Japans Zentralbank hebt Ausblick – Neue Ära der Geldpolitik beginnt
Haruhiko Kuroda, nominierter Notenbank-Gouverneur.
Tokio / Frankfurt – Die japanische Zentralbank hat ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage angehoben. Die Konjunktur schwäche sich nicht mehr ab, erklärte die Bank von Japan (BoJ) am Donnerstag. Auch die Industrieproduktion lasse nicht weiter nach. Erwartungsgemäss wurden auf der letzten Sitzung des scheidenden Notenbankchefs Masaaki Shirakawa nichts an der der Geldpolitik geändert. Die Leitzinsen beliess die Notenbank unverändert bei nahe Null.
«Anleger schielen bereits voller Vorfreude auf den Führungswechsel im Vorstand der Notenbank, der eine expansivere Geldpolitik verheisst», schreibt Experte Marco Wagner von der Commerzbank in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Nach fünf Jahren an der Spitze einer der weltweit grössten Notenbanken endet am 19. März die Amtszeit Shirakawas und die zweier weiterer Vorstandsmitglieder.
Zustimmung des Parlaments für Haruhiko Kuroda Formsache
Als neuer Notenbank-Gouverneur ist der bisherige Präsident der Asiatischen Entwicklungsbank, Haruhiko Kuroda, nominiert. Dass das Parlament der Personalie zustimmt, gilt als Formsache. Als neue Stellvertreter stehen Kikuo Iwata, Professor an der Gakushui Universität in Tokio, und BoJ-Exekutivdirektor Hiroshi Nakaso in den Startlöchern. Anfang April wird die erste Notenbanksitzung mit den drei neuen Vorständen stattfinden.
Unbegrenzte Anleihekäufe
Kuroda hat bereits angekündigt, die Geldschleusen weiter zu öffnen. In den nächsten zwei Jahren will er die Inflation durch unbegrenzte Aufkäufe auch langlaufender Anleihen auf zwei Prozent heben. Bisher hat die Notenbank nur Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren erworben. Kuroda will auch, dass die Notenbank verstärkt riskantere Papiere wie Anleihen von Unternehmen und börsengehandelte Fonds vom Markt nimmt. Das einzige Tabu für den designierten Notenbankchef scheint der direkte Kauf von Staatsanleihen von der Regierung zu sein.
Yen soll geschwächt werden
Commerzbank-Ökonom Wagner sieht die neue geldpolitische Ära in Japan bereits skeptisch, bevor sie offiziell eingeläutet ist: «Auch wenn allen Beteiligten, insbesondere den ausländischen Notenbankern, glauben gemacht werden soll, dass es dabei um die Beendigung der Deflation geht, ist das eigentliche Ziel der Regierung die Schwächung des Yen.» Mit einem schwächeren Yen sollen die Exporte und damit die schleppende Wirtschaft angekurbelt werden.
Die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen in Japan hat am Devisenmarkt bereits starke Wirkung gezeigt: Ohne dass sich die Geldpolitik in den letzten Wochen massgeblich verändert hätte, hat der Yen gegenüber dem US-Dollar seit Mitte November um 20 Prozent abgewertet. «Die Erwartungen liegen also hoch, und damit dürfte es umso schwieriger werden, den Markt nicht zu enttäuschen», sagt Experte Wagner. (awp/mc/ps)