EU-Schluss: Gewinne abgebröckelt – Italien-Wahl verunsichert
Paris – Nach einer zeitweiligen Rally an den europäischen Börsen sind die Gewinne wegen des noch ungewissen Wahlausgangs in Italien abgebröckelt. Der EuroStoxx 50 , der zeitweise wieder bis knapp unter 2.700 Punkte gestiegen war, schloss am Montag mit einem Plus von 0,83 Prozent bei 2.651,86 Punkten. Der Cac 40 in Paris gewann 0,41 Prozent auf 3.721,33 Punkte. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,31 Prozent auf 6.355,37 Punkte hoch. Dass Moody’s Grossbritannien die Top-Kreditwürdigkeitsnote «AAA» entzogen hat, hatte laut der Fondsgesellschaft Fidelity kaum Einfluss, sondern sei bereits erwartet worden.
In Italien ging der der FTSE MIB mit plus 0,73 Prozent aus dem Tag, nachdem er zeitweise um vier Prozent zugelegt hatte. Ein Händler sagte: «Die Italienwahl hat für ein kräftiges Hin und Her an den Börsen gesorgt.» Dabei verwies er auf die Prognosen, denen zufolge sich Bersani und Berlusconi ein enges Kopf- an-Kopf-Rennen im Senat liefern. Kurz nach der Schliessung der Wahllokale hatten erste Prognosen das Mitte-Links-Bündnis unter Pier Luigi Bersani in beiden Parlamentskammern vorne gesehen. Dann hiess es, dass das Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi die Nase im umkämpften Senat vorn haben könnte.
Unter den europäischen Branchen war der Autosektor am stärksten mit plus 1,39 Prozent, gefolgt vom Technologiesektor, der um 0,66 Prozent zulegte. Der Mediensektor dagegen zählte nach enttäuschenden Pearson-Zahlen zu den schwächsten Branchen und gab um 0,96 Prozent nach.
Favorit im EuroStoxx waren die Aktien von Vivendi mit plus 3,20 Prozent. Sie profitierten von einer Hochstufung durch die UBS auf «Neutral» sowie von einem Pressebericht, dass der französische Medien- und Telekomkonzern das 2009 übernommene brasilianische Telekomunternehmen GVT in wenigen Wochen verkaufen könnte. PostNL gewannen im AEX nach einem besser als erwarteten operativen Ergebnis im vierten Quartal 6,55 Prozent.
Pearson büssten dagegen in London nach enttäuschenden Zahlen und Ausblick 3,70 Prozent ein. Der Verlagskonzern kämpft weiter mit den Umbrüchen in der Medienwelt und meldete für das vergangene Jahr einen leichten Rückgang beim operativen Gewinn. Besserung ist kaum in Sicht. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen, zu dem etwa die «Financial Times» gehört, bestenfalls mit einer Stagnation in seinem operativen Geschäft. Reckitt Benckiser litten unter einer Abstufung auf «Sell» durch Investec und verloren an vorletzter Stelle 2,99 Prozent.
Die Titel der RTL Group stiegen in Brüssel um 2,75 Prozent. Europas grösster privater Fernsehsender legte Zahlen vor und schüttet trotz sinkender Gewinne eine Milliardendividende aus. (awp/mc/upd/ps)