Der neue Papst kommt aus Argentinien

Der neue Papst kommt aus Argentinien

(Screenshot)

Rom – Kardinal Jorge Mario Bergoglio (76) aus Argentinien ist von den 115 Kardinälen des Konklaves im fünften Wahlgang zum neuen Papst gewählt worden. Er wird als Franziskus I. das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken. Bergoglio ist ein Jesuit – der erste, der das Amt des Papstes innehat. Und er ist auch der erste Papst aus Lateinamerika. Franziskus I. wurde zum 266. Papst und somit zum 265. Nachfolger des heiligen Petrus gewählt.

Die Entscheidung für einen Lateinamerikaner war überfällig. Fast 560 Millionen Katholiken leben in Lateinamerika: Auf keinem anderen Kontinent ist der Anteil von Katholiken so hoch. Franziskus I. hat sich als Modernisierer der einst besonders konservativen argentinischen Kirche auch international Respekt erworben. Der persönliche Lebenswandel des Sohnes italienischer Einwanderer gilt als prophetisch: bescheiden, volksnah, ökologisch. Er wurde auch «Kardinal der Armen» genannt. Als Erzbischof von Buenos Aires nutzte er meist öffentliche Verkehrsmittel und verzichtete auf bischöflichen Prunk.

Die Wahl des Jesuiten Bergoglio ist nach Expertenansicht eine Kehrtwende. «Der Jesuitenordnen steht für eine Hinwendung zur Welt und wurde in den vergangenen Jahrzehnten vom Vatikan zurückgedrängt», sagte der katholische Theologe Magnus Striet von der Universität Freiburg.

Anschuldigungen wegen Bergoglios Rolle während der Militärdiktatur
Die vor einigen Jahren in argentinischen Medien veröffentlichte Zeugenaussagen, Bergoglio habe während der Militärdiktatur (1976-1983) als Jesuiten-Provinzial Ordensleute nicht genug vor Übergriffen der Machthaber geschützt, konnten seine Chancen offensichtlich nicht schmälern. Bergoglio selbst hatte die Anschuldigungen damals als Verleumdung bezeichnet. In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, ausserdem wandte er sich erfolglos gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

Bergoglio gehörte trotz seines Alters zu den Mitfavoriten. Bereits beim letzten Konklave 2005 soll er am zweitmeisten Stimmen bekommen haben. Sein Rückzug soll damals die Wahl von Joseph Ratzinger mit grosser Mehrheit ermöglicht haben.

«Habemus Papam»
Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran trat am Abend auf die Loggia des Petersdoms und vor Zehntausenden Gläubigen sprach er die Worte: «Habemus papam». «Ich verkünde Euch grosse Freude, wir haben einen neuen Papst.» Dann nannte er den Namen, den der neue Papst sich selbst gegeben hat: Franziskus I.

Nachdem er auf dem Balkon die jubelnde Menge mit einem «buona sera» begrüsst hatte, scherzte der neue Papst, es scheine so, als hätten die Kardinäle am Ende der Welt gesucht, um den neuen Erzbischof von Rom zu finden. «Da sind wir nun», sagte er mit einem schüchternen Lächeln. Dann erklärte er: «Ich bitte euch, für mich zu beten. Diesen Weg werden wir gemeinsam gehen. Bischof und Volk.»

Schweizer Bischöfe erfreut
Die Schweizer Bischöfe zeigen sich erfreut über die Wahl: «Von Herzen wünschen wir Papst Franziskus Weisheit und Kraft», schreibt die Schweizer Bischofskonferenz in einem Communiqué. Die intensiven und offenen Gespräche im Vorkonklave hätten dem Kardinalskollegium und auch Kardinal Jorge Maria Bergoglio, dem neuen Papst, die komplexe Situation der katholischen Kirche ebenso wie anstehende Aufgaben vor Augen geführt, heisst es weiter. «Die Kirche steht vor grossen Herausforderungen.»

Nach Ansicht der Deutschen Bischofskonferenz zeichnet sich der neue Papst durch «sein bescheidenes Auftreten und seine kraftvollen Predigten» aus. «Heimat- und naturverbunden ist der Heilige Vater. Bekannt ist er für die Besuche an den hohen kirchlichen Feiertagen in Krankenhäusern und Gefängnissen», erläuterte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Das schlichte Glaubenszeugnis seiner ersten kurzen Ansprache und sein Gebet zeigten der Welt, dass der Heilige Vater bereit sei, das wichtige Amt und die hohe Verantwortung in tiefem Gottvertrauen zu übernehmen, so Zollitsch. (mc/pg)

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