Kommentar zur Abstimmung: Die Schweiz distanziert sich von Abzockern
Das Schweiz Volk hat sich klar für die «Abzocker-Initiative» von Thomas Minder ausgesprochen. Die Emotionen haben in diesem Falle über die sachlichen Argumente gesiegt und für einmal ist das auch gut so.
Von Helmuth Fuchs
Eigentlich ist ein Gesetz für (oder gegen) einige Wenige aus Sicht eines möglichst schlanken Staates und einer grösstmöglichen Freiheit der Bürger unsinnig. Bei dieser Abstimmung ging es aber vor allem um ein ethisches Verständnis zum Einkommen von Angestellten und zur sich öffnenden Schwere zwischen Reich und Arm. Das Signal ist klar: In der Schweiz gibt es eine Grenze des Anstandes, wenn es um die Selbstbedienungs-Mentalität von Managern geht. Das hat wenig mit Neid, aber viel mit dem Gespür des Volkes für eine gewisse Balance zu tun. Die Fokussierung auf den «Ober-Abzocker Vasella» greift zu kurz, auch wenn er durch sein Verhalten die Befürworter gestärkt hat. Vasella hat sich ein System zu eigen gemacht, das ein solches Verhalten nicht nur toleriert, sondern geradezu forciert. In diesem Sinne kann die Abstimmung auch als Signal zugunsten eines Systems verstanden werden, das andere Werte als die reine Geldmaximierung des Einzelnen zum Massstab hat. Falls dem so ist, wäre es ein erfreulicher Tag für die Schweiz.
Sorgsamer Umgang mit knappen Lebensraum
Ein ähnlicher Aspekt zeigt sich bei der Abstimmung zum Raumplanungsgesetz. Auch hier scheint sich der Anspruch der Mehrheit auf einen lebenswerten Raum gegen Ansprüche von Land- und zukünftigen Immobilienbesitzer durchzusetzen. Die Zersiedelung des knappen Lebensraumes soll gestoppt und der Umgang mit dem Raum besser geplant werden. Den partikulären Interessen der wenigen Landbesitzer werden die Anliegen derjenigen gegenübergestellt, für die natürliche und naturbelassene Räume wichtig für die Lebensqualität sind.
Falls die Politiker die Abstimmungsresultate als Signal der Mehrheit verstehen, Wirtschafts- und Lebensräume nicht einfach zugunsten individueller Interessen zur Ausbeutung frei zu geben, könnte dieser Abstimmungs-Sonntag rückblickend ein wertvoller Meilenstein in der fortlaufenden gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes sein.