartenden Stabilisierung in Europa und den USA sei mit einer besseren Entwicklung des Aussenhandels zu rechnen, sagte ein Regierungsvertreter in Peking.
Keine guten Signale für den Welthandel
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, sieht in der aktuellen Handelsbilanz hingegen keine guten Signale für den Welthandel. Bei genauerer Betrachtung zeige dies eine gewisse Brisanz, schreibt Gitzel in einer Spotanalyse. Das gesamte Exportplus im März von 10% gegenüber dem Vorjahr täusche darüber hinweg, dass im März die chinesischen Ausfuhren in die G3-Staaten um 10.2% zurückgingen. Die Exporte in die EU seien im Jahresvergleich sogar um 14.3% gesunken.
Die eigentliche Botschaft sei deshalb: Dem Welthandel fehle es an jeglichem Schwung. Dies passe auch zum unerwartet deutlichen Rückgang der deutschen Exporte im Februar. Dass in China am Ende bei den Exporten doch noch ein solides Plus von 10% verbucht werden konnte, liege einzig an einem satten Zuwachs der Ausfuhren nach Hongkong, also am intraregionalen Handel, so Gitzel. Der Zuwachs der chinesischen Importe von 14.1% stimme hingegen versöhnlicher, lege dieser zumindest Zeugnis von einer robusten Binnenwirtschaft ab.